Das lange Warten auf das Gaskraftwerk
Nun ist entschieden, wo in Bayerisch-Schwaben die Reserveanlage für Notfälle im Stromnetz entsteht
Leipheim Das Verfahren lief so lange, dass mancher schon nicht mehr an eine Verwirklichung geglaubt hatte. Doch nun hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion entschieden, wo in Bayerisch-Schwaben ein 300-Megawatt-Reservegaskraftwerk – offiziell „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“genannt – entsteht: im Landkreis Günzburg. Genauer gesagt auf dem Areal Pro, der Konversionsfläche des früheren Fliegerhorsts der deutschen Luftwaffe. Diese liegt auf den
Fluren der Städte Leipheim und Günzburg sowie der Gemeinde Bubesheim, den größten Anteil hat aber Leipheim.
Das Gaskraftwerk ist grob gesagt dafür gedacht, dazu beizutragen, in Notfällen die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Schließlich naht das Ende der Kernkraftwerke als umstrittene, aber doch verlässliche Energielieferanten. Weitere Anlagen sind dazu an anderen Standorten geplant. Wiederholt war das Ausschreibungsverfahren eingestellt worden, ohne dass sich Amprion zu den Gründen geäußert hätte, und auch jetzt werden keine Details genannt, warum das Projekt der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm das Rennen gemacht hat. Diese jedenfalls sind seit dem Jahr 2011 damit befasst – und haben ihre für das Vorhaben gegründete Projektgesellschaft nun abgegeben an die Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG. Diese haben Siemens Energy mit dem Bau beauftragt, die Betriebsführung und Instandhaltung soll später ebenfalls dieses Unternehmen übernehmen. Geführt werde das Projekt aus der Lausitz: Nach der Inbetriebnahme werde die Anlage in das Leitsystem des Kraftwerks Schwarze Pumpe eingebunden und dann auch von dort aus mit überwacht, kündigte die Firma an, die von einer 270-Millionen-Euro-Gesamtinvestition bei diesem Projekt spricht.
Mit im Rennen gewesen waren auch die Standorte Gundremmingen, ebenfalls im Kreis Günzburg gelegen und bekannt für das dortige Kernkraftwerk, sowie Gundelfingen im Nachbarlandkreis Dillingen. In Gundremmingen hätte RWE die Anlage realisieren wollen und will daran festhalten, hier gegebenenfalls ein reguläres Gaskraftwerk zu bauen, sollte sich das wieder lohnen. Es gibt auch Pläne für eine Gasanschlussleitung von der Gemeinde Dürrlauingen nach Gundremmingen. Bestandteil sei die Anbindung an die bestehende Gasfernleitung Senden-Vohburg des Fernleitungsnetzbetreibers Bayernets ohnehin bereits. In Gundelfingen ist man zwar enttäuscht über die Entscheidung, aber die Stadt hatte ohnehin erfahren, dass die Firma PQ Energy Abstand vom Projekt genommen habe. Kontaktversuche seien zuletzt ins Leere gelaufen.