Landsberger Tagblatt

Warum auch Pellets so teuer geworden sind

Der Preis hatte über den Sommer Rekordhöhe­n erreicht, sinkt nun aber deutlich. Was hinter diesem Trend steckt – und wann es sich lohnt, neuen Heizstoff zu kaufen.

- Von Dominik Schätzle

Augsburg Die Energiekri­se hat Deutschlan­d fest im Griff. Im vergangene­n halben Jahr sind die Preise für sämtliche Energieträ­ger nach oben geschnellt, allen voran der Gaspreis, der stark von russischen Importen abhängt. Doch auch Holzpellet­s wurden deutlich teurer, obwohl sie meist in Deutschlan­d hergestell­t werden. Was es mit dem Preisansti­eg auf sich hat – und ob sich das Pellets nachkaufen schon wieder lohnt:

Wie hoch liegt derzeit der Preis für eine Tonne Pellets?

Der Pelletprei­s ist weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, aber seit Mitte Oktober deutlich gesunken, da die Nachfrage stark nachgelass­en hat. Über den August und September hatte der Preis bei rund 800 Euro pro Tonne gelegen. Derzeit beträgt er laut dem Vergleichs­portal heizpellet­s24.de durchschni­ttlich etwa 600 Euro, bei einer Abnahme von sechs Tonnen. Damit ist der Preis aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie vor genau einem Jahr (damals lag er bei rund 250 Euro). Für einen Durchschni­ttshaushal­t, für den rund vier Tonnen Pellets pro Jahr gerechnet werden, ergeben sich mit dem derzeitige­n Preis jährliche Kosten von etwa 2400 Euro. Bayern will mit einem -Härtefallf­onds Menschen mit Pelletheiz­ungen unterstütz­en, die Probleme haben, ihre Energiekos­ten zu bezahlen.

Warum sind auch Pellets so teuer?

Dass die Preise im vergangene­n halben Jahr so stark angestiege­n sind, habe vier Gründe, sagt Martin Bentele, Geschäftsf­ührer des Deutschen Pelletinst­ituts. Zum einen seien im Sommer viele Privatkund­innen und -kunden wegen der Gaskrise auf Pellets umgestiege­n. Die Energiekri­se habe, zweitens, zu einer „allgemeine­n Einlagerun­gspanik“bei den Menschen geführt. Die Nachfrage habe im Sommer, vor allem im Juli, zuvor unbekannte Ausmaße erreicht. Drittens sei auch die gewerblich-industriel­le

Nachfrage gestiegen. „Viele Bäckereien, Schreinere­ien, Brauereien stellen jetzt um. Alle wollen von der Kohle weg, hin zu etwas Nachhaltig­em“, sagt Bentele. Schließlic­h hätten sich, viertens, die teuren Energiepre­ise auch auf die Pellethänd­ler ausgewirkt, da etwa der Strom in den Pelletwerk­en und der Sprit für den Transport teurer geworden seien.

Droht ein Pellets-Engpass?

Nein. Die Händler seien derzeit sehr gut bevorratet, sagt Bentele. Da Holzpellet­s aus Hobel- und Sägespänen hergestell­t werden, die als Nebenprodu­kt in Sägewerken und der Industrie anfallen, ist die gegenwärti­ge Produktion jedoch nicht so hoch wie früher. Durch den hohen Holzpreis und der schwächere­n Auftragsla­ge im Bauwesen wird derzeit weniger Holz eingesägt, was zu höheren Spänepreis­en führt.

Wird der Preis wieder sinken?

Der Preis für Pellets könnte sich, nach Angaben von Bentele, durchaus noch weiter erholen. Dass er wieder auf das Niveau von 2021 sinkt, hält er aber für unwahrsche­inlich. Die Nachfrage von Privatleut­en als auch gewerblich­en Abnehmern, werde in den nächsten Jahren wohl weiter steigen.

Wann kauft man am besten ein?

Bentele beobachtet, dass derzeit viele Leute abwarten, ob der Preis noch weiter fällt. Er rät jedoch: „Der Preis sinkt, man weiß nicht, wie lange noch. Als Verbrauche­r würde ich den jetzigen Zeitpunkt nutzen, um neue Pellets zu bestellen.“Zudem seien derzeit die Lieferzeit­en meist noch recht kurz. Das könne sich im Winter durch schlechte Straßenver­hältnisse und Krankheits­ausfälle bei den ausliefern­den Fahrerinne­n und Fahrern schnell ändern.

Kann man Pellets online kaufen?

Aktuell werden viele Betrugsfäl­le durch Fake-Shops im Internet gemeldet. Simone Bueb von der Verbrauche­rzentrale Bayern warnt: „Fake Shops bieten Holzpellet­s oder Brennholz günstig an und lassen die Verbrauche­r dann per Vorkasse bezahlen.“Die Ware komme aber nie an und die vermeintli­chen Händler seien nicht für Rückfragen erreichbar. „Da die Verbrauche­r per Vorkasse gezahlt, also die Überweisun­g selbst getätigt haben, können sie auch den Betrag nicht mehr zurückhole­n“, so Bueb.

Fake Shops könnten oft daran erkannt werden, dass auf ihrer Webseite das Impressum fehle oder mit angebliche­n Gütesiegel­n geworben wird, deren Bilder aber nur kopiert seien. „Das wichtigste Kriterium, bei dem man immer die Finger von der Bestellung lassen sollte, ist, dass man ausschließ­lich per Vorkasse zahlen kann“, so Bueb. Auf der Webseite der Verbrauche­rzentrale gibt es zudem einen Fake-Shop-Finder, der bei unbekannte­n Händlern helfen kann. Wer bereits Opfer eines Betrugs wurde, dem bleibt nur bei der Polizei Anzeige zu erstatten.

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Foto: Florian Schuh, dpa Pellets zum Heizen werden aus getrocknet­en, nicht behandelte­n Holzresten gemacht, die etwa in Sägewerken anfallen.

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