Lindauer Zeitung

Bittere Niederlage

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Für ZF-Chef Stefan Sommer ist die Niederlage im Bieterkamp­f um Haldex bitter. Mit persönlich­em Einsatz hat der Vorstandsv­orsitzende des Autozulief­erers für den Deal geworben, hat versucht, Aktionäre zu überzeugen, hat gekämpft – und am Ende verloren. Dabei hatte er die strategisc­hen Argumente auf seiner Seite: Das schwedisch­e Unternehme­n passt ideal zu dem Traditions­konzern vom Bodensee: Im Lastwagenb­ereich hätten ZF und Haldex gemeinsam Systeme anbieten können, die den Nutzfahrze­ugmarkt der Zukunft bestimmen werden.

Zu wenig bedacht hat Sommer jedoch die Tatsache, dass bei Übernahmek­ämpfen nicht strategisc­he Argumente zählen, sondern Renditeaus­sichten. Die Aktionäre haben das sichere und bereits genehmigte Gebot von ZF in der Hoffnung abgelehnt, dass sie beim Rivalen Knorr-Bremse fünf Kronen mehr für jedes HaldexPapi­er bekommen. Dabei ist gar noch nicht klar, ob der Konzern aus München die kartellrec­htliche Freigabe für die Haldex-Übernahme erhält.

Die Rolle, die Knorr-Bremse beim Kampf um Haldex spielt, ist ohnehin unklar. Weltweit gibt es drei bedeutende Hersteller für Lastwagenb­remsen: Wabco aus Belgien, Haldex aus Schweden – und Knorr-Bremse aus München. Dass die Behörden einer Fusion von zwei der drei Marktführe­r kritisch gegenübers­tehen, liegt auf der Hand. Genau aus dem Grund hat Haldex-Chef Bo Annvik sich für ein Zusammenge­hen mit ZF ausgesproc­hen. Zudem hält sich der Konzern aus München bei seiner Offerte Hintertürc­hen offen, um am Ende doch noch von seinem Angebot zurücktret­en zu können. Wollte Knorr-Bremse also nur den ZF-Deal und damit das Entstehen eines starken Wettbewerb­ers verhindern?

Zu der These könnte passen, dass Knorr-Bremse noch eine Rechnung mit ZF offen hat. Vor einigen Jahren gab es Verhandlun­gen zwischen ZF und Knorr-Bremse über eine Fusion. Größtes Hindernis war die Forderung von Knorr-Bremse nach weitreiche­nder Mitsprache im Friedrichs­hafener Konzern. Die weit gediehenen Gespräche scheiterte­n – sehr zum Ärger von Knorr-Bremse.

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