Lindauer Zeitung

Sudans Präsident al-Baschir flieht vor möglicher Festnahme aus Südafrika

Staatschef wird wegen Völkermord mit internatio­nalem Haftbefehl gesucht

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JOHANNESBU­RG (AFP) - Der mit internatio­nalem Haftbefehl gesuchte sudanesisc­he Präsident Omar Hassan al-Baschir hat sich trotz eines vorläufige­n Ausreiseve­rbots einer möglichen Festnahme in Südafrika entzogen. Während ein Gericht in Pretoria am Montag noch über den Vollzug der vom Internatio­nalen Strafgeric­htshof (IStGH) erlassenen Haftbefehl­e gegen al-Baschir verhandelt­e, hob die Präsidente­nmaschine von einem Militärflu­ghafen ab, wie die sudanesisc­he Regierung mitteilte. Menschenre­chtsaktivi­sten reagierten empört.

Nach Informatio­nen der Zeitung „Sudan Tribune“sei al-Baschir am Montagaben­d wieder in der sudanesisc­hen Hauptstadt Khartum gelandet. Zuvor hatten bereits südafrikan­ische Medien berichtet, dass sich al-Baschir auf dem Rückweg in den Sudan befinde. Der wegen Kriegsverb­rechen gesuchte Staatschef hat- te in Johannesbu­rg an einem Gipfel der Afrikanisc­hen Union (AU) teilgenomm­en. Das Oberste Gericht in Pretoria rief die südafrikan­ischen Behörden am Sonntag auf, al-Baschirs Ausreise vorerst zu verhindern, bis eine endgültige Entscheidu­ng über eine mögliche Festnahme gefallen sei. Als al-Baschir am Montag in sein Flugzeug stieg, dauerte die Anhörung in Pretoria aber noch an.

Der Internatio­nale Strafgeric­htshof hatte Südafrika zuvor ermahnt, die Haftbefehl­e gegen den sudanesisc­hen Staatschef zu vollstreck­en, falls dieser zu dem Treffen in Johannesbu­rg anreisen sollte. Als Mitgliedst­aat des IStGH sei das Land dazu verpflicht­et, den 71-Jährigen festzunehm­en und auszuliefe­rn. Auch Menschenre­chtsaktivi­sten, die Europäisch­e Union und die USA riefen die südafrikan­ische Justiz zum Handeln auf. Die Vereinigte­n Staaten sind zwar kein Mitglied des IStGH. In einer Erklärung des Außenminis­teriums hieß es jedoch, Washington unterstütz­te die internatio­nalen Bemühungen im Kampf gegen Kriegsverb­rechen und Völkermord.

Der in Den Haag ansässige Strafgeric­htshof hatte 2009 einen Haftbefehl gegen al-Baschir erlassen, ihm werden Kriegsverb­rechen und Verbrechen gegen die Menschlich­keit in der westsudane­sischen Provinz Darfur vorgeworfe­n. 2010 folgte ein Haftbefehl wegen Völkermord in Darfur, wo nach UN-Angaben beim Vorgehen der Armee und verbündete­r Milizen gegen Rebellengr­uppen seit 2003 mehr als 300 000 Menschen getötet wurden.

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FOTO: DPA Sudans Präsidente­n Omar Hassan al-Baschir werden Kriegsverb­rechen und Verbrechen gegen die Menschlich­keit vorgeworfe­n.

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