Dritte Welle rollt rasant auf Kliniken zu
Mediziner warnen vor einem drastischen Anstieg der Intensivpatienten in kurzer Zeit: Ohne eine konsequente Anwendung von regionalen Notbremsen drohten bereits im Mai so viele Schwerstkranke wie auf dem Höhepunkt im Winter
Berlin Trotz Lockdown-Lockerungen oder „Click & Meet“-Angeboten herrschte am Samstag in vielen deutschen Einkaufszentren und Geschäften eine größere Leere, als viele Händler ohnehin befürchtet hatten. Nicht nur das durch viele Auflagen gehemmte Shoppingvergnügen scheint den Kundenandrang zu bremsen, sondern auch die vielen Warnungen vor der dritten Welle: Nicht nur die Zahl der Neuinfektionen dreht langsam aber unaufhörlich nach oben. Inzwischen steigt nach langem Rückgang auch wieder in mehreren Bundesländern die Zahl der Intensivpatienten mit schwersten Corona-Erkrankungen. Auch in Bayern hat seit zehn Tagen ein gefährlicher Aufwärtstrend begonnen.
Die Zahlen belegen eine Entwicklung, vor der die deutschen Intensivmediziner bereits seit Wochen warnen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat nun ein Berechnungsmodell entwickelt, um das Rennen zwischen steigender Mutationsausbreitung und Massenimpfungen im Wettlauf gegen die Zeit so exakt wie möglich vorhersagen zu können. Angesichts der raAusbreitung der britischen Virusmutante B.1.1.7 warnen sie nun vor einem dramatischen Wiederanstieg der Intensivpatientenzahlen binnen weniger Wochen. Schon bis Anfang Mai könnte die Zahl der Corona-Intensivpatienten laut einer neuen, unserer Redaktion vorliegenden DIVI-Prognose fast den Höhepunkt der zweiten Welle zum Jahreswechsel erreicht haben.
„Die Zahlen steigen“, warnt DIVI-Präsident Gernot Marx in der Zeitung. Insbesondere wenn die von Bund und Ländern vereinbarte regionale Notbremse bei einer SiebenTage-Inzidenz von 100 nicht angewendet werde, drohen die Zahlen der Intensivpatienten steil anzusteigen. Würde die Notbremse – wie in Brandenburg geplant – erst ab einem Wert von 200 angewendet, sagen die Mediziner einen Anstieg der Intensivpatienten bis Anfang Mai auf 4800 bis 5000 schwerst an Corona erkrankten Menschen voraus. „Die DIVI fordert mit Blick auf die steigenden Zahlen die Umsetzung der am 7. März beschlossenen Maßnahmen der Ministerpräsidentenkonferenz“, betont Marx. Bei einem Lockdown bei einem Inzidenzwert von 100 könnte der Anstieg der Intensivpatienten laut dem Prognose
auf rund 3000 begrenzt werden, da sich die steigende Zahl der Impfungen entlastend für die Kliniken auswirken könnten.
„Bis nach den Osterferien müssten wir durch die aktuelle Impfstrategie bedingt noch die Füße stillhalten“, fordert DIVI-Präsident Marx. „Dann können wir alle entspannter auf den Sommer und Herbst blicken und die Welle ausrollen lassen“, lautet seine positive Prognose, wenn Politik und Bürger jetzt noch wenige Wochen Geduld trotz Pandemiemüdigkeit beweisen.
Allerdings muss laut dem Mediziner für eine beherrschbare dritte Welle unbedingt die regionale Notbremse konsequent angewendet werden. Dies geschehe aber oft nicht, kritisiert der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis: „Köln ist zum Beispiel am Wochenbeginn bei 101. Die Ministerpräsidentenkonferenz hat gesagt, bei 100 ist Stopp. Aber es bleibt offen.“Es gebe aber auch positive Beispiele: „Regensburg hingegen ist konseschen quent und hat wieder kompletten Lockdown“, sagt Karagiannidis.
