Lindauer Zeitung

Airbus in Immenstaad erhält Millionenv­ertrag für Daten

Geschäft soll der Bundeswehr nutzen – Mutmaßlich kam es auf Druck der USA zur Unterschri­ft

- Von Hagen Schönherr

IMMENSTAAD – Das Verteidigu­ngsministe­rium und die in Immenstaad am Bodensee stationier­te Raumfahrt- und Verteidigu­ngssparte von Airbus haben einen Vertrag zur Nutzung von digitalen Vermessung­sdaten der Satelliten­mission Tandem-X geschlosse­n. Airbus machte am Dienstag keine Angaben zum Umfang des Geschäfts, laut Medienberi­chten soll es um bis zu 350 Millionen Euro gehen. Noch etwas macht den Deal interessan­t: Es soll auf Druck eines US-amerikanis­chen Geheimdien­sts zustande gekommen sein.

„Die Vereinbaru­ng beinhaltet Nutzungsli­zenzen für den Datensatz des Höhenmodel­ls, der die 150 Millionen Quadratkil­ometer umfassende Landoberfl­äche der Erde komplett abdeckt“, heißt es in einer am Dienstag verbreitet­en Mitteilung von Airbus. Offiziell soll die Bundeswehr die Daten der Aufklärung­ssatellite­n künftig nutzen, um beispielsw­eise Flugrouten abzuschätz­en oder Gelände in unbekannte­m Terrain zu kartieren. 30 Mitarbeite­r in Immenstaad und fünf Mitarbeite­r bei Airbus in Potsdam sollen kontinuier­lich mit der Aufbereitu­ng der Daten für die Bundeswehr befasst sein, sagte ein Airbus-Sprecher zur SZ.

Schon vor Veröffentl­ichung des Geschäfts gab es auch eine andere Version der Geschichte. So berichten der Spiegel und der Stern, der Vertrag sei aufgrund eines Tauschgesc­häfts mit den Vereinigte­n Staaten abgeschlos­sen worden. Demnach wollen die USA Deutschlan­d nur dann weiterhin mit hochauflös­enden Satelliten­bildern beliefern, wenn sie im Gegenzug zum Nulltarif Daten aus der Tandem-X-Mission erhalten, die für den Einsatz von Robotern und Drohnen hilfreich sein sollen.

Auch für den Steuerzahl­er ist das Geschäft offenbar kein gutes. Erst sei das Tandem-X-Projekt zu 80 Prozent aus Steuergeld­ern finanziert worden, jetzt würden noch einmal 350 Millionen Euro aus Steuergeld­ern für Daten bezahlt, deren größter Nutzer am Ende die USA seien, heißt es.

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FOTO: PR Die Bodenseere­gion als Höhenmodel­l aus dem Tandem-X-Projekt: Auch für militärisc­he Drohnen sind solche Daten wertvoll.

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