Denuklearisierung Koreas: Ein Ziel mit unterschiedlichen Auslegungen
„Durch eine vollständige Denuklearisierung eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu verwirklichen“auf dieses Ziel haben sich die Staatschefs von Nord- und Südkorea, Kim Jong-un und Moon Jae-in, am Freitag verständigt. Doch vor dem in den kommenden Wochen erwarteten Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump ist unklar, was genau unter Denuklearisierung zu verstehen ist.
Wie steht es um Nordkoreas Atomwaffenprogramm? Dazu gehen die Meinungen auseinander. Die Stärke von Pjöngjangs sechstem und vorerst letztem Atomwaffentest im vergangenen September schätzten Experten auf 250 Kilotonnen – 16 Mal stärker als die von den USA 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfene Atombombe, die den Tod Hunderttausender Menschen verursachte. In einem Papier von 2016 schätzte Südkorea die Menge an waffenfähigem Plutonium im Besitz Nordkoreas auf 50 Kilogramm – dies würde für ungefähr zehn Atombomben reichen. Siegfried Hecker, Atomwaffenexperte an der kalifornischen Stanford-Universität, hält es für wahrscheinlich, dass Pjöngjangs Reserven an Plutonium und Uran für 20 bis 30 Atomwaffen reichen. In der „Washington Post“hieß es allerdings, der US-Militärgeheimdienst DIA vermute, dass Nordkorea bereits bis zu 60 Atomwaffen habe. Zum Vergleich: Nach Angaben des US-Außenministeriums verfügte Washington am 1. September über 1393 Atomsprengköpfe.
Was hat Nordkorea zugesagt? Trump zufolge hat Nordkorea der „Denuklearisierung zugestimmt“. Das bedeute, „dass sie alle ihre Nuklearwaffen loswerden – ganz einfach“, sagte der US-Präsident. Eine derartige Zusage Pjöngjangs gibt es jedoch nicht. Seoul zufolge bot Nordkorea an, einen Verzicht auf seine Atomwaffen zu erwägen, sollte es im Gegenzug nicht näher genannte Sicherheitsgarantien bekommen.
Was fordert Pjöngjang? Pjöngjang gelten seine Atomwaffen als Überlebensversicherung gegen Angriffe der USA. Die regelmäßigen umfassenden Militärmanöver von USA und Südkorea sieht es als Provokation und Bedrohung an. Nordkorea fordert daher das Ende der Sicherheitsallianz zwischen beiden Ländern und den Abzug der rund 28 500 US-Soldaten aus Südkorea. (AFP)