Südkoreaner erinnern an „Sewol“-Opfer
Vor zwei Jahren starben 304 Menschen bei dem Fährunglück
SEOUL - Tausende Südkoreaner haben am zweiten Jahrestag des Untergangs der Fähre „Sewol“der 304 Opfer gedacht. Am meisten Menschen kamen am Samstag zu Gedenkveranstaltungen in der Hauptstadt Seoul und dem nahe gelegenen Ansan, aus dem die größtenteils jugendlichen Opfer der Katastrophe stammten.
Tausende suchten in Ansan einen von der Regierung errichteten Gedenkaltar auf und nahmen an einem Gedenkmarsch teil, wie südkoreanische Sender berichteten. Auch in Seoul bildete sich bis zum Abend auf dem Gwanghwamun-Platz im Zentrum eine lange Schlange von Menschen, die einen Altar mit den Porträts der Opfer besuchen wollten.
Der Altar befindet sich in einem Protestcamp von Angehörigen der Opfer und ihren Unterstützern. Sie fordern unter anderem die Einsetzung eines Sonderstaatsanwalts für weitere Ermittlungen. So werfen sie Regierungsvertretern vor, dass Inkompetenz und Korruption zu dem Desaster beigetragen hätten.
Die „Sewol“war am 16. April 2014 vor der Westküste gesunken. Untersuchungen hatten ergeben, dass sie überladen war. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug. Bei dem Unglück konnten sich nur 172 Menschen retten. 295 Leichen wurden geborgen, 9 Menschen gelten als vermisst.
Im November 2015 hatte ein Gericht in letzter Instanz Kapitän Lee Jun Seok wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, die Passagiere ihrem Schicksal überlassen zu haben. Gegen 14 weitere Crewmitglieder wurden teils mehrjährige Haftstrafen verhängt.