Die nächste TV-Revolution?
Die Formel 1 will demnächst ihre Rechte vergeben
KÖLN (SID) - Von der Schumi-Mania über den Vettel-Viererpack bis zum Rosberg-Triumph – wer mit den deutschen Formel-1-Stars auf dem Weg zu ihren WM-Titeln am Fernseher mitfiebern wollte, war seit 1991 im Free-TV bei RTL und ab 1996 im Bezahl-Fernsehen bei Sky (und seinen Vorgängern) an der richtigen Adresse. Ab 2018 könnte es mit diesen Sonntagsgewohnheiten aber vorbei sein: Nach Ablauf der Verträge zum Saisonende erscheint nicht nur ein Wechsel der übertragenden Sender möglich, auch die Rundumversorgung im Free-TV könnte Geschichte sein.
„Wir wollen alle Kanäle spielen. Frei verfügbares Fernsehen, Pay-TV, alle digitalen Plattformen“, sagte Formel-1-Chef Chase Carey im Frühjahr zwar dem Fachmagazin „auto, motor und sport“. Dabei sprach der Boss des neuen Königsklassen-Eigners Liberty Media von einem „Mix“, der „von Land zu Land unterschiedlich“aussehen könne.
Wie sich die Mischung in Deutschland darstellen wird, ist noch ein Rätsel. Unterschiedliche Rechtepakete wurden ausgeschrieben, die Frist ist im Juli abgelaufen, die Bekanntgabe der Entscheidung wird in Kürze erwartet. So radikal wie im Formel-1-Kernland Großbritannien dürften die neuen TV-Verträge in Deutschland allerdings kaum aussehen: Ab 2019 wird auf der Insel nur noch der Heim-Grand-Prix im frei empfangbaren Fernsehen live übertragen. Wer mehr sehen will, muss ein Abo abschließen.
Diese Entwicklung ist vielen Teams ein Dorn im Auge, immerhin wollen die Sponsoren mit ihren Brandings auf den Boliden ein möglichst großes Publikum erreichen. Ob eine Verknappung der LiveÜbertragungen für RTL attraktiv genug wäre für eine Vertragsverlängerung, darf ebenfalls bezweifelt werden. „Wir setzen uns wie bei jeder anderen Investition gewisse Kriterien. Falls diese nicht erfüllt werden, würden wir auf das Recht verzichten“, sagte Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der RTL-Mediengruppe, dem Magazin „New Business“.
ARD und ZDF, die als größte RTLKontrahenten um die Free-TV-Rechte gehandelt werden, wollten sich während des laufenden Ausschreibungsverfahrens nicht äußern.
Aufseiten der Pay-TV-Bieter stellt sich die Frage, inwiefern Sky trotz des Durchbrechens der Marke von fünf Millionen Abonnenten sein Formel-1-Rechtepaket noch exklusiver gestalten möchte – oder kann. Konkurrenz droht den Unterföhringern einerseits durch den neuen OlympiaRechteinhaber Discovery mit seinen Ablegern Eurosport (Free-TV) und Eurosport 2 (Pay-TV). Auf der anderen Seite wirbelte das Streamingportal DAZN den Markt zuletzt kräftig durcheinander. „Alle Rechte, die uns weiterbringen, sind für uns interessant“, sagte DAZN-Chef James Rushton jüngst der „Süddeutschen Zeitung“. Er sprach dabei die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an. Doch auch die Formel 1 bezeichnete er als „sehr interessant“.
Die Formel 1 verzeichnete heuer gute Quoten. Im Durchschnitt sahen diese Saison 4,65 Millionen Zuschauer die bisherigen elf Rennen, das waren 370 000 mehr als vor der Sommerpause 2016. Sky lockt zwischen 0,35 und 0,5 Millionen Abonnenten zur Formel 1.