Lindauer Zeitung

„Brummelige­r Mieselaune­bär“

Jörg Schmadtke verabschie­det sich in den Ruhestand

- Von Kristof Stühm

(SID) - Jörg Schmadtke hat einen neuen Boss – Ehefrau Andrea. „Sie wird ab jetzt die Planungen übernehmen, und das hat sie sich verdient“, sagte Schmadtke, der wohl kauzigste unter den Bundesliga-Managern, vor seinem Abschied von der großen Bühne der „Süddeutsch­en Zeitung“: „Wir wollen jetzt ein bisschen was von der Welt sehen.“

Über 20 Jahre hatte Schmadtke in seinen Clubs das Sagen. Und alles begann mit einer kleinen Stellenanz­eige im „kicker“, die Alemannia Aachen 2001 geschaltet hatte: „Manager gesucht“. Schmadtke bewarb sich, bekam den Job, machte sich einen Namen, feierte Erfolge. Aachen, Hannover 96, 1. FC Köln, VfL Wolfsburg – nun ist Schluss. Das Achtelfina­le im DFB-Pokal seiner Wölfe bei Union Berlin (20.25 Uhr/Sky) steigt an seinem letzten Arbeitstag.

„Ich finde es angenehm, aufrecht durch die Tür zu gehen und nicht durch den Hinterausg­ang geschoben zu werden“, sagte Schmadtke, der Marcel Schäfer zu seinem Nachfolger aufgebaut hat: „Das ist mir ja, ehrlich gesagt, nicht auf all meinen Stationen gelungen.“

Schmadtke war der Mann für die schwierige­n Fälle, machte aus Wenig stets ziemlich Viel. Schon in Aachen begann dieses Muster. Schmadtke übernahm seine Clubs stets in der Krise, leitete die Wende ein, führte sie dann gar in den Europacup – doch am Ende gab es immer irgendwie Ärger.

Neben seinem Ruf ein exzellente­r Talentspäh­er und Reformer zu sein, gilt er auch als eigenbrötl­erischer Sturkopf. Immer wieder überwarf sich Schmadtke, früher Kultkeeper in Düsseldorf und Freiburg mit lockiger Mähne und bunten Trikots, auch mit seinen Trainern wie Mirko Slomka (Hannover), Peter Stöger (Köln) oder Oliver Glasner (Wolfsburg). Die „Süddeutsch­e“nannte ihn zuletzt einen „brummelige­n Mieselaune­bär“. Das „Spiel an sich liebe ich immer noch, die Begleiters­cheinungen nicht“, sagte der 58-Jährige, der sein Image gegenüber den Medien freilich auch ein bisschen pflegte. In Wolfsburg hört er jetzt ganz freiwillig auf, ohne Theater. „38 Jahre im Fußball sind genug“, so Schmadtke.

Ob es ein Abschied für immer ist? „Er geht in den Vorruhesta­nd. Mal sehen, ob er das aushält“, sagte Wölfe-Trainer Niko Kovac, wenn „ihm irgendwann mal langweilig wird – davon gehe ich aus – wird er sich sicher wieder etwas Neues suchen.“Könnte passieren, sagte Schmadtke, „oder, viel schlimmer, dass meine Frau mich wieder rausjagt. Ich glaube es ehrlich gesagt aber nicht.“

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FOTO: DPA Jörg Schmadtke

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