„Ich möchte dieses Amt weiterführen“
Entwicklungsminister Gerd Müller hält eine weitere Amtszeit für realistisch
LINDAU/KEMPTEN - Er wirkt ein bisschen mitgenommen, zwei Wochen nach der Bundestagswahl. Ist es das Wahlergebnis, das Gerd Müller zusetzt? Es sei die Anspannung, die nachgelassen habe, sagt der Entwicklungsminister, der Wahlkampf mit über Hundert Terminen, der ihn gefordert habe.
Aber es sei auch das schlechte Abschneiden seiner Partei, der CSU, das ihn beschäftige.
Für sein persönliches Ergebnis mit 50,4 Prozent (zehn Prozentpunkte weniger als bei der vorangegangenen Wahl) sei er „dankbar“. Schließlich habe er im Bundeskabinett als Einziger die 50-Prozent-Hürde übersprungen, sei bayernweit der Viertbeste, deutschlandweit an elfter Stelle. Also keine Sorge um sein Ministeramt?
Flüchtlingslager in Uganda, Weltklimakonferenz in Bonn
Es mache Sinn, das fortzusetzen, was er begonnen habe. Müller: „Ja, ich möchte dieses Amt weiterführen.“Die Perspektiven seien realistisch.
Ein Berufsbildungszentrum in Ägypten, ein Flüchtlingslager in Uganda, die Weltklimakonferenz in Bonn – das steht in den nächsten Wochen im Terminkalender des noch amtierenden Entwicklungsministers. Bis zur Regierungsbildung ist Müller wie alle anderen im Kabinett geschäftsführend tätig. Das bedeutet, dass der 62-Jährige, der künftig mit vier weiteren Abgeordneten das Allgäu in Berlin vertritt, auch seine Forderungen bei den Koalitionsverhandlungen stellt. Laut Müller sind das mehr Kompetenzen für das Entwicklungsministerium. Dass das gelingen könnte – da ist der Duracher zuversichtlich.
Bei einem „Jamaika-Bündnis“gebe es viele „Schnittmengen“. Zudem hat der Allgäuer im CSU-Parteivorstand durchaus ein Wörtchen mitzureden – und mitzuentscheiden. Auch, wenn es darum geht, Lösungen für den weiteren Weg seiner Partei zu finden. Denn der Absturz in Bayern und das Aufsteigen der AfD seien ein Schock gewesen. Und wie erklärbar? „Weil wir irgendwie die Wähler nicht direkt erreichen können“, sagt Müller. Weil Themen wie Sicherheit und Flüchtlinge andere wichtige wie Vereinbarkeit von Frauen und Beruf, Pflege, Rente überlagert hätten.
Und weil sich vielleicht viele Menschen in einer Gesellschaft, die boomt, als Verlierer sehen. Sie bräuchten eine politische Antwort. „Das ist uns nicht gelungen.“
Und wie wird der CSU-Politiker mit den anderen Mitstreitern aus dem Allgäu umgehen? Er werde sich um ein vernünftiges Miteinander bemühen. Gerade auch bei Projekten, die in Berlin für die Region geregelt werden können.
Dazu gehören zum Beispiel die Finanzierung der Nordischen-SkiWeltmeisterschaft oder die Durchsetzung kommunaler Interessen bei den Kasernenarealen oder natürlich bei der Hochschule.
„Weil wir irgendwie die Wähler nicht direkt erreichen können.“Gerd Müller, noch amtierender Bundesentwicklungsminister