Nach Bayern setzt auch Baden-Württemberg auf Messenger-App für Polizisten
Beamte im Freistaat testen bereits verschlüsselte Nachrichtensoftware, um nicht auf Dienste wie WhatsApp angewiesen zu sein
RAVENSBURG - Polizeibeamte in Baden-Württemberg sollen ab Frühjahr 2018 schrittweise mit Smartphones und einer speziellen Messenger-App ausgestattet werden. Damit soll eine schnelle Übermittlung wichtiger Einsatzinformationen sichergestellt werden.
Die ersten 500 Geräte mit der speziellen, polizeiinternen MessengerSoftware sollen im Frühjahr 2018 zum Einsatz kommen. Das erklärte das Innenministerium in Stuttgart auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Das Präsidium Technik, Logistik, Service sei bereits mit der Beschaffung von Smartphones beauftragt worden, teilte das Innenministerium mit.
Dabei stimmt sich das Land eng mit den Behörden in Bayern ab. Dort gibt es bereits erste Testläufe mit der App „Teamwire“, die von der Münchner Firma Grouptime als verschlüsselte Nachrichtensoftware für Unternehmen auf dem Markt angeboten wird. Die Kommunikation läuft dabei über ein speziell gesichertes Rechenzentrum des Mobilfunkbetreibers Vodafone. Bis zum kommenden Jahr soll schrittweise jeder Streifenwagen mit der neuen Technik ausgerüstet werden.
„Unsere Polizisten haben in vielen Fällen, wie jüngst in Konstanz, gezeigt, dass für eine schnelle Reaktion die Übermittlung wesentlicher Einsatzinformationen entscheidend ist“, sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) der „Schwäbischen Zeitung“. Das gehe aber nur, wenn auch die Behörden die neuen Medien nutzen – weshalb man nun in die neue Technik investiere.
Tatsächlich greifen Polizisten derzeit teils zu ihrem Privatgerät, um beispielsweise Fahndungsfotos und dienstliche Hinweise schnell weiterzugeben. Besonders beliebt sind Gruppen in dem Messenger-Dienst „WhatsApp“. Doch das hat einen Haken: Die Nutzung ist zumindest in Baden-Württemberg offiziell per Dienstanweisung untersagt. Der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink sieht die Nutzung von WhatsApp zu dienstlichen Zwecken kritisch. Es bestünden derzeit viele grundsätzliche Einwände dagegen, den US-amerikanischen Messenger in Behörden einzusetzen.
Digitalfunk bleibt trotzdem
Gleichwohl räumt Hans-Jürgen Kirstein, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei ein, dass es Kollegen gebe, die dienstliche Daten per WhatsApp verschickt hätten. „Wir weisen unsere Mitglieder ausdrücklich darauf hin, dass das nicht erlaubt ist“, so Kirstein. Auch seinem Kollegen Rainer Nachtigall, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern, ist dieses Problem bereits bekannt.
Bereits vor zwei Jahren hätten die Gewerkschaften deshalb darauf gedrängt, dass die Polizisten im Land eine moderne Messenger-Lösung für den Datenaustausch bekommen sollten. Dabei gehe es auch darum, sich an die Realität der Kommunikation anzupassen. Jeder Schüler kommuniziert heute per Messenger-App auf dem Smartphone. Kirsteins Forderung: „Das System muss bundesweit kompatibel sein.“
Bleibt die Frage, was mit dem erst vor wenigen Jahren eingeführten, milliardenteuren Digitalfunk passiert. Schlechte Netzabdeckung und fehlende Möglichkeiten zur Dateiübertragung sorgen immer wieder für Kritik. Doch Baden-Württemberg will daran festhalten. Der Digitalfunk habe sich nicht nur im Alltag, sondern auch bei Großeinsätzen bewährt. Der neue Messenger sei aber eine ganz wichtige Ergänzung für die polizeiinterne Kommunikation, so Strobl.