Guaidó kommt im Ringen um die Macht nicht voran
Zwei Monate ist es jetzt her, dass sich Oppositionsführer Juan Guaidó selbst zum Präsidenten Venezuelas ausrief. Seit dem 23. Januar hat der Politiker der rechten Partei Voluntad Popular aber weniger erreicht als versprochen.
Krachend scheiterte Guaidó am 23. Februar bei dem Versuch, von Kolumbien und Brasilien aus Nahrungsmittel, Medikamente und Hygieneartikel nach Venezuela zu bringen, um der notleidenden Bevölkerung Erleichterung zu verschaffen. Die Widerstandsfähigkeit der Chavisten ist größer als erwartet, und insbesondere die Armee steht nach wie vor hinter Präsident Nicolás Maduro.
Lange standen die Menschen in Venezuela und auch die chronisch zerstrittene Opposition geeint hinter dem 35-jährigen Guaidó. Aber inzwischen zeigen sich Risse. In der Opposition fragen sich die einen oder anderen schon, ob Guaidó einen wirklichen Plan hat, wie er die Chavisten aus dem Präsidentenpalast vertreiben will. Und die Venezolaner verlieren langsam die Geduld. Nach jüngsten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Datanalísis stehen noch 61 Prozent der Bevölkerung hinter Guaidó. Das sind Werte, wie sie der verstorbene Ex-Präsident Hugo Chávez auf dem Höhepunkt seiner Popularität erreichte. Maduro hingegen halten nur noch 14 Prozent der Venezolaner die Treue.
Der hat nun in einem unerwarteten Schritt sein gesamtes Kabinett entlassen, um damit nach dem dramatischen Stromausfall in Venezuela Tatkraft zu beweisen. Aber eine Kabinettsumbildung schafft keine Erleichterung für die notleidende Bevölkerung. Die Menschen wollen Essen und Medikamente, wer neuer Minister für Äußeres oder Verteidigung wird, ist ihnen herzlich egal.
In der Sackgasse
Venezuela steckt nach zwei Monaten, in denen sich die politischen Ereignisse überschlugen, in einer Sackgasse. Die Machthaber verschanzen sich im Miraflores-Palast wie in einem Schützengraben. Und die Opposition um den jungen Hoffnungsträger hat keine richtige Idee mehr, wie sie die Chavisten von dort vertreiben könnte.
In seiner Verzweiflung wiederholt Guaidó wie ein Mantra die Sätze von US-Präsident Donald Trump: Alle Optionen liegen auf dem Tisch. Gemeint ist: Wenn nötig, holen wir Maduro auch mit den US-Marines aus Miraflores raus. Das ist töricht, gefährlich und zeugt von politischer Hilflosigkeit. Der Konflikt in Venezuela – so scheint es – wird sich noch eine ganze Zeit hinziehen.