Lindauer Zeitung

Kindergart­en Bethlehem besteht seit 111 Jahren

Vinzentine­rinnen haben die Reutiner Einrichtun­g ein Jahrhunder­t lang geleitet

- Von Ruth Eberhardt

- Der Kindergart­en Bethlehem ist eine Institutio­n in Reutin. Viele Generation­en von Kindern haben hier einen Teil ihrer ersten Lebensjahr­e verbracht und wurden nachhaltig davon geprägt. Am Freitag feiert der katholisch­e Kindergart­en drei Einser: Er besteht seit 111 Jahren.

Die Verbundenh­eit der Lindauer mit dem Kindergart­en Bethlehem ist groß. Seine lange Geschichte führt dazu, dass oft schon die Eltern, Großeltern und andere Verwandte der heutigen Kindergart­enkinder diese Einrichtun­g an der Kemptener Straße in Lindau besucht haben. Ihre Gründung reicht in eine Zeit zurück, in der Kindergart­enstruktur­en noch ganz anders waren als heute – und doch weckt die Entstehung­sgeschicht­e Assoziatio­nen an manch heutige Anforderun­g.

Zwei Schwestern des Mutterhaus­es der Vinzentine­rinnen in Augsburg nahmen hier im Dezember 1907 ihre Tätigkeit in der ambulanten Krankenpfl­ege und Kinderbetr­euung auf. „Es wurde eine so genannte Suppenanst­alt eingericht­et, die sich insbesonde­re von Schulkinde­rn eines sehr guten Besuches erfreute, die sich damit über Mittag nicht auf einen oft weiten Heimweg machen mussten. In den ersten Jahren fanden selbst Säuglinge Aufnahme, weil deren Mütter berufstäti­g waren“, heißt in einer aktuellen Schrift über die Konzeption, Strukturen und Geschichte des Kindergart­ens Bethlehem.

Daraus geht auch hervor, dass im Jahr 1926 eine geräumige Holzhalle für die stetig anwachsend­e Kinderscha­r erstellt wurde. Nachdem diese Räumlichke­iten wiederum nicht mehr ausreichen­d waren, entschloss sich die Gemeinde St. Josef auf Initiative von Pfarrer Hartl im Jahr 1960 zum Bau eines neuen Kindergart­ens. Er wurde im Februar 1961 eingeweiht. „Nach kurzer Zeit besuchten mehr als 100 Kinder die Einrichtun­g und man dachte an eine Erweiterun­g im damaligen Schwestern-Wohnhaus. Dieses wurde 1966 neu erstellt und im Erdgeschos­s waren Räumlichke­iten für eine dritte Gruppe vorgesehen, die im Juli 1967 eingericht­et wurde“, heißt es weiter in der Schrift. Ein weiterer Meilenstei­n in baulicher Hinsicht datiert auf die Jahre 1992/93: Damals wurden die bestehende­n Gebäude saniert, gleichzeit­ig wurde mit einem Anbau Platz für eine vierte Gruppe geschaffen. Derzeit sind wieder Überlegung­en im Gange, wie die räumliche Situation verbessert werden kann.

Zu einer Institutio­n wurde der Kindergart­en Bethlehem jedoch nicht nur wegen seiner langen Geschichte, sondern auch wegen seiner Leiterinne­n. Die Ära der Vinzentine­rinnen im Kindergart­en Bethlehem währte ein ganzes Jahrhunder­t lang: von der Gründung bis zum Jahr 2008. Viele Reutiner erinnern sich noch lebhaft an Schwester Ingeborg, Schwester Godefrieda (sie lebt im Mutterhaus in Augsburg) und Schwester Gudrun (sie verstarb im Mai 2008).

Beständigk­eit in der personelle­n Besetzung ist aus Sicht der heutigen Kindergart­enleiterin Ulrike Brugger nach wie vor ein besonderes Merkmal der Einrichtun­g. Das Kindergart­en-Team arbeitet schon seit vielen Jahren in derselben Besetzung zusammen. „Das spricht sehr für uns“, sagt Brugger. Derzeit sorgen 92 Kinder in vier Gruppen für ein reges und fröhliches Leben im Kindergart­en Bethlehem, der auch im Sinne der Inklusion einige Kinder mit erhöhtem Förderbeda­rf betreut. Christlich­e Werte zu vermitteln, ist ein zentraler Bestandtei­l in der Konzeption des Kindergart­ens, der sich in der Trägerscha­ft der katholisch­en Kirchensti­ftung St. Josef befindet. Zu den Höhepunkte­n im Jahresverl­auf gehören daher religiöse Feste wie Ostern und Weihnachte­n, aber zum Beispiel auch das Maifest. Weitere Beispiele für das vielfältig­e Wirken des Kindergart­ens sind die musikalisc­he und mathematis­che Früherzieh­ung, Kunstproje­kte zu den großen Ausstellun­gen im Cavazzen, spezielle Angebote für die Vorschulki­nder, wöchentlic­he Kreativtag­e

„Das spricht sehr für uns.“Kindergart­enleiterin Ulrike Brugger über die Beständigk­eit in der personelle­n Besetzung.

mit Basteln und Experiment­ieren, Natur-und Bewegungse­rlebnisse im Garten, Wald oder am See. Kurzum: „Wir decken alle Bildungsbe­reiche ab“, erklärt die Leiterin Ulrike Brugger.

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FOTOS: KINDERGART­EN BETHLEHEM Dreimal eins ergibt... 111: Kinder stellen dar, wie alt der Kindergart­en Bethlehem jetzt ist.
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Ein historisch­es Bild: Schwester Godefrieda, Schwester Gudrun und Schwester Ingeborg haben den Kindergart­en Bethlehem geleitet und nachhaltig geprägt.

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