Ein Jubeltag hoch zwei
Renate und Jürgen Muhl feiern diamantene Hochzeit – Jubilar wird am selben Tag 88 Jahre
LINDAU - Beim Rudern haben sie sich kennengelernt, bald darauf geheiratet, nun feierten sie ihre diamantene Hochzeit: Renate und Jürgen Muhl. Da sie sich an Jürgens Geburtstag das Jawort gaben, konnte der diamantene Bräutigam obendrein noch seinen 88. Geburtstag begehen.
Das Ruder-Rendezvous fand allerdings nicht, wie mancher vermuten würde, hier auf dem Kleinen See statt, sondern in Hanau am Main. Jürgen arbeitete dort, Renate als gebürtige Sudetendeutsche kam dort mit ihrer Mutter an und ging auf Empfehlung einer Freundin zum Ruderclub, da man dort Bekanntschaften knüpfen könnte. Jürgen lernte nach der Schule in Bad Schachen in der Schreinerei Herold das Schreinerhandwerk, denn für ein Studium reichte zunächst das Geld nicht. In dieser Zeit lernte er das Hotel Bad Schachen und das Café Spengler kennen, weil die Schreinerei so manche Renovierungsarbeit erledigte. Danach ging er nach Konstanz, studierte Bauingenieurwesen. Jürgen landete anschließend bei einer Stuttgarter Baufirma, die nahezu weltweit tätig war. So kam er erst nach Hanau, wo er seine damals gerade knapp 18-jährige Renate kennen- und liebenlernte. Kurz nach der Hochzeit ging das junge Paar nach Persien und vier Jahre später kamen sie zurück. Allerdings nicht allein. Zwei Jungs erblickten in Persien das Licht der Welt.
Freude über Besuch des OB
„Ich habe gut die Hälfte meines Lebens im Ausland zugebracht“, erzählte Jürgen dem Lindauer Oberbürgermeister Gerhard Ecker, der zum Gratulieren gekommen war und über dessen Besuch die beiden ganz besonders glücklich waren, denn „wir halten sehr viel von ihnen als Stadtoberhaupt“, strahlten die beiden. Aber zurück zu den Muhls. Nachdem Jürgen noch eine Umschulung zum Betonbauer absolvierte, um in Deutschland gegen die bei Stellenangeboten ansonsten bevorzugten Kriegsteilnehmer durch Qualifizierung bestehen zu können, war er wieder viel im arabischen und afrikanischen Raum unterwegs. Beispielsweise in Nigeria, wo er half, nach dem Biafrakrieg in kurzer Zeit eine sehr wichtige Brücke über den Niger wiederaufzubauen. Außerdem war er Gründungsmitglied von Tranparency International, eine Organisation, die gegen Korruption ist. „Das wurde eine enge Freundschaft, ich war einer von wenigen, denen er voll vertraute und in Baufragen immer wieder auf mich zukam“, erzählt Jürgen. Nach Nigeria kam auch Renate einmal mit, als einer der beiden Söhne dort tätig war.
Aber generell lebte die Familie hier in Deutschland, seit die Kinder auf der Welt waren. In München war Jürgen später an der Bundeswehrhochschule gefragt, er hielt dort Vorträge über Straßenbau in Afrika. Rückblickend auf seine berufliche Laufbahn ist Jürgen glücklich, erst ein Handwerk gelernt zu haben und anschließend zu studieren. „Ich liebe das duale System, das weltweit höchste Anerkennung hat“, sagt er. Und er hat es weltweit erfahren, sei es in Afrika, Asien, Hongkong oder Australien sowie in den USA.
Von all diesen Erfahrungen können Renate und Jürgen nun noch zehren, denn ein unverschuldeter Verkehrsunfall vor zwei Jahren machte den diamantenen Bräutigam zum Pflegefall. Die Wohnung in der Holbeinstraße musste völlig umgekrempelt werden, nachdem er nach einem sechsmonatigen Krankenhausaufenthalt nach Hause durfte. Aber für die diamantene Hochzeit und seinen Geburtstag hatten sich beide richtig „aufgemotzt und gefreut“, vor allem auch, weil „Sie, Herr Ecker, persönlich angemeldet wurden“. Und so verbrachten sie einige glückliche Momente mit „ihrem“OB, für die große Feier müssen sie sich noch ein wenig gedulden, wenn sie von ihren Söhnen nach Stuttggart geholt werden und dann mit der Verwandtschaft, unter ihnen auch die vier Enkel, gemeinsam zu feiern.