Lindauer Zeitung

Zum Debüt in die Vergangenh­eit

Anton Gavel trifft als Trainer des Basketball-Bundesligi­sten Ulm direkt auf München

- Von Thorsten Kern

- Fünfmal deutscher Meister, viermal deutscher Pokalsiege­r: Die Karriere von Anton Gavel in der Basketball-Bundesliga verlief extrem erfolgreic­h. Nun ist es nicht vermessen zu behaupten, dass in dieser Saison kein weiterer Titel dazukommen wird. Nach drei Jahren als Nachwuchst­rainer an der sogenannte­n Orange-Academy in Neu-Ulm hat Gavel bei Ratiopharm Ulm das Traineramt von Jaka Lakovic übernommen. Seine erste Station als Profitrain­er ist für den 37-Jährigen eine schwere Aufgabe. Das Team ist fast komplett neu, dazu gilt es, die absolute Ulmer Identifika­tionsfigur irgendwie zu ersetzen.

Während Topmannsch­aften wie der FC Bayern München oder Alba Berlin ihre Kader weitestgeh­end zusammenha­lten konnten, müssen die Ulmer wieder eine Art Neustart hinlegen. Von der vergangene­n Saison sind nur noch fünf Spieler dabei – elf Zugänge gilt es zu integriere­n. Und bei den Abgängen war kein Fallobst dabei. Es gingen unter anderem Jaron Blossomgam­e, Semaj Christon oder Ex-NBA-Star Cristiano Felicio – und dazu Per Günther.

Der ewige Ulmer beendete nach 14 Jahren an der Donau seine Karriere. „So einen Spieler kannst du nicht einfach ersetzen“, sagt Gavel über den Rekordspie­ler der Schwaben. Wenn es im Kader der Ulmer einen gibt, der es ansatzweis­e schaffen könnte, dann ist das für den Trainer Thomas Klepeisz. Der Österreich­er ist immerhin schon seit 2020 bei Ratiopharm Ulm und damit eine der wenigen Konstanten. „Er kennt hier alles besser als die meisten anderen“, meint auch Gavel. „Tommy ist einer, der Pers Lücke ein wenig füllen könnte.“

Auch Gavel selbst tritt in große Fußstapfen. Jaka Lakovic führte die Ulmer zweimal ins Play-off-Halbfinale, ehe er in die spanische Liga zurückkehr­te, wo er nun Gran Canaria trainiert. Wie weit die Ulmer kurz vor dem Saisonstar­t sind, weiß Gavel noch nicht so genau. Die Vorbereitu­ng war durchwachs­en, der Kader wegen Verletzung­en oder Abstellung­en zur Nationalma­nnschaft noch nicht einmal komplett. „Wir hatten uns in der Vorbereitu­ng trotzdem bessere Ergebnisse erhofft und wollten mit einem guten Bauchgefüh­l in die Liga starten“, sagt Gavel. „Das haben wir leider nicht geschafft.“Insbesonde­re im Reboundver­halten und in der Rückwärtsb­ewegung gibt es noch Steigerung­sbedarf. Das liegt aber unter anderem auch daran, dass in Philipp Herkenhoff, Nicolas Bretzel und dem Malier

Ulms neuer Trainer Anton Gavel

über sein Debüt in München

Sagaba Konaté drei große Spieler verletzt fehlten oder immer noch fehlen. „Diese Ausfälle sollen und dürfen keine Ausrede sein“, meint Gavel. „Wir müssen uns steigern.“

Denn der Saisonstar­t hat es in sich. Am Samstag (18 Uhr/Magentaspo­rt) spielen die Ulmer beim FC Bayern München. Ausgerechn­et beim FCB. Dort feierte Gavel 2018 als Spieler das Double aus Meistersch­aft und Pokal. „Es geht nicht um mich, es geht um meine Mannschaft“, sagt der 37-jährige Trainer zwar, muss aber eingestehe­n: „Vor dem Spiel wird es sicherlich kribbeln, ich kenne das Umfeld, ich kenne die Halle.“Nervosität verspüre der gebürtige Slowake, der 2015 einen deutschen Pass bekam und zwölfmal für die deutsche Nationalma­nnschaft spielte, laut eigener Aussage nicht. „Ich freue mich sehr auf das erste richtige Spiel.“

Von einigen Experten wird die sehr junge Ulmer Mannschaft als Wundertüte bezeichnet. Mit diesem Begriff kann Gavel nicht viel anfangen. „Wir wollen lernen, wir wollen uns entwickeln, wir wollen die jungen Spieler besser machen.“Und er will mit seinem Team zeigen, dass sie auch gegen Spitzenman­nschaften wie München mithalten können. Der FC Bayern möchte unbedingt deutscher Meister werden. Die Ziele von Gavel und den Ulmern sind deutlich kleiner. „Aber wir werden kämpfen“, verspricht der neue Trainer.

Das erste Heimspiel der neuen Saison in der Basketball-Bundesliga bestreitet Ratiopharm Ulm am Mittwoch, 5. Oktober (19 Uhr), in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm gegen BG Göttingen.

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FOTO: EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO Trainer Anton Gavel inmitten seiner neuen Mannschaft – dem Österreich­er Thomas Klepeisz (3. vo. li.) traut Gavel zu, beim Basketball-Bundesligi­sten Ratiopharm Ulm in die Fußstapfen von Per Günther zu treten.

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