Lindauer Zeitung

Randpartei­en sind keine Alternativ­e

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Auf den ersten Blick eröffnet der Blick nach Erfurt der Stuttgarte­r Politik gleich ein ganzes Füllhorn neuer Möglichkei­ten: In Thüringen geht ein rot-rot-grünes Bündnis mit Deutschlan­ds erstem Linksparte­i-Ministerpr­äsidenten an den Start. Und um das zu verhindern, ging die dortige Union sogar mit der rechtskons­ervativen AfD auf Tuchfühlun­g. Doch obwohl sowohl Linke als auch AfD derzeit bei Umfragen im Südwesten an der Fünfprozen­thürde kratzen, weckt der Lockruf des Randes bei den etablierte­n Parteien keine Politfanta­sien. SPD-Chef Nils Schmid lehnt den Flirt mit der Linksparte­i ebenso deutlich ab wie der neue CDU-Hoffnungst­räger Guido Wolf die Annäherung an die AfD.

Und das aus gutem Grund. Die drei großen Parteien im Südwesten gehen für die Landtagswa­hl 2016 derzeit von zwei möglichen Szenarien aus: Haben SPD und Grüne zusammen eine Mehrheit, macht Grün-Rot weiter – ob der Ministerpr­äsident nun Schmid oder Kretschman­n heißt. Reicht es nicht für Grün-Rot, kann sich CDU-Spitzenman­n Guido Wolf unter beiden einen Koalitions­partner aussuchen. Selbst wenn die zwei Kleinparte­ien 2016 in den Landtag kämen, würden sie daran nichts ändern. Sie könnten höchstens GrünRot entscheide­nde Prozente kosten.

Mögliche rechnerisc­he Mehrheiten wie Rot-Rot-Grün oder CDU/AfD sind im Südwesten derzeit – anders als in vielen ostdeutsch­en Landtagen – politisch nicht durchsetzb­ar. Weite Teile der SPD und der Grünen hegen mehr Sympathien für die CDU als für die Linksparte­i, selbst wenn eine Zusammenar­beit mit den Linken 2016 die einzige Möglichkei­t zum Machterhal­t der Koalition bieten sollte. Und die Union im Südwesten will nicht der Landesverb­and sein, der die AfD im Bund hoffähig gemacht hat.

Lieber regiert man mit einem Ministerpo­sten weniger als sich auf ein Parlaments­abenteuer mit unerfahren­en Querköpfen einzulasse­n. Für Politfanta­sten mögen das langweilig­e Aussichten sein – für das Land verspricht es Stabilität. Schlecht sieht es indes für die Südwest-FDP aus – sie findet in den Planspiele­n der anderen Parteien kaum noch statt.

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