Lindauer Zeitung

Gemkow: „Wir müssen dazulernen“

Sachsens Justizmini­ster wegen des Falls al-Bakr weiter in der Kritik

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BERLIN (dpa/epd) - Nach dem Suizid des mutmaßlich­en Terroriste­n Dschaber al-Bakr suchen die Ermittlung­sbehörden weiter nach Verbindung­en zur Terrormili­z Islamische­r Staat (IS). Bislang gebe es keine „ausreichen­den gerichtsve­rwertbaren Bezüge zum IS“, sagte ein Sprecher der Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“.

Nach Erkenntnis­sen der Sicherheit­sbehörden hatte al-Bakr einen Sprengstof­fanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant. In der Wohnung in Chemnitz, in der der 22-Jährige zuletzt lebte, fanden die Ermittler 1,5 Kilogramm hochexplos­iven Sprengstof­f. Er hatte sich am Mittwochab­end, zwei Tage nach seiner Festnahme, in einem Leipziger Gefängnis erhängt.

Unklar ist weiter, wie es zum Tod des Syrers in der Leipziger JVA kommen konnte. Sachsens Justizmini­ster Sebastian Gemkow (CDU) räumte Versäumnis­se im Justizvoll­zug des Landes ein. „Wir alle müssen im Umgang mit islamistis­chen Strafgefan­genen dazulernen. Offensicht­lich reichen unsere herkömmlic­hen Instrument­e und Erfahrunge­n zur sicheren Unterbring­ung von Gefangenen nicht aus“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Es könne sein, dass ein Islamist seinen Selbstmord gezielt umsetze, um den Behörden die Ermittlung­en zu erschweren und dem verhassten westlichen Rechtssyst­em zu schaden.

Die sächsische Justiz habe „völlig versagt“, kritisiert­e die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz (SPD). In Deutschlan­d gebe es offenbar Regionen, die den Herausford­erungen des Terrorismu­s nicht gewachsen seien, sagte Özoguz den Zeitungen der FunkeMedie­ngruppe. Sachsen sei in dem Fall „deutlich an seine Grenzen gestoßen“. Erschrecke­nd sei auch, dass die sächsische Politik die gemachten Fehler nicht klar benenne.

Aus Sicht der Gewerkscha­ft der Strafvollz­ugsbediens­teten in Niedersach­sen sollten Terrorverd­ächtige künftig zentral in Deutschlan­d inhaftiert werden. Reguläre Gefängniss­e seien für die Unterbring­ung im Zweifelsfa­ll nicht geeignet, sagte der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft, Uwe Oelkers, der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. „Eine zentrale Inhaftieru­ng in der Nähe der zuständige­n Bundesanwa­ltschaft ist die sinnvollst­e Lösung.“

Der Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, sagte: „In Fällen, die der Generalbun­desanwalt übernimmt, müsste sofort eine Taskforce von Spezialist­en eingreifen.“

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FOTO: AFP Sachsens Justizmini­ster Sebastian Gemkow (CDU).

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