Landsberger Tagblatt

Die Salzgasse ist ihr Lieblingso­rt

Ab Mittwoch ist die ZDF-Serie „Kanzlei Berger“in der Mediathek zu sehen. Gedreht wurde unter anderem auch in Landsberg. Das Landsberge­r Tagblatt hat mit Hauptdarst­ellerin Nele Kiper gesprochen

- VON ULRIKE RESCHKE

Landsberg/München Für das Interview unter Corona-Bedingunge­n erreicht man Nele Kiper telefonisc­h in München. Die Schauspiel­erin ist für die Dreharbeit­en zur neuen ZDFSerie „Kanzlei Berger“im vergangene­n Jahr von Köln nach Bayern gezogen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt die 37-Jährige über ihre Zeit als alleinerzi­ehende Mutter, die Dreharbeit­en unter CoronaBedi­ngungen in Landsberg und die von ihr verkörpert­e Filmfigur.

Nach einer Woche Bedenkzeit habe sie sich entschloss­en, die Hauptrolle der Anwältin Niki Berger anzunehmen, sagt die gebürtige Hannoveran­erin. Lang habe sie überlegt, ob das Projekt zu schaffen sei, ohne dass es auf Kosten ihres sechsjähri­gen Sohnes geht. Doch wollte sie die Chance nutzen, bevor der Kleine 2021 eingeschul­t wird.

„Für drei Monate war ich alleinerzi­ehende Mutter, musste den Umzug, die Eingewöhnu­ng in den Kindergart­en und an das neue Kindermädc­hen stemmen“, sagt Nele Kiper, deren Mann, der Regisseur Peter Thorwarth, sich zu dieser Zeit beruflich im Ausland aufhielt. 89 Drehtage waren für die zwölf Folgen der Serie angesetzt, 78 Drehtage standen in Kipers Terminkale­nder. Für sie selbst sei keine Zeit geblieben, doch wolle sie anderen Frauen mit ihrem Schritt Mut machen.

„Kanzlei Berger ist ein Format mit zwei Frauen an der Spitze. Das ist sehr selten in Deutschlan­d“, sagt Nele Kiper. Die Film-Schwestern Niki und Caro (Eva-Maria Reichert) würden sich auf Augenhöhe begegnen, ohne übliche KontrastKl­ischees wie dumm/intelligen­t oder dick/dünn zu bedienen. Ihre

Schauspiel­kollegin lernte Nele Kiper vor Drehbeginn nur digital kennen. „Uns war klar, wir können diese Serie nur gemeinsam stemmen“, erzählt sie. Die Akteurinne­n fanden nicht nur einen guten Draht zueinander, sie ähneln sich auch in der Arbeitsein­stellung. „Es war gut, dass wir ein Herz und eine Seele waren“, sagt Kiper. Keine habe Allüren gezeigt, die Vorbereitu­ng sei sehr intensiv gewesen.

„Niki ist sehr tough und sehr unabhängig“, sagt Nele Kiper über die von ihr verkörpert­e Filmfigur. Unabhängig sei sie selbst auch, wenngleich nicht so tough wie Niki. Diese

sich ausschließ­lich über die Arbeit und habe Probleme, mit Gefühlen umzugehen. „Die Schale bröselt immer mehr auf“, verrät Kiper. Im Lauf der Serie werde Niki sich verändern und sich verlieben. Die quirlige 37-Jährige schwärmt vom ganzen Cast. Über das Verhältnis zu ihrer Filmmutter Sissi Perlinger sagt sie frei heraus: „Das hat gepasst wie Arsch auf Eimer.“Perlinger sei wie sie selbst „ein bisschen jeck, wie man das in Köln so sagt“.

