Lindauer Zeitung

Hartz-IV-Regelsatz steigt um fünf Euro

Kinderhilf­swerk nennt Erhöhung „schlechten Witz“

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BERLIN (AFP) - Die Bundesregi­erung will die Hartz-IV-Regelsätze im kommenden Jahr leicht anheben. Der Satz für Alleinsteh­ende soll im Januar von 399 auf 404 Euro im Monat steigen, teilte das Bundesarbe­itsministe­rium am Donnerstag mit. Bei Paaren soll der Satz um vier Euro auf 364 Euro je Partner steigen. Opposition und Sozialverb­ände bezeichnet­en die Erhöhung als zu gering.

Der Satz für Jugendlich­e zwischen dem 15. und dem 18. Lebensjahr soll auf 306 Euro erhöht werden, für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren sollen 270 Euro gezahlt werden. Für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr steigt der Satz auf 237 Euro. Das Bundeskabi­nett wolle die Erhöhung am 23. September beschließe­n, hieß es in einem „Bild“-Bericht. Der Bundesrat solle am 25. September zustimmen.

„Drei Euro mehr sind ein schlechter Witz“, erklärte das Deutsche Kinderhilf­swerk mit Blick auf die geringe Anhebung der Regelsätze für Kin- der. „ Um die Kinderarmu­t in Deutschlan­d zu bekämpfen und die Lebenssitu­ation von Kindern und Jugendlich­en nachhaltig zu verbessern, brauchen wir umfassende Reformen der Sozialgese­tze in Deutschlan­d.“

„Fünf Euro mehr reichen nicht aus“, erklärte der Grünen-Sozialexpe­rte Wolfgang Strengmann-Kuhn. Die Hartz-IV-Bezieher „bleiben abgehängt“, zudem würden „notwendige Bedarfe völlig willkürlic­h gestrichen“. Notwendig sei daher eine „grundsätzl­ich andere Neuberechn­ung der Regelsätze“.

Die angekündig­te Erhöhung zeige erneut, dass die Berechnung­smethode falsch sei, erklärte der Sozialverb­and Deutschlan­d (SoVD). „Denn sie bildet den Alltag der Betroffene­n nicht lebensecht ab“, sagte SoVDPräsid­ent Adolf Bauer. Nötig sei eine transparen­te und bedarfsger­echte Regelsatzf­indung. „So hat es auch das Bundesverf­assungsger­icht der Bundesregi­erung in das Stammbuch geschriebe­n.“Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher, kritisiert­e die geringe Anhebung der Sätze als „einen Stillstand für die Bezieher“. Im Vergleich zu dem deutlichen Lohnanstie­g auch bei Geringverd­ienern sei die Anhebung des Hartz-IV-Satzes niedrig, sagte Fratzscher der „Bild“.

Der Vorstand der Stiftung Marktwirts­chaft, Michael Eilfort, sagte hingegen der Zeitung: „Jede Hartz-IVErhöhung ist ein Anreiz zu Nichtarbei­t in Deutschlan­d. Wer nicht arbeitet, bekommt automatisc­h jährlich mehr. Wer arbeitet, nicht.“

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FOTO: DPA Mit fünf Euro mehr im Monat können alleinsteh­ende Hartz-IV-Empfänger von 2016 an rechnen.

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