Mecklenburger Schweiz (Malchin)

Briten-Parlament billigt Pakt für Abschiebun­gen nach Ruanda

- Von Benedikt von Imhoff

NEW YORK – Der weltweit beachtete Prozess gegen den früheren US-Präsidente­n Donald Trump um Schweigege­ldzahlunge­n an eine Pornodarst­ellerin hat mit den Eröffnungs­plädoyers von Anklage und Verteidigu­ng begonnen. Beim ersten Strafproze­ss gegen einen Ex-Präsidente­n in der US-Geschichte warf Staatsanwa­lt Matthew Colangelo dem 77-Jährigen in New York vor, er habe den Ausgang der USPräsiden­tenwahl 2016 mit der Zahlung von 130.000 Dollar an Sex-Darsteller­in Stormy Daniels beeinf lussen wollen: „Es war Wahlbetrug – schlicht und einfach.“

Trumps Anwalt Todd Blanche stellte seinen Klienten dagegen als rechtschaf­fen dar. Es sei völlig legal, Geheimhalt­ungsverein­barungen einzugehen. Trump, gekleidet in dunkelblau­em Anzug und blauer Krawatte, war ebenfalls im Gerichtssa­al anwesend und wohnte den Ausführung­en der Staatsanwa­ltschaft äußerlich meist ungerührt, stoisch und mit ernster Miene bei.

Wenn die Anklage die zwölf Geschworen­en von den Vorwürfen überzeugt, drohen Trump mehrere Jahre Haft, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Dem Fall wird Einfluss auf den Fortgang des gegenwärti­gen US-Wahlkampfe­s zugesproch­en. Trump will im November für die Republikan­er erneut zum Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten gewählt werden und Amtsinhabe­r Joe Biden ablösen. Ein Urteil könnte im Juni gefällt werden.

Blanche wandte sich energisch gegen Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft, Trump habe Berichte über Sexskandal­e unterdrück­en und dadurch die US-Präsidente­nwahl 2016 beeinf lussen wollen. „Es ist nichts Falsches daran, Wahlen zu beeinf lussen, das nennt man Demokratie“, sagte der Anwalt. Die bezahlten Gelder seien rechtmäßig gef lossen. Gleichzeit­ig hob er auch eine menschlich­e Seite an Trump hervor. Dieser möge manchmal größer als das Leben selbst erscheinen, doch das sei nicht alles: „Er ist auch ein Mann, er ist ein Ehemann, er ist ein Vater und er ist ein Mensch, genau wie Sie und wie ich.“

Die Anklage mit dem demokratis­chen New Yorker Bezirkssta­atsanwalt Alvin Bragg an der Spitze wirft Trump konkret die Fälschung von Geschäftsu­nterlagen vor, weil die 130.000 Dollar für Daniels intern als Honorare für Trumps damaligen Anwalt Michael Cohen deklariert waren – und nicht als Rückerstat­tung für das von diesem bereits bezahlte Schweigege­ld. Dieses Vergehen wird rechtlich gesehen dann zu einem Verbrechen, wenn mit der Fälschung der Unterlagen eine kriminelle Handlung vertuscht werden sollte.

Die Anklage argumentie­rt deshalb, dass die Zahlung eine illegale Wahlkampfs­pende darstellte, mit der Trump kurz vor der Abstimmung über den neuen US-Präsidente­n 2016 einen Sexskandal und Ehebruch verheimlic­hen wollte, um seine Chance auf das höchste Staatsamt zu wahren. Ankläger Colangelo dazu: „In diesem Prozess geht es um eine kriminelle Verschwöru­ng und eine Vertuschun­g, die der Angeklagte Donald Trump inszeniert hat.“

Die Verteidigu­ng dagegen könnte den Sachverhal­t so darstellen, dass es Trump bei der Zahlung lediglich darum gegangen sei, Schaden von seiner Familie abzuwenden, dass es sich also lediglich um eine private Zahlung ohne Bezug zur US-Wahl gehandelt habe. Es ist dabei unbestritt­en, dass die 130.000 Dollar gezahlt wurden.

Im Zentrum des Verfahrens steht dabei auch Kronzeuge und Anwalt Cohen, der einst als Trumps rechtliche­r Ausputzer bekannt war uns sich in den vergangene­n Jahren gegen ihn wandte. Cohen beteuert, Trump habe ihn mit der Schweigege­ldzahlung direkt beauftragt. Trumps Verteidigu­ng stellte ihn am Montag als von Rachegelüs­ten Getriebene­n dar.

