Viele Gerüchte, wenig Optionen
Wer auf den scheidenden Präsidenten Werner Mang bei der SpVgg Lindau folgt, ist unklar
LINDAU - Es gibt viel zu klären bei der Spielvereinigung Lindau. Seit Werner Mang im Oktober ankündigte, in Zukunft nicht mehr als Präsident des Fußballvereins aus de Kreisliga A2 zur Verfügung zu stehen, kocht die Gerüchteküche in der Region hoch. So recht scheint dabei keiner zu wissen, wie es mit dem Verein nach dem Abgang des Schönheitschirurgen weitergehen soll – finanziell und in Konsequenz daraus eben auch auch sportlich.
Eigentlich hätte die zukunftsträchtige Jahreshauptversammlung der SpVgg am heutigen Donnerstag stattfinden sollen. Jedoch gestaltet sich die Suche nach einem neuen Vorstandsteam schwierig. Schließlich hört nicht nur Mang auf, sondern auch der sportliche Leiter Karsten Krannich. „Es gibt viele Gerüchte und wenig Optionen“, sagt Ferdinand Wiedemann, Marketingvorstand der Spielvereinigung. „Aktuell steht noch kein neues Vorstandsteam zur Verfügung.“Auch deshalb wurde die Versammlung auf den 17.
Dezember verlegt. Wiedemann hofft, dass sich bis dahin jemand findet, der den Verein „mit Herzblut“führen will. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht, haben inzwischen etwa 80 Sponsoren zusammen. Es wäre schade, wenn das alles zusammenbricht“, sagt er.
Sponsoren, die womöglich vor allem wegen dem allseits bekannten Werner Mang zur SpVgg kamen. Mang diente in seiner Zeit schließlich als Türöffner für Geldgeber – und steckte auch eigenes Vermögen in den Verein. Nicht zuletzt damit wurde eine Fußballmannschaft zusammengestellt, die unbedingt von der Kreisliga A in die Bezirksliga aufsteigen sollte. Zweimal scheiterten die Lindauer aber in der Relegation. Zur Winterpause stehen sie auch nun hinter der TSG Ailingen und dem VfB Friedrichshafen II auf Platz drei. Entgegen anderslautender Gerüchte ist die Mannschaft um Spielertrainer Marco Mayer noch an Bord. Mit dem
Weggang Mangs droht das Projekt jedoch zu platzen.
Noch im Sommer wollte Mang für zwei Jahre bei der Spielvereinigung bleiben. Im Oktober gab er dann bekannt, sein Präsidentenamt doch bei der nächsten Wahl zur Verfügung zu stellen. Grund dafür sei der Rücktritt Krannichs. „Mich hat überraschend am 10. Oktober eine E-Mail von Sportvorstand Karsten Krannich erreicht, dass er nicht mehr antritt. Er sei beruflich zu sehr gestresst und hätte keine Zeit mehr. Diese Entscheidung habe ich [...] überhaupt nicht verstanden“, sagte Werner Mang vor einigen Wochen im Gespräch mit dem „Südfinder“. Es sei schließlich abgemacht gewesen, dass die Vorstandschaft zusammenbleibe und auf Absprachen müsse er sich verlassen können. „Ich übergebe den Verein schuldenfrei. Den ,schwarzen Peter’ hat jetzt Karsten Krannich. Damit muss er zurecht kommen.“Auf mehrere Anfragen der „Schwäbischen Zeitung“hat Werner Mang seither nicht reagiert.
Krannich will auf die Anschuldigungen des Professors nicht eingehen. „Ich verstehe den ganzen Aufruhr sowieso nicht. Ich verlasse hier ja kein sinkendes Schiff“, sagt er. Ungefähr 20 Stunden habe er in den vergangenen drei Jahren in den Verein investiert – pro Woche. „Wir haben viel erreicht. Wir haben einen neuen Kunstrasen, wir haben die Jugendarbeit auf Vordermann gebracht, wir haben den FC Bayern nach Lindau geholt. Es waren anstrengende Jahre, ich brauche einfach eine Pause.“Und der bestmögliche Zeitpunkt, ein Amt niederzulegen, sei nunmal, wenn ohnhin eine Wahl ansteht. „So macht es die Frau Merkel ja auch.“
So schließt Karsten Krannich nach turbulenten Jahren an der Seite von Werner Mang mit der Spielvereinigung ab. An der Suche nach einem Nachfolgerteam ist er nicht beteiligt, gibt sich jedoch optimistisch. „Ich bin ja nicht das Maß aller Dinge. Vielleicht gibt es jemanden, der noch mehr Herzblut reinsteckt. Ich würde es dem Verein wünschen.“
„Ich verlasse hier ja kein sinkendes Schiff.“
Karsten Krannich