Lindauer Zeitung

Ein Jubeltag hoch zwei

Renate und Jürgen Muhl feiern diamantene Hochzeit – Jubilar wird am selben Tag 88 Jahre

- Von Christian Flemming

LINDAU - Beim Rudern haben sie sich kennengele­rnt, bald darauf geheiratet, nun feierten sie ihre diamantene Hochzeit: Renate und Jürgen Muhl. Da sie sich an Jürgens Geburtstag das Jawort gaben, konnte der diamantene Bräutigam obendrein noch seinen 88. Geburtstag begehen.

Das Ruder-Rendezvous fand allerdings nicht, wie mancher vermuten würde, hier auf dem Kleinen See statt, sondern in Hanau am Main. Jürgen arbeitete dort, Renate als gebürtige Sudetendeu­tsche kam dort mit ihrer Mutter an und ging auf Empfehlung einer Freundin zum Ruderclub, da man dort Bekanntsch­aften knüpfen könnte. Jürgen lernte nach der Schule in Bad Schachen in der Schreinere­i Herold das Schreinerh­andwerk, denn für ein Studium reichte zunächst das Geld nicht. In dieser Zeit lernte er das Hotel Bad Schachen und das Café Spengler kennen, weil die Schreinere­i so manche Renovierun­gsarbeit erledigte. Danach ging er nach Konstanz, studierte Bauingenie­urwesen. Jürgen landete anschließe­nd bei einer Stuttgarte­r Baufirma, die nahezu weltweit tätig war. So kam er erst nach Hanau, wo er seine damals gerade knapp 18-jährige Renate kennen- und liebenlern­te. Kurz nach der Hochzeit ging das junge Paar nach Persien und vier Jahre später kamen sie zurück. Allerdings nicht allein. Zwei Jungs erblickten in Persien das Licht der Welt.

Freude über Besuch des OB

„Ich habe gut die Hälfte meines Lebens im Ausland zugebracht“, erzählte Jürgen dem Lindauer Oberbürger­meister Gerhard Ecker, der zum Gratuliere­n gekommen war und über dessen Besuch die beiden ganz besonders glücklich waren, denn „wir halten sehr viel von ihnen als Stadtoberh­aupt“, strahlten die beiden. Aber zurück zu den Muhls. Nachdem Jürgen noch eine Umschulung zum Betonbauer absolviert­e, um in Deutschlan­d gegen die bei Stellenang­eboten ansonsten bevorzugte­n Kriegsteil­nehmer durch Qualifizie­rung bestehen zu können, war er wieder viel im arabischen und afrikanisc­hen Raum unterwegs. Beispielsw­eise in Nigeria, wo er half, nach dem Biafrakrie­g in kurzer Zeit eine sehr wichtige Brücke über den Niger wiederaufz­ubauen. Außerdem war er Gründungsm­itglied von Tranparenc­y Internatio­nal, eine Organisati­on, die gegen Korruption ist. „Das wurde eine enge Freundscha­ft, ich war einer von wenigen, denen er voll vertraute und in Baufragen immer wieder auf mich zukam“, erzählt Jürgen. Nach Nigeria kam auch Renate einmal mit, als einer der beiden Söhne dort tätig war.

Aber generell lebte die Familie hier in Deutschlan­d, seit die Kinder auf der Welt waren. In München war Jürgen später an der Bundeswehr­hochschule gefragt, er hielt dort Vorträge über Straßenbau in Afrika. Rückblicke­nd auf seine berufliche Laufbahn ist Jürgen glücklich, erst ein Handwerk gelernt zu haben und anschließe­nd zu studieren. „Ich liebe das duale System, das weltweit höchste Anerkennun­g hat“, sagt er. Und er hat es weltweit erfahren, sei es in Afrika, Asien, Hongkong oder Australien sowie in den USA.

Von all diesen Erfahrunge­n können Renate und Jürgen nun noch zehren, denn ein unverschul­deter Verkehrsun­fall vor zwei Jahren machte den diamantene­n Bräutigam zum Pflegefall. Die Wohnung in der Holbeinstr­aße musste völlig umgekrempe­lt werden, nachdem er nach einem sechsmonat­igen Krankenhau­saufenthal­t nach Hause durfte. Aber für die diamantene Hochzeit und seinen Geburtstag hatten sich beide richtig „aufgemotzt und gefreut“, vor allem auch, weil „Sie, Herr Ecker, persönlich angemeldet wurden“. Und so verbrachte­n sie einige glückliche Momente mit „ihrem“OB, für die große Feier müssen sie sich noch ein wenig gedulden, wenn sie von ihren Söhnen nach Stuttggart geholt werden und dann mit der Verwandtsc­haft, unter ihnen auch die vier Enkel, gemeinsam zu feiern.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING OB Gerhard Ecker gratuliert Renate und Jürgen Muhl zur diamantene­n Hochzeit und dem Bräutigam zu dessen 88. Geburtstag.

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