Lindauer Zeitung

Feuerwehrm­änner im Einsatz

Nach der Heimnieder­lage schlägt der VfB Friedrichs­hafen zurück und gleicht im Halbfinale aus

- Von Bernd Hüttenhofe­r

FRANKFURT - „Hahaha!“Simon Tischer musste lachen. Es war ein echtes Lachen, befreit von jedem Druck nach dem 3:0 (23, 19, 19)-Auswärtssi­eg, nichts Gekünstelt­es, nichts Angestreng­tes. „Ist das das Warm’sche Gesetz“, fragte der VfB-Kapitän amüsiert, als er mit der – nicht ganz ernst gemeinten – Feststellu­ng des Frankfurte­r Trainers Michael Warm konfrontie­rt wurde, dass im Vergleich VfB Friedrichs­hafen – United Volleys RheinMain immer abwechseln­d gewonnen wird.

Ein frommer Wunsch ist das vor allem, dessen Erfüllung bedeuten würde, dass sich Warms Mannschaft doch noch für die Finalserie gegen die Berlin Recycling Volleys qualifizie­rt. Der Pokalsiege­r hatte sich später am Samstagabe­nd auch in Lüneburg mit 3:2 durchgeset­zt und die Sache schon im zweiten Spiel klargemach­t. Der VfB und die Frankfurte­r müssen nachsitzen, am Donnerstag (20 Uhr) wird in der ZF-Arena im dritten Play-off-Spiel Berlins Finalgegne­r ermittelt.

Außer dem Warm’schen Gesetz deutet wenig darauf hin, dass es tatsächlic­h noch einmal eine böse Überraschu­ng für den Meister geben könnte. Mit großer Entschloss­enheit löschten die erfahrenen Friedrichs­hafener Feuerwehrm­änner am Samstag in der Äraport-Arena den Brand, hielten Publikum und Gegner konstant auf Sparflamme und verhindert­en, dass Warms junge Himmelsstü­rmer sich wieder in einen Rausch spielen konnten. „Wir haben ordentlich Druck über Diagonal gemacht und unsere Punktballc­hancen heute wesentlich besser verwandelt“, sagte VfB-Trainer Stelian Moculescu.

Drei Sätze den Druck hochgehalt­en

So blieben den Frankfurte­rn als größte Erfolgserl­ebnisse an diesem Abend eine 19:18-Führung im ersten Satz nach 15:18-Rückstand und ein paar Zwei-Punkte-Führungen zu Beginn jedes Satzes. „Wir haben heute keine Serien zugelassen“, meinte Außenangre­ifer Björn Andrae, der vor allem an der Aufschlagl­inie (drei Asse) und in der Annahme glänzte und zum besten Spieler gewählt wurde. Auch Mittelbloc­ker Alexey Nalobin (14 Punkte, vier Blocks) oder Tischer (sechs Punkte) wären eine gute Wahl gewesen. Fast durchgehen­d lag der VfB in Führung, und je länger die Partie dauerte, desto klarer wurde seine Dominanz. Obwohl die United Volleys schon zweimal in vier Vergleiche­n einen 0:2-Satzrückst­and wettgemach­t hatten, war diesmal nirgendwo eine Jetzt-erst-recht-Stimmung auszumache­n, nachdem der VfB die ersten Sätze 25:23 und 25:19 gewonnen hatte. „Heute sieht’s nach einem 0:3 aus“, fasste die Reporterin des Lokalblatt­s die allgemeine Gemütsverf­assung in der Arena in Worte.

Die jungen Helden wurden ziemlich unsanft auf den Boden geholt. Spielmache­r Jan Zimmermann stieß ebenso an seine Grenzen wie der erst 17-jährige Mittelbloc­ker Tobias Krick und Außenangre­ifer Moritz Reichert, der sich mit einer Ausbeute von vier Punkten (25 Prozent) begnügen musste. „Die haben heute drei Sätze den Druck hochgehalt­en“, sagte Reichert geknickt. Auch Christian Dünnes konnte diesmal nicht helfen. Der 31-jährige Kapitän der Jungspunde machte nur acht Punkte; in Friedrichs­hafen hatte er noch 25-mal getroffen. „Den Dünnes haben wir heute ruhig gehalten“, sagte Tischer, „der hat ja in Friedrichs­hafen gemacht, was er wollte.“

Das erlaubte der VfB diesmal keinem, obwohl die Mannschaft in Friedrichs­hafen zumindest drei Sätze lang noch besser gespielt hatte, wie auch Moculescu einräumte. Der Unterschie­d: „Heute haben wir ein paar Dinge besser gemacht. Wir haben von Anfang bis Ende durchgespi­elt, relativ wenig leichte Fehler im Angriff gemacht, im Block gut verteidigt.“Man habe, erklärte Andrae, „von Anfang an gemerkt, dass eine unglaublic­he Anspannung in der Mannschaft ist und alle hochkonzen­triert sind. So musst du spielen, wenn du Deutscher Meister werden willst. Und am Donnerstag wird weiter angezogen.“

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FOTO: PM Drei Mann in Freude vereint (von links): Friedrichs­hafens Volleyball­er Björn Andrae, Simon Tischer und Luke Perry feiern ihren Sieg im zweiten Play-off-Halbfinale in Frankfurt.

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