Vilgertshofen: Elf Millionen Euro Neuschulden in Sicht
Bis 2025 könnten die Schulden der Gemeinde von 2,5 auf 13,4 Millionen Euro steigen, wenn alle Projekte angegangen werden. Der Kämmerer mahnt zur Vorsicht.
Im vergangenen Jahr ist die Gemeinde Vilgertshofen mit einem Haushalt von 11,7 Millionen Euro ins Rennen gegangen, jedoch „wesentlich günstiger davongekommen als geplant“, hieß es nun in der Sitzung für den aktuellen Haushaltsplan. Einige Projekte mussten damals verschoben werden, ein Darlehen wurde nicht benötigt. Das wird sich wohl nun ändern und Auswirkungen auf den Schuldenstand der Gemeinde haben. Der Haushaltsplan 2024 hat ein Gesamtvolumen von knapp 15 Millionen Euro. Für Investitionen sind dieses und nächstes Jahr Kredite im zweistelligen Millionenbereich möglich.
Der Verwaltungshaushalt ergibt sich aus Einnahmen und Ausgaben von rund 7,1 Millionen Euro. Voraussichtlich niedrigere Gewerbesteuereinnahmen (410.000 Euro) und eine höhere Kreisumlage (1,7 Millionen Euro) „tun uns natürlich weh“, schilderte Kämmerer Roland Simon. Im Verwaltungshaushalt zeigt sich auch in Vilgertshofen der Trend steigender Ausgaben, mit denen bei den Einnahmen nicht mitgehalten werden kann. Dieses „Ausgabeproblem erschwert es vielen Gemeinden, den Verwaltungshaushalt auszugleichen“, betonte Simon. Denn der laufende Betrieb dürfe sich nicht dauerhaft über Kredite finanzieren. Daher gibt es die Mindestzuführung als Grenze. „Dieses Jahr schaffen wir die Mindestzuführung noch“, so der Kämmerer. Doch in den kommenden Jahren könnte es für die Gemeinde schwieriger werden, „insbesondere, wenn weitere Tilgungsleistungen dazukommen“, so Simon.
Im Vermögenshaushalt in Höhe von rund 7,9 Millionen Euro schlagen sich einige Investitionen nieder, die die Gemeinde heuer angreifen möchte. Und auch im Finanzplan für die kommenden Jahre summieren sich die Ausgaben. 4,3 Millionen Euro sind insgesamt für den Kita-Neubau auf der Feuerwehrwiese geplant. Dritter Bürgermeister und Architekt Klaus Pilz gab zudem zu bedenken, „damit werden wir nicht hinkommen“. Kämmerer Simon pflichtete ihm bei, man müsse mit 1,2 Millionen Euro pro Gruppe rechnen. In Issing sind vier Krippen- und drei Kindergartengruppen geplant.
Ein Projekt, das verschoben werden musste, hat Ende April begonnen und macht sich im Haushalt bemerkbar: die Sanierung der Ortsdurchfahrt Pflugdorf. Die Rathausstraße ist von der Leonhardskapelle bis zur Einmündung der St.-Leonhard-Straße gesperrt. Die Zufahrt nach Pflugdorf ist nur noch von der Weilheimer Straße im Osten aus Richtung Thaining möglich. Bis Ende 2025 wird die gesamte Ortsdurchfahrt saniert. Neben Straße und Gehweg soll auch die Straßenentwässerung ertüchtigt werden. Die Gemeinde Vilgertshofen nutzt die Tiefbaumaßnahme außerdem zur Erweiterung des Nahwärmenetzes und zur Leerrohrverlegung für die Breitbandversorgung. Für die Tiefbaumaßnahmen beim Straßenbau sind 2024 dementsprechend rund 1,9 Millionen Euro eingeplant (2025: 2,5 Millionen Euro). Das gesamte Projekt ist mit Kosten von ca. 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Zuschüsse sind in Aussicht gestellt.
Für die Erschließung des Baugebiets Issing Ost wird dieses Jahr mit 225.000 Euro kalkuliert, kommendes Jahr folgt der größere Anteil mit zwei Millionen Euro. Ein weiterer „Brocken“laut dem Kämmerer: Die Wärmeleitung Biogasanlage mit rund einer Million Euro in diesem Jahr und einer weiteren halben Million im kommenden Jahr. In der Bürgerversammlung hatte es der Bürgermeister angekündigt: Die Gemeinde möchte das alte Bankgebäude erwerben. Dafür wären heuer 900.000 Euro fällig. Die Idee einer generationengerechten Wohnanlage im Pfarrhof Stadl war in der Versammlung ebenfalls Thema, hierfür müsste die Gemeinde im kommenden Jahr mit 1,2 Millionen Euro kalkulieren. Beide
Projekte sind jedoch noch nicht vom Gemeinderat beschlossen worden.
Aus den Rücklagen werden heuer 1,8 Millionen Euro entnommen. Hinzu kommen vier Millionen Euro durch ein Darlehen. 2025 wäre nach der aktuellen Kalkulation ein Kredit von 7,4 Millionen Euro nötig. „Wir laufen in eine mordsmäßige Verschuldung hinein“, betonte Bürgermeister Albert Thurner, der insgesamt von elf Millionen Euro Neuschulden sprach, deren Tilgung die Gemeinde dann schwer zu tragen haben werde. Laut Kämmerer Simon sollte das Gremium die Kredite gründlich bedenken, doch „erfahrungsgemäß kommt es doch besser, es entzerrt sich“. Gemeinderätin Beate Karmann mahnte zur Vorsicht, jedoch glaube sie schon, „dass wir sinnvolle Projekte umsetzen“. Der Gemeinderat stimmte geschlossen für die Genehmigung des Haushaltsplans 2024. Der Finanzplan bis 2027 bleibt unverbindlich.