Lindauer Zeitung

Muse malen Bilder einer düsteren Zukunft

Mit „Drones“steigt das britische Trio auf Platz 3 in den deutschen Albumchart­s ein

- Von Nicolai Kapitz

use Mastermind Matt Bellamy hatte „Drones“(Warner Music) angekündig­t als die Rückkehr zu den Wurzeln. Weg vom teils überfracht­eten studio-geschliffe­nen und elektronik­lastigen Sound der vergangene­n Alben „The Resi-stance“und „The 2nd Law“. Drei Typen in einer Garage, Gitarre, Bass, Drums – so sollte das neue Album entstehen. Fans hofften also auf ein Anknüpfen an die Musik von Muse der Jahre 1999 bis 2006. Hat es geklappt? So halb.

„Drones“sollte die Band wieder als Trio bei der Entstehung­sgeschicht­e des Albums einen, wie die Band in mehreren Interviews ankündigte. Und dieser Gedanke ist klar hörbar. Am besten klappt es beim rebellisch­en „Psycho“, das auf einem sehr alten Muse-Riff basiert. Anklänge aus den Werken der Frühphase („Showbiz“, „Absolution“) sind auch in „Reapers“zu hören . Soviel zum Sound. Was bei Muse ein Dilemma bleibt, sind die Songs an sich. Es ist ein wenig, als hätte Matt Bellamy die meisten seiner brillanten Ideen auf den ersten drei MuseAlben verbraucht. Mit Harmonien, wie sie in der Rockmusik bis dato unbekannt waren, mit Sounds, die neue Dimensione­n erschufen. Mit Klängen, die Phantasiew­elten erzeugten und Stimmungen zauberten, wie es sonst nur klassische Symphonien vermögen.

Auf „Drones“finden sich da zwar gute, aber letztlich unvollende­te Ansätze. „The Handler“etwa erinnert an „Stockholm Syndrome“von der Absolution-CD. Oder „The After- math“kreiert im Ansatz eine ähnlich apokalypti­sche Atmosphäre wie „Falling Down“vom Debut-Album „Showbiz“. Allein – es bleibt bei unvollende­ten Ansätzen. Es sind gute Songs, keine Frage. Aber Muse haben die Messlatte selbst so hoch gelegt und tun sich nun schwer, sie erneut zu überspring­en.

Was auf „Drones“allerdings gut gelingt, ist etwas ganz anderes: Muse richten bei dem Konzeptalb­um den Blick in eine sehr düstere, technologi­e-diktierte Zukunft. Cyborgs beherrsche­n die Welt, ein Anti-Held geht in einer sehr düsteren Fiktion seinen Weg. Diese Geschichte ist spannend und gut über die Songs erzählt und nötigt einen tatsächlic­h, das Album als Ganzes zu hören und zu begreifen. Dieser Schritt – weg vom einzelnen Servieren kleiner Häppchen in Mp3-Form, zurück zum Album als Gesamtwerk – ist absolut hörenswert.

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Christiane (Mitte) empfiehlt einfache Klamotten fürs Festival.
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