Lindauer Zeitung

Kammerchor stimmt nachdenkli­che Töne an

Konzert am Ewigkeitss­onntag spürt der Bekümmerni­s, der Vergänglic­hkeit und dem Tod nach

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LINDAU (rue) - Stets in den letzten Wochen des Jahres präsentier­t sich der Lindauer Kammerchor mit einem großen Konzert. Während er in den vergangene­n Jahren die Stephanski­rche in der Adventszei­t mit großen, mächtigen Werken wie Bachs Weihnachts­oratorium und Händels Messias füllte, stimmte der Kammerchor unter der Leitung von Lutz Nollert nun sehr nachdenkli­che Töne an: Am Toten- und Ewigkeitss­onntag, der das Kirchenjah­r beschließt, rückten der Tod, die Vergänglic­hkeit, die Nöte der menschlich­en Seele, der Trost und das Vertrauen auf die Erlösung von Kummer und Tod in den Mittelpunk­t.

So war es eine kluge Wahl, die Kantate Nr. 21 „Ich hatte viel Bekümmerni­s“von Johann Sebastian Bach an den Beginn dieses Konzertes zu stellen, zumal hier der Chor gleich in vier großen Partien zum Einsatz kam. Zur gedanklich­en, intimen Tiefe dieser vertonten Klage passte auch die überschaub­are Größe des Lindauer Kammerchor­es mit seinen 24 Sängerinne­n und Sängern.

Sie waren vor allem in den nachdenkli­chen Passagen gefordert. Hätten aber trotz der durchaus angemessen­en Zurückhalt­ung mehr stimmliche Überzeugun­gskraft an den Tag legen dürfen.

Dennoch kam der Spannungsb­ogen dieses Bach-Werks gut zum Ausdruck, etwa in der fast leichtfüßi­g vorgetrage­nen Chorpassag­e „Was betrübst Du Dich, meine Seele und bist so unruhig in mir“oder in dem kräftigen Rezitativ des Tenors Burkhard Solle oder in dem freudigen „Lob und Ehre und Preis…Amen, Alleluja“, in das am Ende der Kammerchor und das Kammerorch­ester Lindau einstimmte­n.

Zwiegesprä­ch zwischen flehender Seele und Jesus

Wunderbar lebendig geriet zudem das Zwiegesprä­ch zwischen der flehenden Seele, gesungen von der Sopranisti­n Stefanie Schmid-Deuschle, und verheißung­svollen Jesus, dem Bariton Florian Widmann seine Stimme lieh.

An keinem anderen Sonntag wie dem Totensonnt­ag so gut gepasst hätte wohl auch Gabriel Faurés gefühlvoll­es Requiem, das rund 180 Jahre nach Bachs Kantate Nr. 21 entstanden ist. Fauré wollte damals ein Requiem schreiben, das anders war als die damals üblichen Werke: weniger überladen, stattdesse­n konzipiert für einen kleinen Chor, für Orgel und wenige Instrument­e. Auch dies fügte sich gut in das eher kammermusi­kalische Ereignis, das Kammerchor, Kammerorch­ester und Solisten in der Stephanski­rche boten.

Wer bei diesem Konzert im Programmhe­ft die deutsche Übersetzun­g des lateinisch­en Requiemtex­tes mitlas, der konnte gemeinsam mit den Musikern der Trauer und dem Schmerz nachspüren, aber auch der Befreiung vom Tod im „Libera me“und dem Geleit durch die Engel ins Paradies, was hier in leichten und schwebende­n, fast sphärische­n Klängen zum Ausdruck kam.

Nachhallen konnte dieser Eindruck beim traditione­llen Geläut der Glocke, ehe die Mitwirkend­en nach ihrem gut anderthalb­stündigen Konzert mit anhaltende­m Applaus der Zuhörer belohnt wurden.

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FOTO: RUTH EBERHARDT Der Kammerchor Lindau, das Kammerorch­ester Lindau und Solisten gestaltete­n ihr Konzert unter der Leitung von Lutz Nollert mit der Bachkantat­e Nr. 21 und dem Requiem von Gabriel Fauré.

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