In Bayern wird Wohneigentum teurer
Vor allem in südbayerischen Ballungsräumen schießen Immobilienpreise laut LBS und Sparkassen in die Höhe
MÜNCHEN - Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen in Bayern steigen weiter. Das gilt allerdings vor allem für die südbayerischen Ballungsräume, wie aus dem „Wohnimmobilienmarkt 2016/2017“der bayerischen Sparkassen und ihrer Bausparkasse LBS hervorgeht, der am Donnerstag in München vorgestellt wurde.
Während in einigen ostbayerischen Landkreisen gebrauchte Einund Zweifamilienhäuser im vergangenen Jahr für weniger als 200 000 Euro den Eigentümer wechselten, musste in einigen südlichen Regionen mehr als das Vierfache investiert werden. Das sagte Paul Fraunholz, Geschäftsführer der Sparkassen Immobilien. In der Landeshauptstadt München müsse man für eine solche Immobilie mehr als eine Million Euro hinlegen – sofern sie überhaupt verfügbar sei.
Kräftige Preissteigerungen
Obwohl man einzelne „Preisübertreibungen“beobachte, sehe man keine Anzeichen für eine Blasenbildung, sagte Fraunholz. Zu einer Preisblase führe der Immobilienbau über den Bedarf hinaus und eine laxe Prüfung der Bonität der Immobilienkreditnehmer. Beides sei in Deutschland nicht der Fall.
Wegen der niedrigen Zinsen und den wachsenden Schwierigkeiten, Erspartes anderweitig günstig anzulegen, hat sich auf dem Immobilienmarkt im vergangenen Jahr einiges getan. Die von den bayerischen Sparkassen ausgereichten Wohnbaukredite erhöhten sich im vergangenen Jahr um 5,3 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro. Das anhand des Grunderwerbsteueraufkommens errechnete Volumen an Immobilienumsatz erhöhte sich 2016 gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 50,8 Milliarden Euro.
Die Durchschnittspreise der von den Maklern der Sparkassenorganisation vermittelten Immobilien sind 2016 kräftig gestiegen. Für ein gebrauchtes Reihen-, Doppel-, Ein- oder Zweifamilienhaus wurden im Schnitt 278 500 Euro und damit sechs Prozent mehr als im Vorjahr gezahlt. Der Durchschnittspreis für gebrauchte Eigentumswohnungen legte sogar um 15 Prozent auf 174 000 Euro zu.
Wegen der niedrigen Zinsen und des Geldanlagenotstands wurden 2016 in Bayern etwa 65 000 neue Wohneinheiten genehmigt – ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Rechnet man sonstige Wohneinheiten – etwa durch Dachgeschossausbauten – hinzu, wurde mit 73 000 erstmals das Ziel von 70 000 neuen Wohneinheiten erreicht, das Innen- und Wohnungsbauminister Joachim Herrmann (CSU) seit Jahren vorgibt.
Ausreichend sei das jedoch noch lange nicht, so LBS-Vorstandsvorsitzender Franz Wirnhier. Bayern sei Zuzugsland. Die Bevölkerungszahl werde bis 2035 um weitere 700 000 auf 13,5 Millionen steigen. Gleichzeitig steige die Zahl der Ein-PersonenHaushalte, die in manchen Städten schon bei 50 Prozent liege. Die Politik müsse daher den Rahmen für „noch mehr Neubau“schaffen.
In dieser Hinsicht versage die Politik nach Ansicht der Immobilienfinanzierer seit vielen Jahren. Es gelinge nicht, den Anteil der Haushalte in Wohneigentum über 45 Prozent zu heben. Mit dieser Eigentumsquote sei Deutschland Schlusslicht in Europa. Mehr Wohneigentum wäre nach Ansicht von Immobilienfinanzierern und -vermittlern nicht nur ein wirksames Mittel gegen drohende Altersarmut, sondern würde auch den Wohnungsmarkt insgesamt entlasten.
An Vorschlägen, was der Gesetzgeber alles zur Wohneigentumsförderung tun könnte, fehlt es den Sparkassen nicht: Direkte Zuschüsse zum Wohneigentumserwerb, ergänzt durch eine „starke familienpolitische Komponente“, schlug Wirnhier vor. Außerdem die Anhebung der seit 20 Jahren eingefrorenen Sparförderung, die seither nicht mehr an die Lohn- und Preisentwicklung angepasst sei.