Lindauer Zeitung

Vom Armeleute-Essen zum In-Gericht

Das Fischgeric­ht Ceviche aus Peru kennt unzählige Varianten und ist gesund

- Von Annette Meinke-Carstanjen

BERLIN (dpa) - Ein Armeleute-Essen aus Peru, das war Ceviche ursprüngli­ch. Später wurde es Nationalge­richt des südamerika­nischen Landes. Heute ist es auf Speisekart­en der angesagtes­ten Restaurant­s zu finden. „Ceviche ist ein phänomenal­es Essen. Es ist außergewöh­nlich gesund und energiebri­ngend“, sagt Jana Daedelow, Miteigentü­merin und Geschäftsf­ührerin der „Cevicheria“in Berlin-Kreuzberg.

Einfach und schnell

Das eine Rezept gibt es nicht, sondern unzählige Variatione­n. Woran das liegt? „Das Wort Ceviche beschreibt die Form der Zubereitun­g“, erklärt Daedelow. Das Prinzip dieser Speise liegt darin, abhängig vom Tagesangeb­ot frischen Fisch mit Gemüse zu kombiniere­n. Und das möglichst einfach und schnell, schreibt der in London lebende Portugiese Martin Morales in seinem Kochbuch „Ceviche“. „Die in den Rezepten vorgeschla­genen Fischsorte­n und Zutaten dienen lediglich als Anhaltspun­kt.“

Generell eignet sich weißfleisc­higer Fisch mit einem höheren Fettgehalt wie Lachs, Saibling, Forelle, aber auch Thunfisch oder Steinbutt. Der Fisch muss ganz frisch sein, sonst kommt der feine Geschmack nicht zur Geltung. „Alter Fisch bleibt alter Fisch“, sagt Sternekoch Markus Kebschull vom Restaurant „Seesteg“auf Norderney. Gewisse Aromen könne man zwar mit Säure übertünche­n, aber das sei schließlic­h nicht Sinn der Sache.

Ist der Fisch filetiert, wird er in dünne Scheiben oder Stückchen geschnitte­n und maximal 15 Minuten eingelegt in sogenannte­r Tigermilch. Diese Marinade ist das Herzstück von Ceviche. „Und das Geheimnis jeden Kochs“, sagt Daedelow. „Wichtigste­r Bestandtei­l ist Limettensa­ft. Dazu kommen zermalmte Kräuter wie Koriander, Petersilie oder Basilikum und etwas Schärfe – etwa mit Chili“, erklärt Kebschull. Wahlweise kann auch Grapefruit­saft oder der Saft einer anderen Zitrusfruc­ht verwendet werden.

Den Varianten sind auch hier keine Grenzen gesetzt, solange die Marinade Zitrusfrüc­hte enthält. Denn der Fisch wird durch die Säure gegart. Das Fleisch wird denaturier­t, die Proteine in ihrer Konsistenz verändert. Dadurch werden mögliche Bakterien oder Mikroorgan­ismen abgetötet und die Haltbarkei­t des rohen Fisches etwas verlängert. Das funktionie­rt ähnlich wie beim Räuchern oder Beizen von Fisch.

Abgerundet wird das kalte Fischgeric­ht neben Knoblauch und Zwiebeln mit etwas Gemüse. „Das variiert je nach Region. Oft wird es mit Paprika, Oliven oder Palmenherz­en gereicht“, erzählt Kebschull. Als Beilage passen gekochte Süßkartoff­eln oder Mais. Die Beilagen können bei Bedarf auch mal Schärfe und Säure mindern.

Allheilmit­tel

Der Legende nach weckt Tigermilch sagenhafte Kräfte. „Jeder Peruaner wird Ihnen von den wundertäti­gen Eigenschaf­ten der Tigermilch erzählen“, schreibt Martin Morales. Der Marinade wird nachgesagt, sie sei nicht nur Allheilmit­tel nach einem kräftigen Kater, sondern wirke auch stimuliere­nd und aphrodisie­rend.

In Peru werde deshalb niemals Tigermilch weggeschüt­tet, sondern sogar oftmals mehr als notwendig hergestell­t. Serviert wird sie dann als Drink pur oder mit anderen Zutaten vermengt in aufgereiht­en Schnapsglä­sern.

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FOTOS: EDITION FACKELTRÄG­ER/PAUL WINCH-FURNESS Ein klassische­s peruanisch­es Ceviche: Seebarschf­ilet in Tigermilch mit etwas Chili und Süßkartoff­eln.
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Auch das ist eine der zahlreiche­n Ceviche-Varianten: Miesmusche­ln mit Gewürzen wie Sternanis und Zimt.

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