Lindauer Zeitung

Kein Schlankhei­tswahn mehr an Spaniens Stränden

Aufsehener­regende Kampagne der Regierung stößt auf breite Zustimmung, aber auch auf Kritik

- Von Emilio Rappold

(dpa) - Die spanische Regierung hat eine Aktion gegen die Diskrimini­erung von Frauen gestartet, die Strand und Meer im Sommer auch ohne den „perfekten Körper“genießen wollen. Die Kampagne erregte sofort Aufsehen und wurde auf Twitter schon am ersten Tag mehr als 2000-mal kommentier­t. Auf einem vom Madrider Ministeriu­m für Gleichbere­chtigung geposteten Bild sind unter der Aufschrift „Der Sommer gehört auch uns“drei übergewich­tige junge Frauen zu sehen, die sich am Strand im Bikini fröhlich und ausgelasse­n vergnügen. Zu sehen ist auch eine grauhaarig­e Frau, die nach einer Mastektomi­e, der Entfernung einer Brust, oben ohne am Meer steht und lächelt.

Mit der Kampagne bezweckt die linksgeric­htete Regierung von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez, in Zeiten von Online-Körperkult und Fotofilter­n die Gesellscha­ft zu sensibilis­ieren und nicht nur die Diskrimini­erung, sondern auch die kulturund gesellscha­ftsbedingt­en Selbstzwei­fel bei Frauen und Mädchen zu bekämpfen. „Alle Körper sind gültig und wir haben das Recht, das Leben so zu genießen, wie wir sind, ohne Schuld oder Scham. Der Sommer ist für alle (Frauen) da!“, schrieb die Ministerin für Gleichbere­chtigung, Irene Montero.

Zwar gab es im Netz viel Zuspruch, aber auch nicht wenig Kritik. Einige meinten, alle Frauen dürften doch in Spanien an den Strand. „Es gibt da einige Herren, die nun sagen, wir dicke Frauen durften bereits ohne die Erlaubnis des Ministeriu­ms für Gleichbere­chtigung zum Strand. Natürlich dürfen wir das, aber wir müssen Hass in Kauf nehmen, weil wir Körper zeigen, die nicht den Normen entspreche­n“, schrieb die Sekretärin für Gleichbere­chtigung, Ángela Rodríguez Pam.

Die linke Regierung Spaniens erregt mit ihren progressiv­en Aktionen zugunsten von Frauen, die in Europa manchmal auch Pioniercha­rakter haben, immer wieder im Ausland Aufsehen.

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