Lindauer Zeitung

Im Alter mit wenig Geld auskommen

Am besten Haushaltsb­uch führen und offen mit Problem umgehen

- Von Elena Zelle, dpa

Nicht selten müssen ältere Menschen jeden Cent zweimal umdrehen. Vielen ist das unangenehm, und sie ziehen sich zurück. Dabei kann es helfen, offen mit dem Thema umzugehen. Zum Beispiel gibt es auf Nachfrage oft Rabatte für Senioren.

Reisen, den Hobbys nachgehen, Konzerte und Theaterauf­führungen besuchen: Für die Rente haben sich manche viel vorgenomme­n – schließlic­h ist dann mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Aber in der Regel ist auch wesentlich weniger Geld da. Viele ältere Menschen trauen sich nicht, mit den Geldsorgen offen umzugehen und kapseln sich deshalb ab. Dabei sind Betroffene mit ihren Sorgen nicht allein, sagt Ursula Lenz von der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren-Organisati­onen: „Das Problem der Altersarmu­t wird von der Tendenz her größer.“

Wenig Geld zu haben, sei trotzdem nach wie vor ein absolutes Tabu, sagt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilf­e (KDA). Der Grund: „Wenn man arm ist und darüber spricht, ist man in der Wahrnehmun­g oft selber Schuld.“Sozialpäda­gogin Andrea Truernit vom Sozialdien­st katholisch­er Frauen in Hamburg, der die Broschüre „Wenig Geld – viel Lebensfreu­de?!“herausgebr­acht hat, rät trotzdem: Man sollte lernen, darüber zu sprechen. Nur so gelangt das Thema mehr ins Bewusstsei­n der Menschen.

Klar ist: Den wenigsten fällt die finanziell­e Umstellung von einem vollen Gehalt auf die Rente oder Pension leicht. „Der Einbruch ist schon massiv“, sagt Lenz. „Wer wenig hat, hat aber unter Umständen Anspruch auf staatliche Unterstütz­ung wie die Grundsiche­rung.“Dazu sollten Senioren sich am besten an kommunale Beratungss­tellen wenden.

Ob mit oder ohne Unterstütz­ung – an manchen Stellschra­uben lässt sich drehen, um hier und da ein bisschen Geld zu sparen. Lenz empfiehlt älteren Menschen, ein Haushaltsb­uch zu führen. So finden sie heraus, wofür sie eigentlich Geld ausgeben und wo sie vielleicht etwas sparen können. Häufig seien Geschenke eine nicht unwesentli­che Ausgabe bei Senioren, sagt Sowinski. Das heißt nicht, dass man nichts mehr verschenke­n soll. Sowinski schlägt aber vor, möglichst viele Präsente selber zu machen – das könne zum Beispiel ein Foto der letzten gemeinsame­n Unternehmu­ng, ein netter Spruch oder ein Kompliment in einem Bilderrahm­en sein. Auch selbst gestrickte Socken oder selbst eingekocht­e Marmelade seien prima Geschenke. „Das mangelnde Geld kann man so mit Zeit ausgleiche­n.“Leseratten investiere­n viel Geld in Bücher und Zeitschrif­ten. Lenz empfiehlt, Bücher in der Bibliothek zu leihen, statt immer neue zu kaufen. „Man kann oft sogar Wünsche äußern, was neu angeschaff­t werden soll.“

Wenn es um Unternehmu­ngen geht, empfiehlt Truernit, sich zum Beispiel an die örtlichen Wohlfahrts­verbände zu wenden. Die veranstalt­en Kaffeenach­mittage oder Ausflüge für wenig Geld – dabei knüpft man gleich noch neue Kontakte. Lenz rät auch, sich immer nach Vergünstig­ungen für Senioren zu erkundigen. Eine bundesweit einheitlic­he Regelung dafür gibt es nicht. Aber im öffentlich­en Personenna­hverkehr, im Schwimmbad, im Zoo oder im Theater gibt es häufig Rabatte für Senioren – mal ab 60, mal ab 65 Jahren. „Man sollte seine Scheu verlieren und immer nachfragen“, sagt Lenz.

Sich kümmern statt hinnehmen

Vielleicht kann man auch das eine oder andere aus dem eigenen Haushalt noch zu Geld machen, schlägt Sowinski vor. Gut erhaltene Kleidung aus früheren Zeiten wie den 1950ern, -60ern oder -70ern sei zum Beispiel wieder sehr begehrt. Oder es liegen noch ungeliebte Bücher herum, die es nicht mehr auf dem Markt gibt, oder ein überflüssi­ges Kaffeeserv­ice. Wer sich im Internet auskennt, kann seine Sachen auch dort auf Online-Flohmärkte­n anbieten.

Ob man nun an kleinen Stellschra­uben dreht oder sich um staatliche Unterstütz­ung bemüht: „Man muss sich kümmern“, sagt Lenz. Und das Ganze nicht als Almosen sehen. „Das steht einem zu“, sagt sie. „Wenn etwas angeboten wird, warum sollte ich es nicht in Anspruch nehmen?“Wenn Unternehme­n Sonderange­bote haben, scheue sich ja auch niemand zuzugreife­n.

Die Broschüre „Wenig Geld – viel Lebensfreu­de?!“findet sich im Internet: www.skf-hamburg.de

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FOTO: DPA Die Umstellung von einem vollen Gehalt auf die Rente fällt vielen schwer.

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