Fast alle Autos haben durchgehalten
„Lindau Klassik“der Scuderia erfreut sich zahlreicher Oldtimerfans
LINDAU - Wenig Regen, viel Sonnenschein, eine wunderschöne Strecke durchs Allgäu und das Lindauer Hinterland und vor allem so gut wie keine Pannen – was braucht es mehr für eine gelungene Rallye. Die 22. Ausgabe der Lindau Klassik war ein voller Erfolg. Für die Scuderia Lindau, die 66 Oldtimer und ihre Insassen, aber auch für die vielen, vielen Oldtimerfreunde aus Nah und Fern, die zum Zieleinlauf an der Spielbank gekommen waren, um die automobilen Kostbarkeiten zu bewundern.
„Den Schütter beim Start heute morgen am Hafen hätte es zwar nicht unbedingt gebraucht, aber besser so, als die Hitze der letzten Tage. Das hätten viele Autos bei den Bergaufstrecken von der Temperatur her gar nicht geschafft,“erklärt Rennleiter Ernst Laufer den zahlreichen Oldtimerfans, die sich an diesem Sonntagnachmittag vor der Spielbank, und damit dem traditionellen Zieleinlauf der Scuderia Lindau für ihre Lindau Klassik, versammelt haben. Gespannt warten sie auf die Autos vergangener Zeiten, die tatsächlich auf sich warten lassen. Denn laut Zeitplan müssten längst die ersten eingefahren sein. „Wir haben heuer die Allgäu Runde etwas kürzer gemacht, aber bei dem Verkehr dauert’s halt länger“, entschuldigt Laufer die Verspätung durch sein Mikro, doch die Schaulustigen sehen selbst, in welchem Schneckentempo die Autos über die Seebrücke rollen.
Die Wartezeit nutzt der Rennleiter, um die Leute mit Infos zu versorgen. So erfahren sie, dass es ein paar „Ausfälle“gab. Eine Kardanwelle sei gerissen und einen Getriebeschaden habe es gegeben. „Aber das ist nichts außergewöhnliches. Damit rechnet man, wenn man einen Oldtimer hat.“
Die Ralley heißt zwar Ralley, ist aber eigentlich gar keine Ralley
Und Laufer erzählt auch, dass die 220 Kilometer lange Strecke durch das Lindauer Hinterland und das Allgäu geführt hat, dass bei den 66 Oldtimern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Baujahre von 1932 bis 1988 mit dabei seien, und dass die Rallye nur Rallye heißt, aber eigentlich gar keine ist.
Zumindest keine solche, bei der es darum geht, wer als erster über die Ziellinie fährt. Vielmehr gelte es bei der Lindau Klassik die Strecke mit Hilfe eines Roadbooks zu finden. Sechs Durchfahrtskontrollen sorgen dafür, dass alles seine Richtigkeit hat. Und bei den sechs Zeitprüfungen geht es eher ums Geschick als um Schnelligkeit. Was also nichts anderes bedeutet, als dass der Erste, der durchs Ziel fährt, nicht zwangsläufig auch der Sieger sein muss. Der steht nämlich erst am Abend fest, wenn die Teilnehmer die Rallye im Golfhotel mit einem Essen ausklingen lassen.
Kaum gesagt, rollen die ersten Oldtimer unter dem Beifall der Zuschauer durch das Ziel. Es sind allesamt Vorkriegsmodelle, die da den fast schon vergessenen Klang von echter Technik hören lassen. Nach und nach trudeln die anderen ein. Vom Skoda und Alfa bis zum VW Samba-Bus, dessen Fahrer stilbewusst ein Surfbrett auf den Original Dachgepäckträger drapiert, nachdem er das Kultauto auf die Wiese geparkt hat. Dann fahren drei Sportwagen durch das Ziel und als der weiße, bildschöne Lindauer Porsche vom Scuderia-Team begrüßt wird, nutzt ein junger Mann den Stopp für ein Foto von sich, dem Ziel und dem Porsche. „Wir sind Porsche-Fans. Deshalb das Foto“, sagt Joachim Blenz und erzählt, dass er selber Oldtimer hat und mit seinem Sohn Lukas immer mal wieder an Rallyes wie dieser teilnimmt. Dass die Lindau-Besucher aus Marburg Zeugen dieser geballten „Damit rechnet man, wenn man einen Oldtimer hat.“Rennleiter Ernst Laufer über eine gerissene Kardanwelle und einen Getriebeschaden. Ladung automobiler Kostbarkeiten sind, ist reiner Zufall. „Aber ein schöner.“
Überhaupt kein Zufall, sondern zum fünften Mal bewusst gewollt ist, dass Stefano Ginesi und seine Frau Susanne mit dabei sind. Stilecht, weil im Overall, sind sie aus ihrem knallroten Fiat 508 Coppaoro, Baujahr 1934 ausgestiegen. „Es war wie immer schön“, gibt der Schweizer bereitwillig Auskunft, verschweigt jedoch nicht, dass die morgendliche Fahrt ohne Dach doch etwas kalt und nass gewesen sei. „Aber die Strecke war toll, alles war super organisiert, die Leute waren freundlich und haben uns zugewunken. Außerdem ist Lindau eine schöne Stadt und sorgt dafür, dass sich die Teilnehmer hier wohl fühlen.“Worte des Lobes, denen seine Frau nickend beipflichtet um zu ergänzen, dass das Auto allerdings zum ersten Mal mit dabei sei. Und durchgehalten habe. „Das war auch super!“