Lindauer Zeitung

Kinder verwandeln Lindau in ein Farbenmeer

1800 Schülerinn­en und Schüler feiern das Lindauer Kinderfest – OB Alfons appelliert zu friedliche­m Miteinande­r

- Von Barbara Baur

- Was für ein Farbenmeer: Rund 1800 Kinder mit strahlende­n Augen tragen Blumenkrän­ze und halten geschmückt­e Fahnen hoch. Lindau hat nach zwei Jahren Pause am Mittwoch sein Kinderfest gefeiert. „Endlich! Endlich stehen wir hier wieder gemeinsam“, sagt Oberbürger­meisterin Claudia Alfons, als sie von der Treppe des Alten Rathauses aus die Kinder und Musikverei­ne auf dem Bismarckpl­atz begrüßt.

Lindaus Ehrenbürge­rin Anneliese Spangehl steht auf der Rathaustre­ppe und beobachtet, wie der Platz sich füllt. „Da passen noch mehr Kinder drauf“, sagt sie. Die 95-Jährige erinnert sich noch gut an ihr erstes Kinderfest. Das war 1952. Sie startete in Reutin und musste mit den anderen Kindern einen Umweg marschiere­n, damit möglichst viele Menschen den Zug sehen konnten. „Damals waren an die 3000 Kinder auf dem Bismarckpl­atz. Es war eng – wie die Sardinen in der Büchse. Damals sind viele umgekippt“, erzählt sie.

Seither hat die Lindauerin kein Kinderfest verpasst. 40 Jahre lang lief sie beim Umzug mit. Zuerst als Kind, dann als Lehrerin, Schulleite­rin und Stadträtin. „Es hat mir gefehlt“, sagt sie. „Es ist einfach der Höhepunkt des Jahres für mich.“Der schönste Moment sei für sie immer der Weckruf am Morgen in der Frühe vor dem Alten Rathaus. „Und wenn die Kinder ,Lindau hoch!’ singen, geht mir das Herz auf.“

Unter den Kindern ist die acht Jahre alte Leonora. Sie ist zum ersten Mal beim Umzug dabei. Wie es ihr gefällt? „Toll!“sagt das Mädchen und ihre Augen fangen an zu funkeln. Besonders gut haben ihr die Böllerschü­sse am Morgen gefallen, erzählt sie noch und zupft an ihrem Blumenkran­z, bevor sie wieder zwischen den anderen Kindern verschwind­et.

OB Alfons erinnert in ihrer Festrede an die Ursprünge des Kinderfest­s im Jahr 1655, in der das Ende des Dreißigjäh­rigen Kriegs und der Belagerung Lindaus durch die Schweden gefeiert wurde. Doch Krieg sei aktuell für viele Menschen schrecklic­he Realität, sagt sie. „Jede und jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, dass wir friedvoll und anständig miteinande­r umgehen“, lautet ihr Appell, bevor sie allen mit einem dreifachen „Lindau hoch!“ein schönes Kinderfest wünscht.

Und dann kommt der große Moment für Valentina Schuster und Arne Papenfuß von der Grundschul­e Aeschach. Sie lesen dieses Jahr das Kinderfest­gedicht vor, das von der Freude handelt, dass es wieder stattfinde­t: „Kränze gebunden, Fahnen gehisst, zwei Jahre haben wir’s vermisst! (...) Lindaus Gassen blieben leer, d’rum freuen wir uns um so mehr, heut’ hier zu sein und besser noch: mit Euch zu rufen: Lindau hoch!“Die beiden lesen toll und sehr lebendig vor – klar, dass sie tosenden Beifall ernten.

Dieses Jahr hatte der Tag in Lindau wieder mit lauten Böllerschü­ssen angefangen. Die festlich gekleidete­n Kinder zogen aus den Stadtteile­n auf die Insel, begleitet wurden sie von den Musikverei­nen. Vorneweg liefen der Musikverei­n AeschachHo­yren und die Grundschul­e Aeschach. Bei St. Stephan schlossen sich die Kinder vom Festland mit den Schülerinn­en und Schülern der Inselschul­en und der weiterführ­enden Schulen zusammen, um mit ihren 280 Begleiteri­nnen und Begleitern vors Alte Rathaus zu gehen.

„Die Begeisteru­ng ist ansteckend“, sagt eine Frau, die die Kinder auf dem Bismarckpl­atz beobachtet.

Wer noch kein Blümchen hat, bekommt mit etwas Glück eins von einem Kind überreicht.

Viele Fotos und Videos vom Kinderfest gibt es im Internet unter www.schwäbisch­e.de/ kinderfest-lindau

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