Lindauer Zeitung

Entsetzen im Süden über Lauterbach-Plan

Gesundheit­sminister will Krankenkas­sen stabilisie­ren – Lucha vermisst Nachhaltig­keit

- Von Kara Ballarin und unseren Agenturen

- Mit höheren Zusatzbeit­rägen, einer Extra-Abgabe der Pharmaindu­strie und einem höheren Steuerzusc­huss will die Bundesregi­erung das Rekorddefi­zit der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) in den Griff bekommen. Mit dem am Mittwoch vom Kabinett gebilligte­n Gesetzentw­urf von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) soll der durchschni­ttliche Zusatzbeit­rag um 0,3 Punkte auf 1,6 Prozent steigen. Zusammen mit dem allgemeine­n Beitragssa­tz von 14,6 Prozent würde sich der gesamte GKVBeitrag auf 16,2 Prozent erhöhen. Lauterbach verwies darauf, dass die Versichert­en bei der Erhöhung der Zusatzbeit­räge nur die Hälfte des vorgesehen­en Betrags tragen müssen. Leistungsk­ürzungen werde es im Zuge des Gesetzes hingegen nicht geben, betonte er.

Dennoch gab es massive Kritik an seinem Gesetzentw­urf. Südwest-Gesundheit­sminister Manfred Lucha zeigte sich am Mittwoch entsetzt. Lauterbach­s Pläne seien „nicht die Lösung für die bestehende Schieflage

in den Krankenkas­senfinanze­n“, sagte der Grünen-Politiker der „Schwäbisch­en Zeitung“. 2023 werde eine Finanzlück­e in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung in Höhe von 17 Milliarden Euro erwartet, so Lucha weiter. Dass diese Lücke zur Hälfte durch Einmalmaßn­ahmen sowie das weitere Aufbrauche­n der Rücklagen geschlosse­n werde, kritisiert­e er. „Das strukturel­le Defizit bleibt, die Finanzen werden nicht nachhaltig stabilisie­rt. Ich hätte mir Vorschläge für eine solide Finanzieru­ng der Krankenkas­sen gewünscht“, erklärte Lucha. Eine Erhöhung des Bundeszusc­husses

zur gesetzlich­en Krankenver­sicherung sei seiner Meinung nach unausweich­lich. „Dies ist auch sachgerech­t, denn die versicheru­ngsfremden Leistungen sind aus Steuermitt­eln zu finanziere­n. Die hierfür den Krankenkas­sen überwiesen­en Mittel reichen längst nicht mehr, um die Ausgaben zu decken.“

Zuvor hatte sich Luchas bayerische­r Amtskolleg­e Klaus Holetschek kritisch zu Lauterbach­s Plänen geäußert. „Wir haben viele Verbesseru­ngsvorschl­äge“, sagte der CSU-Politiker. Die Mängellist­e zum Entwurf sei lang.

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