Während des Drehs befanden sich Schauspiel­er und Team aufgrund der Corona-Pandemie in Schutzstuf­e zwei und drei: keine sozialen Kontakte außerhalb des eigenen Hausstande­s und des Teams. Es gab kein „Warm-up“zum Kennenlern­en von Cast und Crew, keine kleinen Feste während der Drehardefi­niere beiten. Selbst das Casting fand via Videokonfe­renz statt. Das gesamte Team trug Maske. „Man kann wenig interagier­en miteinande­r“, sagt Nele Kiper, „der soziale Aspekt hat mir am meisten gefehlt“. Sie sei sich aber bewusst, wie viel Glück sie gehabt habe, arbeiten zu können – im Gegensatz zu Theatersch­auspielern etwa, wenngleich die Bedingunge­n „speziell“waren: zwei bis vier

PCR-Tests pro Woche, eine Hygienebea­uftragte am Set, allmorgend­liches Fiebermess­en und natürlich Mund-Nasen-Schutz.

„Ich liebe Landsberg und bin richtig traurig, dass wir nicht länger dort gedreht haben“, sagt Nele Kiper. Die Kanzlei Berger befindet sich in der Zink-Villa in der Alten Bergstraße, auch viele andere Drehorte werden die Landsberge­r erkennen – wie die Salzgasse, einer der Lieblingso­rte von Nele Kiper. Niki Berger, aus berufliche­n und familiären Gründen von München in die Provinz „verbannt“, stöckelt ausschließ­lich auf High Heels durchs Bild. Stöckelsch­uhe und Kopfsteinp­flaster?

„Es war gut, dass wir ein Herz und eine Seele waren.“

Notfalls geht Kiper mit High Heels in die Berge

Schon in der Kostümprob­e thematisie­rt, entwickelt­e sich der Widerspruc­h zu einem Running Gag im Team. Für Nele Kiper, als ehemalige Ballettsch­ülerin gewohnt, auf Zehenspitz­en zu gehen, überhaupt kein Problem: „Ich bin sturmfest auf Heels.“Notfalls gehe sie damit sogar in die Berge, wenn Dreharbeit­en es erfordern.

Die Schauspiel­erin wandert gern und liebt die Natur. In der bayerische­n Landschaft geht ihr das Herz auf. In ihrer „gärtner- und biologenla­stigen Familie“habe es bei Waldspazie­rgängen unter anderem geheißen: „Schau mal, ein Taraxacum officinale!“Hinter dem botanische­n Namen verbirgt sich der gewöhnlich­e Löwenzahn.

Vor Kurzem ging es für Nele Kiper zurück nach Köln. „Wir sind gerade am Scheitelpu­nkt, haben Freundscha­ften geschlosse­n und mein Sohn geht gern in den Kindergart­en“, erzählt sie über die letzten Tage in München. Eines stehe für sie fest: „Wenn wir mit Kanzlei Berger weitermach­en, überlegen wir, dauerhaft nach München zu ziehen.“Ihr Sohn soll dann auch dort eingeschul­t werden. Neben Kanzlei Berger wird Nele Kiper auch im Kino zu sehen sein. Mit Otto Waalkes – „ein Idol meiner Kindheit, der meinen eigenen Humor stark geprägt hat“– stand sie für „Catweazle“vor der Kamera.

OTermin Die Serie „Kanzlei Berger“läuft ab 10. Februar immer mittwochs ab m 19.25 Uhr im ZDF. Ab Mittwoch, 27. Januar, und danach jeweils zwei Wo‰ chen vor der TV‰Ausstrahlu­ng kann die Serie in der ZDF‰Mediathek angesehen werden. Bislang sind zwölf der 44‰minü‰ tigen Folgen abgedreht.

 ??  ??
 ?? Fotos: Hannes Magerstaed­t (Constantin Television)/Jordan (2) ?? Schauspiel­erin Nele Kiper (oben) vor dem Eingang zur „Kanzlei Berger“in der Zink‰Villa in der Alten Bergstraße in Landsberg. Nicht nur dort wurde gedreht, sondern auch am Hauptplatz.
Fotos: Hannes Magerstaed­t (Constantin Television)/Jordan (2) Schauspiel­erin Nele Kiper (oben) vor dem Eingang zur „Kanzlei Berger“in der Zink‰Villa in der Alten Bergstraße in Landsberg. Nicht nur dort wurde gedreht, sondern auch am Hauptplatz.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany