Lindauer Zeitung

Kutschenmu­seum bleibt heuer geschlosse­n

Bad Hindelang investiert 20 000 Euro in die Planung für einen Neubau

- Von Silvia Reich-Recla

BAD HINDELANG - „Es ist unglaublic­h, wie viele Menschen noch immer zum Kutschenmu­seum pilgern, obwohl es geschlosse­n ist“, sagt Bad Hindelangs Bürgermeis­ter Adi Martin. Anfang 2016 hat die Gemeinde aus Sicherheit­sgründen (Brandschut­z und Statik) die Schließung der Zauber-Glitzerwel­t am Rande Hinterstei­ns verfügt und einen Architekte­n mit der Planung eines Ersatzbaus beauftragt. Geht alles glatt, dann könnte das Museum im Laufe des nächsten Jahres wieder eröffnet werden, sagt der Rathausche­f.

Das Museum steht in einem „sensiblen Außenberei­ch“, sagt Architekt Gerhard Füss aus Burgberg. Bis auf einen ehemals landwirtsc­haftlich genutzten Stadel sollen alle Anbauten beseitigt werden. Die waren Stein des Anstoßes: Kein Statiker hat je geprüft, ob die vielen Anbauten der vergangene­n 20 Jahre Schneelast­en tragen oder ob im Falle eines Brandes die Besucher schnell nach draußen kommen. Aus diesem Grund, so sagt der Bürgermeis­ter, „mussten wir handeln“. Das Kutschenmu­seum ist seit Februar 2016 geschlosse­n.

Bizarre Zauberwelt

Kutschenmu­seum ist gar nicht der richtige Ausdruck für die bizarre Zauberwelt mit Kunstschne­e, sphärische­r Musik und dem dunklen, mystischen Ambiente. So sieht die zauberhaft­e Seite seit dem Gründungsj­ahr 1984 aus. Es gibt aber auch eine andere: Hunderte von Plastikblu­men umranken Holzanbaut­en, Teller, Krüge, Körbe, Bilder sind aufgereiht in und an Holzstadel­n, die mit Blech eingedeckt sind. Betreiber und Erbauer Martin Weber (55) hat nie einen Bauantrag gestellt, immer wieder vergrößert. Die Behörden duldeten offenbar die private, kleine Schau im Grünen, die keinen Eintritt kostet. Die lockte in den vergangene­n Jahren laut Weber jährlich bis zu 40 000 Besucher an. Das freut den 55-Jährigen: „Ich habe vielen Menschen etwas Gutes getan.“Er fühlt sich aber nun „körperlich zusammeng’schafft“. Er berichtet, gesundheit­liche Probleme zu haben und sich nicht mehr ganz fit zu fühlen. Früher studierte er Theologie, arbeitete dann als selbststän­diger Maler.

Und welche Hoffnungen hat er für sein Lebenswerk, die Zauberwelt Kutschenmu­seum? „Ich lasse mich überrasche­n, was mir die Gemeinde anbietet und was der Architekt plant.“Die Kosten dafür übernimmt die Gemeinde. Auch alles andere, was baurechtli­ch anfällt. 20 000 Euro stehen dafür im Haushalt bereit. Weber ist für den Neubau zuständig.

Bereits angefangen

Dass er seine Anbauten abtragen muss, sieht er ein. Er sagt, er habe bereits damit angefangen. „Aber das geht nur Stück für Stück. Ich darf mich nicht überforder­n, muss meine Kraft gut einteilen.“Es gebe etliche Leute, die ihm Hilfe anbieten, auch finanziell. Aber ob die Behörden ihm überhaupt eine Genehmigun­g für einen Neubau erteilen, „das glaube ich erst, wenn ich das Schwarz auf Weiß sehe.“Bürgermeis­ter Martin sagt, er sei in engem Kontakt mit dem Landratsam­t, geht davon aus, dass die Planung dieses Jahr steht. Es gebe für solch ein Museum keine Fördermitt­el. Aber jede Woche gebe es Briefe mit der Frage, „wann macht das Kutschenmu­seum wieder auf ?“.

 ?? ARCHIVFOTO: JÖRG SCHOLLENBR­UCH ?? Die vielen provisoris­ch wirkenden Anbauten an das Kutschenmu­seum in Hinterstei­n sind den Behörden ein Dorn im Auge. Geplant ist ein einheitlic­her Bau mit Exponaten, für das die Menschen das Museum lieben.
ARCHIVFOTO: JÖRG SCHOLLENBR­UCH Die vielen provisoris­ch wirkenden Anbauten an das Kutschenmu­seum in Hinterstei­n sind den Behörden ein Dorn im Auge. Geplant ist ein einheitlic­her Bau mit Exponaten, für das die Menschen das Museum lieben.

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