Pinizzottos Check wirft Schatten auf das 4:2 des Meisters
Übler Attacke gegen Mannheims Nationalspieler Plachta folgt abfällige Geste – Strafe sind fünf Spiele Sperre
MÜNCHEN/BERLIN (SID/dpa) - Ohne auch nur aus dem Augenwinkel auf die Scheibe zu schauen, stürmt Steven Pinizzotto auf Matthias Plachta zu. Der Münchner fährt den linken Ellenbogen aus und rammt ihn mit voller Wucht gegen den Kopf des Nationalspielers. Plachta bleibt minutenlang benommen auf dem Eis liegen. Und was macht Pinizzotto? Er deutet mit seinen Händen offenbar an, Plachta habe sich schlafen gelegt. Die üble Attacke des Deutschkanadiers und sein Verhalten danach haben den sportlich hochattraktiven Halbfinalauftakt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen Titelverteidiger EHC Red Bull München und Adler Mannheim (4:2) überschattet und die Gemüter auch am Folgetag erhitzt.
Die Mannheimer beantragten ein Verfahren gegen den Münchner Angreifer, am Freitagabend dann das Urteil des DEL-Disziplinarausschusses: fünf Spiele Sperre. „Nach Ansicht der Beweismittel ist der Disziplinarausschuss der Ansicht, dass hier ein Check gegen den Kopf oder Nacken gemäß IIHF-Regel 124 vorliegt“, hieß es. Ungewiss ist auch Matthias Plachtas Einsatz im zweiten Duell der Bestof-seven-Serie am Samstag in Mannheim. Es gehe ihm „den Umständen entsprechend“, so Adler-Pressesprecher Adrian Parejo am Karfreitag.
„Pinizzotto hat versucht, einen unserer Topscorer vorsätzlich zu verletzen und aus dem Spiel zu nehmen. Das lassen wir nicht auf uns sitzen“, hatte Adler-Gesellschafter Daniel Hopp in München direkt nach der Schlusssirene gesagt. Zur Schlafen-Geste des für seine Attacken berüchtigten 33-Jährigen meinte Hopp: „So ein Verhalten ist unterste Schublade.“
Red-Bull-Trainer Don Jackson bezeichnete den Check in seiner ersten Reaktion als „clean hit“, allerdings hatte er da die TV-Nahaufnahmen noch nicht gesehen. Durch die kann man Pinizzotto durchaus grobe Absicht unterstellen. Umso größer war die Aufregung, dass er während der Partie nicht einmal eine Zweiminutenstrafe kassierte. Erst wegen des anschließenden Gerangels mit Nationalspieler David Wolf musste er zum Abkühlen in die Box – wie allerdings auch Wolf. Als beide von der Strafbank zurück aufs Eis kamen, provozierte Pinizzotto den Mannheimer. Vergebens. Nun kassierte Pinizzotto eine Disziplinarstrafe.
Adler-Trainer Bill Stewart regte sich aber viel mehr über die Schiedsrichter auf, die „unterdurchschnittliche Qualität“bewiesen hätten. „Diese Liga war stolz, dass ihre Spieler bei Olympia Silber gewonnen haben, aber wenn man Dinge wie heute sieht, dann ist das ein Witz!“, sagte der Adler-Trainer im Rhein-Neckar-Fernsehen. „Die zwei Hauptschiedsrichter haben daraus, dass zwei Teams ziemlich hart gespielt haben, einen Zirkus gemacht.“Die DEL prüft nun auch, ob Stewart für diese Aussagen belangt werden kann. Das kümmere ihn nicht, betonte der 60-Jährige. Von seinem Chef braucht er keinen Tadel erwarten – im Gegenteil. „Bill Stewart hat mir aus der Seele gesprochen“, sagte Daniel Hopp.
Es gab aber auch ein positives Zeichen an diesem emotionalen Abend vor 5870 Zuschauern im Olympia-Eisstadion. Der Münchner Verteidiger Konrad Abeltshauser, der beim üblen Check eigentlich Plachtas Gegenspieler war, begleitete den benommenen Mannheimer fürsorglich vom Eis. „Man will keinen Spieler verletzt sehen, hoffentlich ist es nichts Schlimmes“, sagte Abeltshauser bei Sport1.
Etwas weniger emotional, aber genauso hart umkämpft ging das zweite Halbfinale zwischen den Eisbären Berlin und den Nürnberg Ice Tigers über die Bühne. DEL-Rekordmeister Berlin sicherte sich zu Hause durch einen 5:1-Erfolg den ersten Sieg in der Serie. „Mit dem 1:0 kam die Sicherheit“, sagte Berlins Trainer Uwe Krupp. „Danach sind wir 50 Minuten marschiert, haben unser Spiel gespielt und einen guten Job gemacht.“