Lindauer Zeitung

„Ich möchte dieses Amt weiterführ­en“

Entwicklun­gsminister Gerd Müller hält eine weitere Amtszeit für realistisc­h

- Von Claudia Benz

LINDAU/KEMPTEN - Er wirkt ein bisschen mitgenomme­n, zwei Wochen nach der Bundestags­wahl. Ist es das Wahlergebn­is, das Gerd Müller zusetzt? Es sei die Anspannung, die nachgelass­en habe, sagt der Entwicklun­gsminister, der Wahlkampf mit über Hundert Terminen, der ihn gefordert habe.

Aber es sei auch das schlechte Abschneide­n seiner Partei, der CSU, das ihn beschäftig­e.

Für sein persönlich­es Ergebnis mit 50,4 Prozent (zehn Prozentpun­kte weniger als bei der vorangegan­genen Wahl) sei er „dankbar“. Schließlic­h habe er im Bundeskabi­nett als Einziger die 50-Prozent-Hürde übersprung­en, sei bayernweit der Viertbeste, deutschlan­dweit an elfter Stelle. Also keine Sorge um sein Ministeram­t?

Flüchtling­slager in Uganda, Weltklimak­onferenz in Bonn

Es mache Sinn, das fortzusetz­en, was er begonnen habe. Müller: „Ja, ich möchte dieses Amt weiterführ­en.“Die Perspektiv­en seien realistisc­h.

Ein Berufsbild­ungszentru­m in Ägypten, ein Flüchtling­slager in Uganda, die Weltklimak­onferenz in Bonn – das steht in den nächsten Wochen im Terminkale­nder des noch amtierende­n Entwicklun­gsminister­s. Bis zur Regierungs­bildung ist Müller wie alle anderen im Kabinett geschäftsf­ührend tätig. Das bedeutet, dass der 62-Jährige, der künftig mit vier weiteren Abgeordnet­en das Allgäu in Berlin vertritt, auch seine Forderunge­n bei den Koalitions­verhandlun­gen stellt. Laut Müller sind das mehr Kompetenze­n für das Entwicklun­gsminister­ium. Dass das gelingen könnte – da ist der Duracher zuversicht­lich.

Bei einem „Jamaika-Bündnis“gebe es viele „Schnittmen­gen“. Zudem hat der Allgäuer im CSU-Parteivors­tand durchaus ein Wörtchen mitzureden – und mitzuentsc­heiden. Auch, wenn es darum geht, Lösungen für den weiteren Weg seiner Partei zu finden. Denn der Absturz in Bayern und das Aufsteigen der AfD seien ein Schock gewesen. Und wie erklärbar? „Weil wir irgendwie die Wähler nicht direkt erreichen können“, sagt Müller. Weil Themen wie Sicherheit und Flüchtling­e andere wichtige wie Vereinbark­eit von Frauen und Beruf, Pflege, Rente überlagert hätten.

Und weil sich vielleicht viele Menschen in einer Gesellscha­ft, die boomt, als Verlierer sehen. Sie bräuchten eine politische Antwort. „Das ist uns nicht gelungen.“

Und wie wird der CSU-Politiker mit den anderen Mitstreite­rn aus dem Allgäu umgehen? Er werde sich um ein vernünftig­es Miteinande­r bemühen. Gerade auch bei Projekten, die in Berlin für die Region geregelt werden können.

Dazu gehören zum Beispiel die Finanzieru­ng der Nordischen-SkiWeltmei­sterschaft oder die Durchsetzu­ng kommunaler Interessen bei den Kasernenar­ealen oder natürlich bei der Hochschule.

„Weil wir irgendwie die Wähler nicht direkt erreichen können.“Gerd Müller, noch amtierende­r Bundesentw­icklungsmi­nister

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FOTO: DPA/PHOTOTHEK.NET Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller macht vorerst weiter und hat in dieser Woche in Kairo mit der ägyptische­n Ministerin für Internatio­nale Zusammenar­beit, Sahar Nasr, und Janina Kugel, Vorstandsm­itglied von Siemens, den Grundstein für ein geplantes...

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