Weniger Schüler, mehr Gespräche
Berufsinfomesse im Landkreis lockt Hunderte Besucher.
KREIS LINDAU (olwi) - Was früher die Lehrstellenbörse war, fand jetzt erstmals als Berufsinfomesse in Lindenberg statt. Der Name machte deutlich, was sich bei den Ausstellern widerspiegelte: Längst nicht nur Ausbildungsbetriebe präsentierten sich dem möglichen Nachwuchs, sondern auch eine Vielzahl von Schulen, die den Weg in Berufe ebnen, für die die eigene schulische Ausbildung möglicherweise noch nicht ausreicht. Rund 80 Unternehmen, Innungen und Einrichtungen waren im Schulzentrum vertreten. Hunderte Schüler nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren – meist in Begleitung von Mutter oder Vater.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich verändert. Schüler können heute zwischen Berufen wählen, während sie noch vor wenigen Jahren froh sein mussten, überhaupt eine Lehre beginnen zu können. Das spüren die Betriebe. Und so waren einige von ihnen erstmals auf der Berufsinfomesse vertreten.
Firmen bekommen immer weniger Bewerbungen
„Wir bekommen immer weniger Bewerbungen“, stellte Martina EuglerPoschenrieder vom Sägewerk Poschenrieder in Schüttentobel fest. So nutzte sie die Gelegenheit, den Beruf des Holzbearbeitungsmechanikers bekannt zu machen. Auch SiliconTechnik aus Weiler war erstmals präsent. Noch reicht dort die Zahl der Bewerber, um die Ausbildungsplätze zu besetzen. Aber: „Wir sehen die Notwendigkeit, aktiver auf die Schüler zuzugehen“, sagte Barbara Lobmeyer aus der Personalabteilung.
Hier wie an vielen anderen Ständen waren es die derzeitigen Auszubildenden, die ihren möglichen Nachfolgern einen Einblick in die Berufe ermöglichten. Die Schüler aus dem Landkreis sind auch außerhalb der Kreisgrenzen begehrt. Zahlreiche Betriebe aus dem württembergischen Umland waren vertreten, darunter Dethleffs aus Isny. „Realschüler aus Lindenberg sind für uns sehr interessante Bewerber“, stellte Ausbildungsleiterin Melanie Schlachter fest. Insgesamt 50 Auszubildende gibt es bei Dethleffs und das in zehn verschiedenen Berufen – darunter auch duale Studiengänge, die Berufs- und Hochschul-Ausbildung kombinieren.
Genau in dieser Richtung wollte sich Sabrina Weber aus Grünenbach auf der Berufsinfomesse informieren. Die 16-Jährige besucht derzeit das Gymnasium in Isny und entsprach damit der im Vorfeld vom Mitveranstalter Industrie- und Handelskammer (IHK) ausgegebenen Zielgruppe der künftigen Abiturienten. „Allzu viele Betriebe, die eine duale Ausbildung anbieten, habe ich aber nicht gefunden“, zeigte sich Sabrina etwas enttäuscht.
Manuel Meroth (15) aus Heimenkirch war dagegen positiv überrascht: Bislang dachte er bei seinem Traumberuf Industrie-Mechaniker vor allem an Firmen, wie Pfaff und Liebherr. Auf der Berufsinfomesse erfuhr er, dass es noch einige weitere mögliche Ausbildungsbetriebe für ihn gibt.
Auslaufmodell oder Messe mit Zukunft?
Einen Rückgang bei den Besucherzahlen empfanden einige der Aussteller. Und auch Kreishandwerksmeister Uli Kaiser bestätigte diesen Eindruck. Er hält Lehrstellenbörsen für ein „Auslaufmodell“, denn: „Die Jugendlichen können sich heute an vielen anderen Stellen informieren.“An erster Stelle steht da das Internet. Für IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment dagegen hat die Berufsinfomesse in ihrer jetzigen Form Zukunft: „Der große Vorteil gegenüber dem Internet ist hier der persönliche Kontakt. Hier bekommen die Jugendlichen einen ganz anderen Eindruck von den Unternehmen.“