Stadtflitzer mit vorbildlichen Trinksitten
Der neue Suzuki Swift überzeugt mit seinem Mild-Hybrid-System – Viel Platz im Kleinwagen
D
as ist doch einfach nicht zu fassen! Da haben wir uns seit Urzeiten zähneknirschend daran gewöhnt, dass die Verbrauchsangaben, die die Autohersteller in ihre bunten Prospekte drucken, das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Abweichungen um 20, gern auch mal um 30 Prozent nach oben – wir kennen das böse Spiel zur Genüge. Der Klimawandel lässt unschön grüßen. Und jetzt rollt uns da dieser neue Suzuki Swift mit dem feinen Mild-Hybrid-System vor die Füße – und stellt unser Weltbild beinahe auf den Kopf: 4,5 Liter schluckt der kleine Japaner bei normaler Fahrweise und verfehlt damit die Versprechungen des Autobauers nur um Haaresbreite. Unglaublich, aber wahr. Respekt – oder Sonkei, wie man im Land der aufgehenden Sonne wohl sagen würde – für ein im Großen und Ganzen gelungenes Wägelchen.
Wägelchen? 3,84 Meter Länge lassen irgendwie keinen anderen Begriff zu für den Swift, der nun in der sechsten Generation verzweifelt versucht, gegen all die Polos, Fiestas und Corsas dieser Welt ein Rad auf den Boden zu bekommen. Wobei wir von den Zwergenmaßen keineswegs auf das Platzangebot im Innenraum schließen dürfen. Mitnichten. Vier Erwachsene sind relativ bequem mit dem Fünftürer unterwegs, stoßen weder mit den Knien noch mit dem Kopf – trotz leicht abfallender Dachlinie – an. Allein der Mangel an Ablageflächen im Fond gibt Grund zur Klage.
Und wenn wir gerade schon beim Jammern sind: Zwar weist der Laderaum eine durchaus passable Größe für einen Kleinwagen auf, beherbergt eine Wasserkiste, einen Koffer, Waschzeug sowie eine Sporttasche für den Wochenendtrip ohne Murren, zwar schwingt die Heckklappe weit nach oben auf, sodass der 1,80 Meter große Mitteleuropäer darunter aufrecht stehen kann. Die Höhe der Ladekante jedoch bereitet Unbehagen, stellt die Bandscheiben vor eine ernsthafte Herausforderung. Dass beim Umklappen der Rückbank (40:60) eine hässliche Stufe im Kofferraum entsteht, lässt das Herz des Praktikers ebenfalls nicht vor Begeisterung hüpfen.
Doch wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu, stimmen nicht ein in den nervigen Chor der Berufsquerulanten, die sich über zu viel Plastik und fehlende wertige Anmutung beschweren. Natürlich haben sie im Prinzip recht – vergessen aber offenbar, dass sie in einem Kleinwagen mit gehobener technischer Ausstattung für unter 20 000 Euro sitzen und nicht etwa in einer Mercedes S-Klasse. Loben wir stattdessen doch lieber das kleine, griffige, praktisch nach unten abgeflachte Lederlenkrad, das so schön in den Händen liegt. Oder die hübschen, weißen Lackeinlagen am Türgriff und am Armaturenbrett. Oder das gut einzusehende, übersichtliche Cockpit, aus dem sich Drehzahlmesser und Tacho zylinderförmig dem Fahrer entgegenrecken und einen Hauch von Sportlichkeit verbreiten. Nett, sehr nett.
Apropos: Auch von außen betrachtet gehört der Swift nicht gerade zur Fraktion der Turnbeutelvergesser. Die neuen Proportionen – zehn Millimeter kürzer, 30 Millimeter flacher und 40 Millimeter breiter – stehen dem wendigen Japaner, der optisch dezent an den Mini erinnert, gut zu Gesicht. Der dominante Frontgrill, die außergewöhnlichen Falze, die schwarzen A-Säulen, die im Rahmen versteckten Griffe der hinteren Türen, der breite Po, die geduckte, muskulöse Haltung – all das erinnert beinahe schon an ein sportliches Coupé. Außergewöhnlich und nett anzusehen innerhalb der Riege der Kleinwagen.
Nicht ganz so erlesen hingegen der Klang des etwas brummigen Dreizylinders, der immer wieder die Frage aufwirft, ob sich der Swift nicht hätte besser dämmen lassen. Spritzig aber ist er schon, der Turbobenziner (111 PS), der die Kurven liebt und den Schlaglöchern und Bodenwellen den Schrecken nimmt. Allein die Lenkung erscheint uns etwas zu weich, und bei hohem Tempo auf der Autobahn ist das geringe Gewicht (950 Kilogramm) nicht unbedingt ein Garant für Stabilität. Kluge Fahrer nehmen da besser den Bleifuß vom Gaspedal und freuen sich zusätzlich später an der Tankstelle über den geringen Verbrauch.
Was uns sonst noch aufgefallen ist an dem putzigen Stadtflitzer? Gewiss die zahlreichen elektronischen Helferlein, die in der höchsten Ausstattungslinie „Comfort+“bereits serienmäßig ihren Dienst verrichten. Spurhalteassistent, Notbremsfunktion, Start-Stopp-System, Sprachsteuerung, Tempomat mit Abstandsradar, Fernlichtassistent, Navigation, Smartphone-Integration, Touchscreen, Lichtautomatik, Rückfahrkamera – alles an Bord, alles in einwandfreiem Zustand. Lediglich den nützlichen Totwinkelassistenten haben sie vergessen. Und dass der Abstandswarner viel zu empfindlich eingestellt ist und arg hektisch auf abbiegende Vorausfahrende reagiert – Schwamm drüber. Schließlich lässt sich der Quälgeist problemlos abschalten. Sonkei auch dafür.