So wird das Praktikum zum Erfolg
Neugier, Selbstbewusstsein, Körpersprache: Simple Verhaltensregeln können einen großen Unterschied machen
ein eigener Arbeitsplatz, keine Zugangsdaten für den Computer, kein richtiger Ansprechpartner und vorgeschobene Aufträge, weil nichts Besseres zu tun ist: Nicht immer sind Praktika von Unternehmensseite besonders gut organisiert. Doch einiges haben Praktikanten selbst in der Hand, damit die Zeit für sie ein Gewinn wird.
„Im besten Fall fängt ein Praktikum schon vor dem Praktikum an“, sagt Susanne Braun vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Das heißt: Wer ein Praktikum macht, sollte sich darüber im Klaren sein, welche Erwartungen er hat. „Diese sollten sich dann auch im Praktikumsvertrag oder in der Niederschrift wesentlicher Vertragsbedingungen widerspiegeln.“Sind diese Rahmenbedingungen geregelt, sei der erste Tag im Unternehmen geeignet, um einen Praktikumsplan zu erstellen. „Er dient dazu, eine Übersicht zu haben, an welchen Terminen der Praktikant teilnehmen sollte und welche Lerninhalte wie und wann vermittelt werden“, erläutert Braun.
Daneben ist selbstbewusstes Auftreten entscheidend. Rhetoriktrainerin Beatrix Schwarzbach findet, die Körpersprache sollte Wachheit, Offenheit und Interesse vermitteln. Konkret heißt das: Praktikanten sollten auf einen festen Händedruck achten, sich mit ganzem Namen vorstellen und schon beim ersten Rundgang durch die Firma Fragen stellen, um Informationen zu sammeln.
Wo muss ich überhaupt hin? Welche Aufgaben erwarten mich? Was, wenn mich niemand beachtet? Nervosität ist vor dem ersten Prakti kumstag ganz natürlich. Deshalb fängt die Vorbereitung schon auf dem Arbeitsweg an. Währenddessen sollten Praktikanten auf ihre Atmung achten, rät Schwarzbach. Nicht zu tief einatmen – und durch das Ausatmen Spannung loslassen. Außerdem hilft es, bewusst Hände und Schultern zu lockern.
Wissen gibt Sicherheit
Sicherheit gibt es, wenn man ein paar Fakten über den Arbeitgeber parat hat. „Dazu gehört beispielsweise, nochmals wichtige Eckdaten auf der
Unternehmenswebseite nachzulesen, sich über eventuelle Dresscode-Vorschriften zu informieren und sich Namen bekannter Ansprechpartner einzuprägen“, erklärt Imagetrainerin Isabel Schürmann.
Sind die ersten Tage überstanden, ist man motiviert, Aufgaben zu übernehmen und möglichst viel zu lernen. Dabei sei wichtig, zu entscheiden, wie viel man als Praktikant realistisch abarbeiten und verantworten kann.
Susanne Braun, DGB-Referentin
Aber niemand muss gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn er zunächst mit leichten Übungen anfangen muss. „Einfache, eher niederschwellige Aufgaben können durchaus Bestandteil der Praktikumsarbeiten sein“, sagt Schürmann.
Dagegen sei nichts einzuwenden, denn auch Routinetätigkeiten gehören zum Arbeitsalltag, und sollten sorgfältig erledigt werden. Die Imagetrainerin ist sich sicher: Je größer die Lernbereitschaft, Eigeninitiative und Neugierde, desto spannender und lehrreicher werden auch die übertragenen Aufgaben sein.
Es gibt auch rechtliche Leitlinien, in welchem Rahmen sich die Aufgaben innerhalb eines Praktikums bewegen sollten. DGB-Referentin Susanne Braun erläutert: „Ein Praktikum ist gesetzlich als Lernverhältnis definiert und darf keinen regulären Arbeitsplatz ersetzen.“Es sei somit kein spezielles Hintergrundwissen erforderlich. Das Praktikum ist ihr zufolge eher zum „Mitlaufen“gedacht und nicht als eine „tägliche Verrichtung von Arbeit“.
Dennoch müssen Praktikanten nicht nur untätig herumsitzen. Schürmann empfiehlt, zunächst das Miteinander im Team aufmerksam zu beobachten. Dadurch bekommt man möglichst schnell ein gutes Verständnis wichtiger Abläufe. Wer keine konkreten Arbeitsanweisungen bekommt und auch anderweitig nicht eingebunden wird, sollte aktiv auf Teammitglieder zugehen und Unterstützung anbieten.
„Stellt sich dann nach einer gewissen Zeit heraus, dass die übertragenen Aufgaben immer gleiche Routinearbeiten sind und nicht den im Vorstellungsgespräch zugesagten Inhalten entsprechen, empfehle ich, das Gespräch zu suchen“, sagt Schürmann.
Durchquälen muss sich niemand
Manche Praktika fangen vielversprechend an, erweisen sich jedoch später als Enttäuschung. „Im Notfall kann das heißen, dass es besser ist, das Praktikum abzubrechen, als sich wochenlang durchzuquälen“, sagt Susanne Braun. Wer als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird, ohne etwas zu lernen, oder im Arbeitsumfeld von Diskriminierung und Mobbing betroffen ist, sollte sich Beratung suchen und über rechtliche Schritte nachdenken.
Geht es darum, den Praktikumsbetreuer oder Vorgesetzten auf mangelnde Aufgaben anzusprechen, sind Offenheit, Freundlichkeit und Konstruktivität Trumpf, sonst könne man keine Beziehung knüpfen, erklärt Schwarzbach. Auf der anderen Seite sollte man auch konkret ansprechen, wenn man überfordert ist. Praktikant zu sein, sei kein Grund, sich zurückzuhalten.
„Im Notfall kann das heißen, dass es besser ist, das Praktikum abzubrechen.“