„Die Unbeschwertheit ging verloren“
„Ich war Anfang März im vergangenen Jahr auf den Philippinen und habe dort eine Massage-Ausbildung absolviert. Im Anschluss besuchte ich noch einige Inseln und machte Urlaub. Der Lockdown hat auf den Philippinen am 12. März begonnen, also früher als in Deutschland. Irgendwann hieß es, ich soll schleunigst zurückkommen, weil keine Flieger und Fähren mehr gehen. Ich mietete mir ein Appartement in Cebu am Meer und wartete auf meinen Rückflug. Der wurde allerdings storniert und das Hin und Her begann.
Auf einer Instagram-Seite, also keiner offiziellen Website vom Bund, kursierten unter Touristen Informationen über eine staatliche Rückholaktion. Doch sobald ein Flug angekündigt war, wurde er auch schon wieder abgesagt. Die Ungewissheit war unerträglich. Ich hatte wahnsinnige Sehnsucht nach meiner Familie in Holzheim, ich wusste nicht, ob ich wieder heimkomme, und wenn überhaupt – wann? Am 4. März hat es schließlich geklappt: Zwei Flieger gingen von Cebu nach Deutschland. Etwa 800 Deutsche warteten auf diesen Flug.
Nach einer 28-stündigen Tortur, von der ich elf Stunden am Flughafen in Cebu gewartet habe, war ich in Frankfurt. Dort gab es keine Anweisungen für die ankommenden Touristen, Quarantäne oder nicht? Wie steht es um Masken? Wir hatten keine Ahnung. Immerhin konnte ich mit dem Zug umsonst nach Hause fahren. Das Flugticket musste ich bis jetzt nicht zahlen.
Diese Erfahrung wird auf jeden Fall künftig bei meinen Reisen mitschwingen. Zwar gibt es Schlimmeres, als auf den Philippinen den Lockdown zu verbringen. Ich konnte mich zwar auf einheimischen Märkten mit Essen und Wasser eindecken und jeden Tag an den Strand, anders als Touristen in der Stadt, die kaum ihre Hotelzimmer verlassen konnten. Aber die Unbeschwertheit ging damit verloren.
Ich habe mich immer so sicher gefühlt: Wenn ich einen Flug verpasse, nehme ich halt den nächsten. Aber was, wenn es keinen nächsten mehr gibt? Die deutschen Behörden haben uns erst einmal allein gelassen und uns keine Informationen gegeben, das war unter aller Kanone. Absichern kann man sich künftig auch nicht, man ist darauf angewiesen, dass der Flugbetrieb läuft. Trotzdem will ich wieder reisen und auf die Philippinen zurück. Vielleicht sitze ich dann mit einem komischen Gefühl im Flugzeug – aber auch mit viel Freude. Und wenn man erst im Flieger sitzt, ist sowieso alles gut.“Protokoll: akas