Auch zwei Landkreise in Brandenburg kündigten an, trotz einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 keine schärferen Corona-Regeln einzuführen. Die Stadt Pirmasens zog die Notbremse nur mit halber Kraft ohne Geschäftsschließungen und Ausgangssperre, obwohl die Inzidenz dort seit mehr als drei Tagen über 100 liegt und mit 154 den Höchstwert in Rheinland-Pfalz hält. Der Pirmasenser CDU-Oberbürgermeister Markus Zwick hält einen Lockdown für unverhältnismäßig und rechtswidrig, weil die Infektionen auf Kindergärten zurückzuführen seien.
Auch in Bayern färbt sich die Corona-Landkarte zunehmend rot – am Montag lagen 37 von insgesamt 96 Städten und Kreisen über der kritischen Grenze von 100. Bislang wird im Freistaat die Notbremse allerdings gemäß den Vorgaben der Ministerpräsidentenkonferenz anscheinend überall umgesetzt.
Alles andere scheint nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ein gefährliches Spiel: Laut zwei neuen Studien aus Großbritannien ist die britische Variante B.1.1.7 nicht nur erheblich ansteckender, im Vermodell gleich zu dem ursprünglichen Virus ist auch das Sterberisiko bei Infektionen um 55 bis 64 Prozent höher. Inzwischen ist mehr als die Hälfte aller Neuinfektionen in Deutschland auf die britische Corona-Mutation zurückzuführen.
Die DIVI-Experten rechnen deshalb mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen. „Es muss darauf hingewiesen werden, dass in den schlimmen Szenarien eine dritte Welle mit sehr hohen Infektionsraten sehr deutlich über 30000 pro Tag zu erwarten ist“, warnen sie in ihrer Prognose. Wenn die Risikogruppen rechtzeitig geimpft werden, würde sich hauptsächlich die Bevölkerung unter 60 Jahren infizieren, bei jüngeren Menschen unter 35 sei das Risiko schwerer Krankheitsverläufe sehr klein. Allerdings seien generell Spätfolgen der CoronaKrankheit nicht ausgeschlossen.
Die Mediziner gehen davon aus, dass die Inzidenz von 100 bereits Ende März, Anfang April erreicht wird. Spätestens dann müsse es zum Lockdown kommen. Andernfalls könnten die Belastungen der Intensivstationen die maximalen Belegungszahlen der zweiten Welle von Ende Dezember, Anfang Januar noch übersteigen.
Britische Variante laut neuen Studien tödlicher
und einem Fünfjahreswachstum um 15 Prozent sind sie heute für 37 Prozent der Exporte verantwortlich (im Fünfjahreszeitraum davor 32 Prozent). Fast die Hälfte der Rüstungsgüter lieferte Washington in den Nahen Osten. Größter Abnehmer bleibt Saudi-Arabien. Die Region mit den meisten Importen ist jedoch Asien und Ozeanien. Dort sei für viele Staaten „eine wachsende Wahrnehmung von China als Bedrohung der Haupttreiber für Rüstungsimporte“, so Wezeman.
Die Bundesrepublik ist für 5,5 Prozent der global verkauften Rüstungsgüter verantwortlich. Die größten Abnehmer unter 55 Staaten waren Südkorea, Algerien und Ägypten. Sipri-Experte Wezeman wies darauf hin, dass Deutschland Restriktionen für Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien erlassen habe. In den Sektoren Marine-Ausrüstung und Panzerfahrzeuge bleibe Deutschland „einer der wichtigsten Lieferanten der Welt“. Greenpeace kritisierte, dass Deutschland Waffen auch an Diktaturen, in Kriegs- und Krisengebiete sowie an Entwicklungsländer verkaufe.
Grüne und Linke forderten umgehend die Bundesregierung erneut zum Überdenken ihrer Waffenlieferungen auf. „Die Sipri-Zahlen belegen, dass Deutschland erneut die Waffenausfuhren in die Höhe getrieben hat – und zwar gegen den weltweit gegenläufigen Trend“, sagte die Abrüstungssprecherin der Grünen, Katja Keul. Der Mythos einer restriktiven Rüstungsexportpolitik könne so längst nicht mehr aufrechterhalten werden. „Union und SPD sind beste Garanten für Megagewinne der deutschen Rüstungsindustrie“, kritisierte Sevim Dagdelen von den Linken.