„Ein MegaKnall“
Als eine Reinigungskraft den Lichtschalter drückt, kommt es in der Rettungswache des Roten Kreuzes in Memmingen zu einer Explosion. Fünf Menschen werden verletzt
Memmingen Es muss eine immense Druckwelle mit einem gewaltigen Knall gewesen sein, als sich am Freitag um kurz nach 6 Uhr eine GasExplosion im Memminger Gebäude des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ereignete. Eine Reinigungskraft hatte in einem Büro einen Lichtschalter gedrückt, als das Unglück geschah. Ein Rettungshubschrauber brachte die 56-jährige Frau mit Brand- und Schnittverletzungen ins Klinikum Murnau – sie schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Zudem gab es vier Leichtverletzte, alles BRK-Mitarbeiter im Alter zwischen 23 und 58 Jahren, die sich im Gebäude befanden.
Die Explosion in der Memminger Donaustraße war so stark, dass ein Flachdach der Rettungswache angehoben wurde und wegen Einsturzgefahr vom Technischen Hilfswerk mit Streben gesichert werden musste. Glas und Teile mehrerer Fenster sowie Büromaterial flogen bis auf die andere Straßenseite. Nachbarhäuser wurden jedoch nicht beschädigt. Die Schadenshöhe liege bei einer „mittleren sechsstelligen EuroSumme“, sagt Polizeisprecher Dominic Geissler. Ursache ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Leck in einer Hauptgasleitung unter der Donaustraße. Spezialisten des Landeskriminalamts ermitteln. Feuerwehr, Stadtwerke und Polizei gehen derzeit aber von einem Unglück aus. Das Gas strömte offenbar über eine alte Leitung ins BRK-Gebäude, sammelte sich dort und entzündete sich beim Anschalten des Lichts.
Die Stadtwerke öffneten den Bürgersteig an zwei Stellen und suchten das Loch, nachdem die Leitungen stillgelegt und von der Feuerwehr durchlüftet wurden. Insgesamt waren etwa 200 Einsatzkräfte vor Ort.
Die Donaustraße, eine der Memminger Hauptverkehrsstraßen, blieb stundenlang gesperrt. Einige umliegende Häuser mussten evakuiert werden. Die Anwohner, die bleiben durften, hatten zunächst keinen Strom und keine Heizung mehr – beides wurde sicherheitshalber abgestellt. Erst gegen 12 Uhr gab Stadtbrandrat Raphael Niggl Entwarnung: „Es besteht keine Explosionsgefahr mehr.“
„Es gab einen Mega-Knall“, schilderte Nachbarin Claudia Weber die dramatische Situation. Sie wohnt schräg gegenüber des Rotkreuz-Gebäudes. „Es war für mich unklar, ob es ein Unfall war. Dann habe ich die Druckwelle durchs offene Fenster gespürt und zerbrechendes Glas gehört und gesehen. Unser Haus hat gerappelt.“An ihrem Gebäude sei zum Glück kein Schaden entstanden – und auch nicht am Auto, das direkt gegenüber der Rettungswache parkte. BRK-Kreisgeschäftsführer Wilhelm Lehner sagte am Unglücksort: „Das war ein großer Schreck am Morgen. Jetzt steht an allererster Stelle, dass die verletzten Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus behandelt werden und vollständig genesen. Bei der Explosionswucht können wir von Glück sprechen, dass es keine Toten gibt.“Das Rote Kreuz werde die Verletzten „umfassend begleiten und unterstützen, auch in der Verarbeitung dieses dramatischen Erlebnisses“.
Die Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte bleibe trotz des Unglücks gewährleistet, sagte Ivo Holzinger, Vorsitzender des BRK Unterallgäu-Memmingen. Für solche Fälle gebe es Notfallpläne. Die Rotkreuzler kamen bei den Maltesern unter und rücken nun erst einmal von dort aus. Zudem kann das Mindelheimer BRK Einsätze in Memmingen übernehmen.