Erste Forderung nach Menschenrechten jährt sich in Memmingen
(KNA) - Dieser Tage jährt sich in Memmingen im Allgäu ein überaus bedeutsames Ereignis: Im März 1525 wurden in der damaligen Reichsstadt die „Zwölf Artikel“verfasst, mit denen vor allem Bauern auf diverse Freiheiten von der Obrigkeit pochten. Diese Schrift gilt als erste dokumentierte Forderung nach Menschenrechten überhaupt. Der Memminger Stadtarchivar Christoph Engelhard sagte, Memmingen sei damit ein zentraler Ort für die Geschichte der Freiheit. Er wolle gleichwohl nicht ausschließen, dass es früher in anderen Teilen der Welt parallele Bestrebungen gegeben haben könne.
Die wohl wichtigste Forderung in den „Zwölf Artikeln“ist laut Engelhard die nach einem Ende der Leibeigenschaft der Bauern. „Begründet hat das der nicht genannte Autor – sehr wahrscheinlich der Laienprediger Sebastian Lotzer – damit, ,dass uns Christus alle mit seinem kostbaren Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten ebenso wie den Höchsten, keinen ausgenommen‘“, erklärte Engelhard.
Nach der Versammlung der Bauern vom März 1525 kam es zu Verhandlungen zwischen diesen und dem Schwäbischen Bund, einem Landfriedensbündnis von Fürsten, Klöstern und Städten, wie Engelhard ergänzte. Engelhard weiter: „Danach brachen im April 1525 besonders in Schwaben bürgerkriegsähnliche Zustände aus – der sogenannte Bauernkrieg –, die bis zum Juli andauerten. Am Ende gab es viele Zehntausend Tote, vor allem Bauern.“
Dennoch hätten die „Zwölf Artikel“Folgen gehabt, so der Archivar. Das Fürststift Kempten habe sich etwa mit seinen Untertanen Monate später auf den Memminger Vertrag geeinigt, in dem eine fixe Steuerlast festgeschrieben worden sei.