Argentalgemeinden halten an Gewerbegebiet fest
Interessenten sind bereits abgesprungen – Zweckverband treibt das Projekt dennoch voran
GESTRATZ/GRÜNENBACH - Wenn der neue Landesentwicklungsplan (LEP) kommt, können auch die Argentalgemeinden ihr geplantes interkommunales Gewerbegebiet „In der Au“weiter vorantreiben. Im ersten Quartal 2017 soll es so weit sein. Das jedenfalls hat Heimatminister Markus Söder den Gestratzer Bürgermeister Johannes Buhmann wissen lassen, erklärt dieser auf Nachfrage. Söder habe zugesichert, dass der LEP so geändert wird, wie vorgesehen – sprich: Das Anbindegebot, das derzeit die Ausweisung des Gewerbegebiets im Argental verhindert, wird laut Söder gelockert. Die Gemeinden Gestratz, Grünenbach, Röthenbach und Maierhöfen halten an ihren Plänen für das Gewerbegebiet fest, betont Buhmann – auch wenn die Gefahr besteht, dass weitere Grundstücksinteressenten abspringen.
„Wir müssen jetzt den Weg nach vorne gehen“, sagt Zweckverbandsvorsitzender Buhmann. Söder habe die Lockerung des Anbindegebots einen wichtigen Punkt genannt, „damit die Landgemeinden sich weiter entwickeln können“. Ein ähnliches Versprechen hat Söder gegenüber Buhmann schon einmal gegeben – auch damals mit einem klaren Zeithorizont, der freilich längst überschritten ist. Vergangenen Herbst verkündete Söder bei der Heimatkonferenz in Kempten noch den 1. Januar 2016.
Doch das Verfahren ist langwierig. Der Entwurf muss durch mehrere Gremien. Die Staatsregierung hat ihn gebilligt. Bis 15. November läuft das Anhörungsverfahren, bei dem Landkreise, Kommunen und Verbände Stellung nehmen. Danach folgt die Abwägung, der Entwurf wird dem Ministerrat vorgelegt, und am Ende steht die Abstimmung im Landtag. „Die Lockerung des Anbindegebots ist ein zentrales Ziel“, sagt Ministeriumssprecherin Tina Dangl. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass sie am Ende nicht mehr im geänderten LEP vorkommt.
Seit den ersten Überlegungen zu einem interkommunalen Gewerbegebiet im Argental sind mehr als zehn Jahre vergangen, vor drei Jahren gründeten die vier Gemeinden den Zweckverband. Natürlich bestehe die Gefahr, dass Interessenten abspringen, weil viel Zeit verstrichen ist und es viele Diskussionen gab, bestätigt Buhmann.
Waren es vor ein paar Jahren sieben, sind laut Zweckverband derzeit vier Bauwillige übrig – die gleiche Anzahl wie seit 2015 bekannt. Drei Betriebe haben andere Flächen gefunden, unter anderem neben dem Röthenbacher Feuerwehrhaus. Buhmann könne das verstehen, „weil wir derzeit nichts anzubieten haben“. Doch der Zweckverband müsse in die Zukunft blicken. „Wir haben alles getan. Dass es sich nun so hinzieht, müssen sich andere vorwerfen“, sagt Buhmann.
Gerüchte, nach denen ein Gewerbetreibender aus dem Argental sein Interesse verloren hat und sich anderweitig vergrößern will, bezeichnet Buhmann als Spekulationen. Diese kamen auf, sobald bekannt wurde, dass Grünenbach ein neues Feuerwehrhaus baut und das bestehende damit frei wird. „Ich weiß, dass da geredet wird. Aber mir liegt dazu nichts vor und es wurde auch in keinster Weise darüber diskutiert – weder im Zweckverband noch im Grünenbacher Gemeinderat“, sagt der Bürgermeister. „Noch ist aber gar nicht klar, was aus dem alten Feuerwehrhaus wird. Da muss erst der Gemeinderat entscheiden.“
Selbst wenn das Grünenbacher Feuerwehrhaus für einen Gewerbebetrieb zur Verfügung stehen würde, spielt das laut Buhmann keine Rolle für die Pläne rund um das Gebiet „In der Au“. Einzellösungen werde es immer geben, sagt er. „Es geht bei diesem Gewerbegebiet darum, dass wir eine interkommunale Lösung für alle vier Gemeinden anbieten.“
Sei dieses Angebot nicht da, wanderten Betriebe aus dem Argental ab, befürchtet Buhmann und nennt als Beispiel das Gewerbegebiet Hauser Wiesen bei Lindenberg. „Immer, wenn ich Erbiwa sehe, denke ich mir: Diese 70 Arbeitsplätze hätten wir haben können.“Das Unternehmen wurde 1995 als „Konstruktionsbüro Wagner“in Röthenbach gegründet. 2006 zog die Firma an ihren derzeitigen Standort.