Beginnt die Skisaison an Ostern?
In den Oberstdorfer und Kleinwalsertaler Bergen könnte das möglich sein. Doch in tieferen Lagen ist das Wintergeschäft in den meisten Gebieten wohl gelaufen
Kempten Das hat es seit Beginn des Skiliftbetriebs in den Nachkriegsjahren noch nie gegeben: Bis jetzt konnten Bergbahnen und Schlepplifte in Bayern wegen der CoronaPandemie in der Saison 2020/21 noch keinen einzigen Tag fahren. Zu hoch sei die Infektionsgefahr, sagen Staatsregierung und Virologen.
Die Branche habe seit November von einer Kabinettssitzung zur nächsten gehofft, dass irgendwann Lockerungen greifen, schildert Thu-Hà Prügelhof vom Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS). „Vergeblich“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung – und es klingt viel Enttäuschung mit. Denn die Bergbahnen hätten reichlich Geld investiert, beispielsweise in die Beschneiung, und viel Hirnschmalz in das Erstellen von Corona-Hygienekonzepten, argumentiert der Branchenverband VDS.
War das alles umsonst? Ralf Speck von der Alpspitzbahn in Nesselwang sagt: „Die Skisaison ist für mich schon abgeschlossen.“Falls Lifte doch noch laufen dürften und die Schneelage es zulasse, werde man vielleicht noch ein reduziertes Angebot für Einheimische und Kinder bereithalten. Ansonsten hofft Speck, „dass wir Ostern in die Sommersaison starten können“.
Sobald es möglich ist, will die Hörnerbahn im Oberallgäuer Bolsterlang den Betrieb aufnehmen. „Entweder mit Skibetrieb, falls genug Schnee liegt, oder für Fußgänger“, sagt Geschäftsführer Wilfried Tüchler. Für das Unternehmen sei der Winter eine Katastrophe gewesen: Die Kosten für Beschneiung, Personal und Saisonvorbereitung belaufen sich nach Tüchlers Schätzung auf geschätzt 400000 Euro.
Jörn Homburg, Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal (OK), hat die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben: „Bis 1. April würden wir noch starten“, sagte er. Denn: In höher gelegenen Skigebieten wie Fellhorn/KanzelDer wand oder am Ifen, auf Grasgehren, in Oberjoch oder an der Hörner bestehen in den meisten Jahren bis Mitte April noch gute Verhältnisse für Skifahrer in den Osterferien. Und Ostersonntag ist heuer bereits am 4. April. Außerdem soll Ende März die neue Bahn aufs Nebelhorn in Betrieb gehen.
Seilbahnverband hat kürzlich unter seinen Mitgliedern gefragt, wer denn in den nächsten Wochen überhaupt noch in den Skiwinter starten würde. Wenn das zum 15. Februar unter Auflagen möglich wäre, würden 60 Prozent der Seilbahnen und 77 Prozent der Schlepplifte noch loslegen und die Pisten präparieren.
„Vor allem die Schlepplifte hat es hart getroffen“, sagt VDS-Sprecherin Prügelhof. Denn die haben keinen Sommerbetrieb. So wie die Schwärzenlifte in BuchenbergEschach (Oberallgäu), die Rupert Schön mit seiner Familie betreibt. Schnee satt liegt dort immer noch auf den Pisten. Ein Meter dürfte es wohl sein, denn auch Schön hat die kalten Tage im November und Dezember zur Schneeproduktion genutzt. 40 000 bis 50 000 Euro hat das Familienunternehmen Schön in die Kunstschnee-Produktion gesteckt, nochmals 10000 Euro in Mobiliar und Heizpilze für den To-go-Verkauf.
Als problematisch bewerten Liftbetreiber Schön und der Branchenverband die sogenannten Novemberund Dezemberhilfen. Denn beide bemessen sich an den Umsätzen vom Vorjahresmonat. Dieser aber sei bei vielen mangels Schnee miserabel ausgefallen, argumentiert der VDS und fordert, den Monatsschnitt von drei Jahren als Bezugsgröße heranzuziehen.
Für Liftbetreiber Schön steht fest: Sobald es möglich ist und noch Schnee liegt, will er in Betrieb gehen. Anders als größere Skigebiete brauche er nicht viel Vorlauf: „Wir sind innerhalb eines Tages startklar“, versichert der Oberallgäuer Unternehmer: „Wenn wir dürften.“