Amazon baut in Meßkirch
Im Industriepark Nördlicher Bodensee soll ein Verteilzentrum mit 200 Arbeitsplätzen entstehen
MESSKIRCH (sz) - Amazon, der weltgrößte Versandhändler, kommt nach Meßkirch (Landkreis Sigmaringen). Das US-Unternehmen wird ein Logistikzentrum errichten. Baubeginn soll im Januar sein, mit der Eröffnung wird für Herbst 2020 gerechnet. 200 Arbeitsplätze sollen entstehen. Außerdem wird der Online-Riese im Tübinger Cyber Valley ein Forschungszentrum aufbauen.
MESSKIRCH - Der weltgrößte Onlineversandhändler Amazon will sich im Industriepark Nördlicher Bodensee bei Meßkirch mit einem Logistikzentrum niederlassen. Der Meßkircher Gemeinderat hat die Pläne bereits gebilligt. Es stehen noch die Baufreigabe durch das Landratsamt und ein Verkehrsgutachten aus. Sollten diese vorliegen, ist ein Baubeginn für Januar kommenden Jahres geplant, die Fertigstellung wäre dann für September oder Oktober vorgesehen, um das Weihnachtsgeschäft noch von Meßkirch aus bedienen zu können. Es sollen rund 200 Arbeitsplätze entstehen.
Amazon will auf einer geschätzten Fläche von rund acht Hektar ein Verteilzentrum für Pakete bauen, die dann von dort aus im Umkreis von 50 Kilometern um Meßkirch ausgeliefert werden. „Das geplante Zentrum bei Meßkirch ist Teil des europäischen Liefersystems, für das Amazon in Deutschland 13 große Zentren betreibt, in denen auch die Ware gelagert ist“, erklärte Stephan Eichenseher, in der Amazon-Presseabteilung für Logistik zuständig. Aus den großen Zentren werden die fertig gepackten Pakete mit Lastwagen an die Unterzentren wie Meßkirch geliefert und dort sortiert, auf kleinere Lieferwagen von unabhängigen Partnern umgeladen und an die Kunden ausgeliefert. „Die Größe des geplanten Verteilerzentrums wird zwischen 10 000 und 20 000 Quadratmetern liegen, vergleichbar etwa mit einem mittleren Discounter“, sagt Eichenseher.
Über die Höhe der Investitionen machte Amazon keine Angaben. Solche Zahlen würde Amazon grundsätzlich nicht veröffentlichen, sagte Unternehmenssprecherin Nadiya Lubnina. Geplant ist die Schaffung von etwa 200 Arbeitsplätzen, die vornehmlich in Nachtschicht die Pakete sortieren und die Routen für die Auslieferung berechnen. Das Unternehmen versichert, dass auch Gewerbesteuer anfallen werde, auch wenn in Meßkirch keine Wertschöpfung durch Produktion entsteht oder andere Gewinne gemacht werden. „Für Logistikunternehmen gibt es hier einen speziellen Schlüssel, nach dem der Anteil an der Gewerbesteuer auf der Basis der ausgezahlten Gehälter der Mitarbeiter berechnet wird“, erklärte Stephan Eichenseher.
Ein Problem könnte die zusätzliche Verkehrsbelastung an der Schnittstelle von B 311 und B 313 werden, denn damit liegt der Industriepark an der ohnehin stark belasteten Ost-West-Achse von Freiburg nach Ulm, die nur teilweise dreispurig ausgebaut ist und an der es seit Jahrzehnten Konflikte mit den Anwohnern gibt. Die Planung für neue Trassen zieht sich immer weiter hin.
Der Lageplan für das Logistikzentrum zeigt die Dimensionen auf, mit denen zu rechnen ist. Neben 155 Stellplätzen für die Mitarbeiter sind knapp 600 Stellplätze für Lieferfahrzeuge und weitere 200 optionale Stellplätze vorgesehen. Dass der Bau des Zentrums eine zusätzliche erhebliche Verkehrsbelastung bedeutet, steht nicht infrage. „Wir fahren allerdings antizyklisch“, sagte Sprecher Eichenseher, „die Lastwagen kommen in der Regel nachts und die Lieferwagen fahren meistens außerhalb des Berufsverkehrs im Laufe des Vormittags oder erst mittags raus.“Allerdings kann es bei speziellen Terminen auch zu Lieferungen zwischen 13 und 14 Uhr kommen, heißt es.
Hinsichtlich des bereits für den Jahresanfang geplanten Baubeginns teilte der Meßkircher Bürgermeister Arne Zwick mit, die Bauteile der Halle lägen bereits „auf Lager“.