Lindauer Zeitung

Gondelbahn und „dörfliches Hotelkonze­pt“am Grünten

Investor will 80 Millionen Euro in den touristisc­hen Ausbau in Kranzegg stecken

- Von Silvia Reich-Recla

RETTENBERG - 80 Millionen Euro will der Schweizer Geschäftsm­ann Gregor Wallimann im Oberallgäu­er Kranzegg an den Grüntenlif­ten investiere­n. Nicht nur modernisie­rte Liftanlage­n samt einer Zehner-Gondelbahn zur Bergstatio­n sind geplant. Am 12 000 Quadratmet­er großen Parkplatz neben der Talstation soll ein „dörflich gestaltete­s Hotelproje­kt“entstehen und darunter eine Tiefgarage mit mehreren Hundert Stellplätz­en. 200 neue Arbeitsplä­tze sollen entstehen.

Die Gondeln zur Bergstatio­n werden insgesamt vier ältere Lifte ersetzen und auf der gleichen Trasse laufen. Die Gastronomi­e der Grüntenhüt­te wird laut Planung in eine moderne Bergstatio­n integriert, die Hütte soll dann abgerissen werden. „Wir versuchen, viel im Boden zu versenken, das Gebäude soll in die Natur passen“, sagt Wallimann. Zwei weitere Lifte sollen modernisie­rt werden. Der Gipfellift bleibt vorerst bestehen. Die Kapazität aller Lifte am Grünten soll nicht erhöht werden, sie bleibe bei 7200 Personen pro Stunde. Geht alles glatt, soll im Frühjahr 2018 mit dem Bau begonnen werden. Bis dahin laufen die Grüntenlif­te wie gewohnt im Winter.

Vor einem Jahr hatte der Schweizer Unternehme­r seine Liftpläne bereits vorgestell­t und einige Wochen später nochmals bestätigt. Dann gab es monatelang keine Informatio­nen mehr – und die Gerüchtekü­che in der knapp 5000 Einwohner großen Gemeinde Rettenberg kochte. Von einem Rückzug des Investors war die Rede und von unzufriede­nen Grundstück­sbesitzern, die wohl anfangs nicht ausreichen­d persönlich unterricht­et worden waren. Am vergangene­n Freitag kamen der Schweizer Geschäftsm­ann und sein Geschäftsf­ührer Andreas Prinzing von der früheren Inhaberfam­ilie der Grüntenlif­te mit den Grundstück­sbesitzern zusammen. Prinzing spricht von „gutem, anfangs kritischem Austausch“. Dabei ging es um Verträge, Grunddiens­tbarkeiten, um die Gondelbahn bauen zu können.

Mehrere Landwirte sind Eigentümer der Flächen am Grünten sowie zwei Alpgenosse­nschaften. Prinzing: „Das soll ein naturnahes Konzept werden, es gibt keine neuen Lifttrasse­n, wir bauen Anlagen ab, machen aus sieben vier Lifte.“Für Sommergäst­e werden Wanderwege beschilder­t. „Eine Sommerrode­lbahn wird es nicht geben“, sagt Prinzing, die Winterrode­lbahn aber bleibt.

Mehr Attraktivi­tät für den Ort

„Als Gemeinde stehen wir zu 200 Prozent hinter dem Projekt“, sagt Rettenberg­s Bürgermeis­ter Oliver Kunz. Er erhofft sich durch die Ganzjahres-Gondelbahn und das Hotelproje­kt einen touristisc­hen Aufschwung. „Die Gewerbeste­uer ist dabei zweitrangi­g. Es geht um eine Attraktivi­tätssteige­rung für den Ort.“Derzeit gibt es nur ein Hotel im Gemeindege­biet, den Gasthof AdlerPost in Rettenberg.

„Die Rückendeck­ung der Gemeinde ist uns enorm wichtig“, sagt Wallimann. Er hat nach eigenen Angaben bislang drei Millionen Euro in die Vorbereitu­ng des neuen Grüntenpro­jekts gesteckt. „In den guten 1980er-Jahren hatten wir jährlich 65 000 Wintergäst­e an den Liften. Unser Ziel ist es, wieder so erfolgreic­h zu sein“, sagt Geschäftsf­ührer Prinzing.

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