Özdemir bewirbt sich als Spitzenkandidat
Cem Özdemir bewirbt sich als Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2017
BERLIN (AFP) - Grünen-Chef Cem Özdemir will seine Partei in die Bundestagswahl 2017 führen. Er wolle Spitzenkandidat werden, kündigte Özdemir am Samstag an. Damit gehen drei Männer bei der parteiinternen Urwahl ins Rennen – Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter und Schleswig-Holsteins Vize-Ministerpräsident Robert Habeck hatten bereits ihre Kandidatur erklärt. Gleichzeitig äußerte er starke Zweifel an der SPD. „Wir haben seit 2005 drei Anläufe unternommen, und es hat dreimal nicht geklappt“, sagte er. Özdemir wirbt seit Längerem dafür, dass sich die Grünen auch auf Bundesebene für eine Koalition mit der Union öffnen.
schreibt, sind original GrünenThemen: Umwelt, Gerechtigkeit und Integration in einem weltoffenen Deutschland. Integration – „wie das geht? Davon verstehe ich was als anatolischer Schwabe“, sagte Özdemir und unterstreicht bei der Gelegenheit, dass er dem realpolitischen Flügel der Partei zuzurechnen ist.
Bei den beiden ersten, 2012 per Urwahl bestimmten Grünen-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt stimmten die Themen eher nicht. Vor allem Trittin wurde im Wahlkampf 2013 für das Image der Verbots- und Steuererhöhungspartei verantwortlich gemacht.
Die Jüngeren haben daraus gelernt
Die Jüngeren haben daraus gelernt. Habeck, Hofreiter und Özdemir stehen für einen Neustart ihrer Partei im Bund – mit neuen Aussichten auf politische Konstellationen. Derzeit haben die Grünen in einem Bündnis mit der Union wesentlich bessere Chancen auf eine Regierungsbeteiligung im Bund als mit der in Umfragen bei 20 Prozent dümpelnden SPD. Auch Rot-Rot-Grün ist hier derzeit kaum vorstellbar.
Der bisherige grüne Juniorpartner kommt mehr und mehr auf Augenhöhe mit der SPD und wird vor allem als Koalitionspartner interessanter. Den neuen Pragmatismus der Grünen verkörpert wie kein anderer der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er macht mit Grün-Schwarz im Südwesten viele andere, ähnliche Konstellationen hoffähig.
Der „anatolische Schwabe“und grüne Realo Özdemir bringt – anders als der Linke Hofreiter und der im Bund wenig bekannte Habeck – für solche neuen Konstellationen gute Voraussetzungen mit. Özdemir ist einer jener Grünen, die schon in den 1990er-Jahren und zu Beginn der 2000er-Jahre in der sogenannten Pizza-Connection den Kontakt zu jungen Unionspolitikern suchten. Damals trafen sich Grüne mit CDULeuten wie Hermann Gröhe, Peter Altmaier oder Julia Klöckner, später mit Jens Spahn.
Nun gilt aber auch bei einer grünen Spitzenkandidatur für 2017, dass sie mit einer Frau und einem Mann besetzt sein muss. Nicht festgeschrieben ist zwar, dass die eine Doppelspitze den Realos zugerechnet werden muss und die andere den Linken, aber es wäre hilfreich. Mit Katrin Göring-Eckardt ist bisher eine Frau gesetzt, die dem realpolitischen Flügel zugerechnet wird. Das macht es für Özdemir nicht einfacher.