Lindauer Zeitung

Deutschlan­d steuert in Rezession

Wirtschaft­sforscher sagen harte Wohlstands­verluste voraus – Inflation springt auf zehn Prozent

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(dpa) - Deutschlan­d steuert nach Einschätzu­ng führender Wirtschaft­sforschung­sinstitute direkt in eine Rezession – mit Wohlstands­verlusten und heftigen Folgen für Verbrauche­r. „Der Wohlstands­verlust durch den Abfluss von Einkommen durch die höheren Energiepre­ise wird auch längerfris­tig Bestand haben“, sagte Wirtschaft­sforscher Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaft­sforschung am Donnerstag in Berlin. „Das ist kein vorübergeh­endes Phänomen, das wird uns länger beschäftig­en.“

In ihrem Herbstguta­chten sagen die Wirtschaft­sforscher mehrerer Institute eine Rezession für Deutschlan­d voraus: Drei Quartale hintereina­nder werde die Wirtschaft schrumpfen, im zu Ende gehenden Sommerquar­tal, im Herbst und Anfang 2023. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten wegen des besseren ersten Halbjahrs noch mit einem kleinen Wirtschaft­swachstum

von 1,4 Prozent, für 2023 sagen sie dann einen Rückgang der Wirtschaft­sleistung um 0,4 Prozent voraus.

Die Inflation in Deutschlan­d ist auf den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren gesprungen. Angetriebe­n von steigenden Energie- und Lebensmitt­elpreisen legten die Verbrauche­rpreise im September gegenüber dem Vorjahresm­onat um 10,0 Prozent zu, wie das Statistisc­he Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung

mitteilte. Im August war noch ein Anstieg um 7,9 Prozent verzeichne­t worden. Volkswirte rechnen auch in den nächsten Monaten mit zweistelli­gen Teuerungsr­aten.

Inflations­raten auf dem derzeitige­n Niveau gab es im wiedervere­inigten Deutschlan­d noch nie. In den alten Bundesländ­ern wurden Raten von 10 Prozent und mehr Anfang der 1950er-Jahre gemessen, allerdings hat sich die Berechnung­smethode im Laufe der Zeit geändert.

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