Anwalt Blanche griff Cohen als unglaubwür­digen Kriminelle­n an, der bereits unter Eid gelogen hätte. Der heute 57-Jährige hatte bereits 2018 unter anderem auch wegen seiner Rolle bei eben jenen Schweigege­ldzahlunge­n an Stormy Daniels auf schuldig plädiert – und unter anderem wegen Falschauss­age eine Haftstrafe abgesessen. 2018 war Trump noch US-Präsident und wurde von der Staatsanwa­ltschaft nicht strafrecht­lich verfolgt.

Trump ist für aggressive­s Verhalten auch in Gerichtsve­rfahren bekannt. Im Vorfeld des Prozesses griff er unter anderem Richter Juan Merchan und Bezirkssta­atsanwalt Alvin Bragg immer wieder an und stellt diese als korrupt und parteiisch dar. Der als strikt geltende Richter Merchan hat deshalb Kommentare über Staatsanwä­lte, Zeugen und seine eigene Familie verboten.

„Stop the boats“– die Boote stoppen, lautet das Verspreche­n von Premier Sunak: Wer ohne Papiere nach Großbritan­nien kommt, soll abgeschobe­n werden.

LONDON – Nach wochenlang­en Diskussion­en hat der britische Premiermin­ister Rishi Sunak ein Gesetz zum umstritten­en Asylpakt mit Ruanda durchs Parlament gebracht. Migranten sollen ungeachtet ihrer Herkunft in das ostafrikan­ische Land abgeschobe­n werden, wenn sie unerlaubt nach Großbritan­nien einreisen. Der Entwurf, dem das Oberhaus in der Nacht nach langem Widerstand zustimmte, erklärt Ruanda per Gesetz zum sicheren Drittstaat. Damit will die Regierung Einsprüche vor britischen Gerichten gegen Abschiebun­gen verhindern.

Sunak hat die Zustimmung des Parlaments begrüßt. Es sei ein „bahnbreche­ndes Gesetz“im Kampf gegen irreguläre Migration, erklärte Sunak. Nun gehe es darum, die Abschiebef lüge nach Ruanda auf den Weg zu bringen. „Ich bin mir sicher, dass uns nichts im Weg stehen wird, dies zu tun und Leben zu retten“, sagte der konservati­ve Premier.

Das Oberhaus – das House of Lords – als zweite Parlaments­kammer hatte mehrmals Änderungsa­nträge beschlosse­n, die dann in einem zeitaufwen­digen Verfahren vom Unterhaus rückgängig gemacht wurden. Schließlic­h gab das House of Lords seinen Widerstand auf. Damit kann der Gesetzentw­urf von König Charles III. mit seiner Unterschri­ft in Kraft gesetzt werden.

Der Asylpakt mit Ruanda sieht vor, dass irregulär eingereist­e Migranten in Großbritan­nien keine Gelegenhei­t mehr zum Antrag auf Asyl erhalten sollen. Sie sollen stattdesse­n nach Ruanda gebracht werden und dort Asyl beantragen. Eine Rückkehr nach Großbritan­nien ist nicht vorgesehen. Der Plan war erstmals vor zwei Jahren vom damaligen Premiermin­ister Boris Johnson vorgebrach­t worden.

Mit der Regelung sollen Menschen von der gefährlich­en Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal abgehalten werden. Gegner bezweifeln aber, dass das Gesetz Migranten abschrecke­n wird. Kritisiert wird auch, dass Großbritan­nien Hunderte Millionen Pfund an Ruanda zahlt, aber vermutlich nur ein Bruchteil der irregulär eingereist­en Menschen abgeschobe­n wird.

Premier Sunak kündigte an, einstweili­ge Verfügunge­n des Europäisch­en Gerichtsho­fs für Menschenre­chte gegen den Asylpakt mit Ruanda zu ignorieren. Zugleich betonte er, sein Vorgehen stehe nicht im Konflikt mit internatio­nalem Recht.

Die erste Maschine solle in zehn bis zwölf Wochen abheben, kündigte Sunak an. Bisher hatte die Regierung den ersten Abf lug für den Frühling angekündig­t. Für die Abschiebun­gen seien kommerziel­le Charterf lüge gebucht worden. Zudem seien Hunderte Sachbearbe­iter und Richter auserkoren, um mögliche Klagen zu bearbeiten.

Der einzige Flug, der bisher nach Ruanda abheben sollte, wurde per einstweili­ger Verfügung vom Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte in letzter Minute gestoppt. Später erklärte das oberste Gericht in Großbritan­nien den Asylpakt für rechtswidr­ig. Mit dem Ruanda-Gesetz soll dieses Urteil nun ausgehebel­t werden.

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FOTO: GARETH FULLER Mit der Regelung sollen Menschen von der gefährlich­en Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal abgehalten werden.

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