Derby-Ärger dank Erwin und dem maskierten Vollstrecker
BVB verschenkt beim 1:1 im 172. Revierderby den Sieg – Schalke fühlte sich in der Schlussphase benachteiligt
GELSENKIRCHEN (SID/dpa) Als am Ende des 172. Revierderbys die Emotionen doch noch überkochten, sah Schiedsrichter Felix Zwayer rot. Nicht weil die wütenden Schalker sich lautstark und gestenreich über einen verweigerten Handelfmeter beschwerten, sondern weil ihm das königsblaue Maskottchen „Erwin“eine Rote Karte vor die Nase hielt.
In der hektischen Schlussphase beim 1:1 (0:0) gegen Borussia Dortmund hatte der Berliner Unparteiische die Übersicht verloren, nicht jedoch sein Arbeitsgerät – wie der Mann unter dem Kostüm gedacht hatte. Die Karte, die der plüschige Glückbsringer dem Schiedsrichter zurückgeben wollte, hatte offenbar ein Zuschauer auf den Rasen geworfen, als es nach dem Handspiel von Marc Bartra in der Nachspielzeit drunter und drüber ging.
Zwayer verweigerte den Schalkern den berechtigten Strafstoß, der ihnen nach einer lange Zeit enttäuschenden Leistung doch noch die Chance zum Derbysieg geboten hätte. „Ich habe von keinem einzigen gehört, der gesagt hat: Das war nichts“, berichtete Schalke-Manager Christian Heidel erbost. Ex-Schiedsrichter Peter Gagelmann konnte die Empörung der Königsblauen verstehen. „Der Arm ist hoch, die Hand geht Richtung Ball – das ist ein klarer Strafstoß“, erklärte er. Der Ball war Bartra vom rechten Fuß an die ausgestreckte linke Hand gesprungen.
Zuvor hatte schon ein anderer Kostümierter für Aufregung gesorgt. „Superheld“Pierre-Emerick Aubameyang hatte sich nach seinem 24. Saisontor zur hochverdienten Dortmunder Führung (53.) wieder einmal eine Maske übergezogen. Diesmal war es ein Werbegag für seinen Sponsor Nike – ein roter Blitz auf schwarzem Untergrund. Nicht nur zum Ärger der Schalker Fans, die er schon zweimal nach Derbytoren als „Batman“provoziert hatte, sondern auch von Watzke. „Darüber werden wir noch mal reden“, kündigte der BVB-Boss an, „dann wird es etwas schwieriger für ihn.“Nike ist Konkurrent des Dortmunder Ausrüsters Puma.
Doch Aubameyang hatte sich zu früh gefreut. Nachdem er vier Minuten später die Riesenchance zum 2:0 vergeben hatte, glich Schalkes starker Derby-Debütant Thilo Kehrer mit seinem ersten Bundesliga-Treffer aus (77.) – und plötzlich drohte dem BVB sogar eine Niederlage. „Eine Riesenfreude, ein Riesengefühl, ich hatte Gänsehaut“, sagte der 20-Jährige aus der eigenen Jugend und schickte einen Gruß an Aubameyang hinterher: „Ich brauche keine Maske, ich muss mein Gesicht nicht verstecken.“
Der BVB rutscht nach dem Ausgleich jedoch acht Spieltage vor dem Saisonende auf Rang vier und droht, die direkte Qualifikation für die Champions League zu verspielen. „Wir sind nicht mega-enttäuscht, aber es herrschte keine Jubelstimmung in der Kabine“, verriet Zorc.