Schweiz will E-Autofähre im Alleingang
Elektrofähren und 30-Minuten-Takt: Deutsch-Schweizer Kooperation wurde aufgekündigt
FRIEDRICHSHAFEN - Offenbar treibt die Schweiz derzeit Pläne für eine umfassende Reform der Autofähre Friedrichshafen-Romanshorn ohne Unterstützung aus Deutschland voran. Das geht aus Informationen der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) und des Verkehrsministeriums hervor. Die Schweiz will künftig Elektrofähren anschaffen und einen 30- statt 60-MinutenTakt.
Das Vorhaben des Kanton Thurgau war zur Wochenmitte nach einem Bericht der Schwäbischen Zeitung bekannt geworden. Darin hieß es noch, dass es sich um ein deutsch-schweizerisches Projekt handle, der Ball derzeit auf deutscher Seite liege. Doch hinter den Kulissen gibt es offenbar noch nicht viel Einigkeit über die Pläne, künftig drei Elektrofähren für mehr als 50 Millionen Euro alle halbe Stunde über den See pendeln zu lassen.
„Die BSB haben natürlich ein Interesse daran, durch ein besseres Angebot die Attraktivität der Fährverbindung Friedrichshafen-Romanshorn zu erhöhen. Dies muss aber wirtschaftlich tragbar sein. In Gutachten wurde untersucht, ob ein Halbstunden-Takt machbar ist. Die Gutachter haben klargestellt, dass ein größeres Angebot weder betriebswirtschaftlich, noch ökologisch sinnvoll ist“, so Josef Siebler, Sprecher der BSB in Konstanz, die die Autofähre derzeit gemeinsam mit ihrem Schweizer Gegenpart SBS betreiben.
In einer gemeinsamen Projektrunde des Landes Baden-Württemberg, des Kantons Thurgau, der Städte Romanshorn und Friedrichshafen sowie der beiden Betreiberunternehmen SBS und BSB wurde demnach bereits im Jahr 2015 festgestellt, dass von baden-württembergischer Seite keine Zuschüsse für den Fährbetrieb zur Verfügung stehen, so Siebler. Nachdem von Schweizer Seite angekündigt wurde, die Fährverbindung künftig alleine zu betreiben, erklärte die Vorsitzende des Ausschusses Verkehr der Internationalen Bodenseekonferenz, Beate Schuler, offenbar, dass damit ein Antrag auf Förderung nach dem EU-Förderprogramm Interreg nicht mehr möglich sei und es damit keine Perspektive für ein gemeinsames deutschschweizerisches Projekt gebe. Die BSB sind aufgrund dieser Entwicklungen überrascht, dass weiterhin über die Ausweitung des Angebots auf einen HalbstundenTakt spekuliert wird“, so Siebler weiter. Elektrische Fähren wären zudem so teuer, dass die Fähre noch mehr Defizit machen würden. Ähnliche Kommentare gibt es auch aus dem Verkehrsministerium BadenWürttemberg. Demnach handle es sich bei dem Vorhaben um ein „rein privates Projekt“. Immerhin befürwortet das Land „einen Halbstundentakt mit einem elektrisch angetriebenen Schiff grundsätzlich“, so ein Sprecher.
Geht es nach den BSB sind die jetzigen Fähren ohnehin fit für die Zukunft. „Aus Sicht der BSB sind nach einer Revision alle drei Fähren auf einem hohen technischen Stand, der wie geplant das bestehende Angebot für die nächsten zehn bis 20 Jahre garantiert“, so BSB-Sprecher Siebler.
Die Schweizer Seite scheint das aktuell ganz anders zu sehen – unter anderem hat sie bereits ein Gespräch mit Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand über das Projekt geführt. Rechtlich scheint gegen einen Alleingang grundsätzlich nichts zu sprechen: „Grundsätzlich kann jeder Schiffsverbindungen auf dem See anbinden“, so Siebler.
„Jeder kann Schiffsverbindungen auf dem See anbinden.“Josef Siebler, BSB-Sprecher