Landsberger Tagblatt

Post von Dr. Schiffmann

Zweifler verteilen am Ammersee Flyer. Das geschieht auch an ungewöhnli­chen Orten

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Ammersee/West Die Corona-Pandemie beherrscht zurzeit mehr denn je die aktuelle öffentlich­e Debatte. Steigende Infektions­zahlen führen wieder zu weitergehe­nden Beschränku­ngen und Verhaltens­regeln. Diese werden zwar von einer großen Mehrheit der Bevölkerun­g mitgetrage­n, aber es gibt auch Kritiker. In den vergangene­n Tagen wurden auch im Ammerseege­biet Flugblätte­r verteilt, auf denen als presserech­tlich Verantwort­licher der Sinsheimer Hals-Nasen-OhrenArzt Dr. Bodo Schiffmann angegeben ist, einer der bekanntest­en Corona-Skeptiker in Deutschlan­d.

In Geltendorf wurden Flugblätte­r ausgetrage­n, die unter anderem die Zuverlässi­gkeit der PCR-Tests thematisie­ren, die Sinnhaftig­keit von Maskentrag­en und anderer Verhaltens­maßregeln insbesonde­re mit Blick auf Kinder. Speziell darauf zielte auch ein Flugblatt ab, das in Finning verteilt wurde: Dort fand vor wenigen Tagen die Mesnerin der Oberfinnin­ger Pfarrkirch­e Flyer auf den Kirchenbän­ken. Die öffentlich­e Wirkung dieser Broschüren dürfte jedoch begrenzt gewesen sein, denn in Oberfinnin­g finden schon seit März aufgrund der Corona-Situation keine Gottesdien­ste mehr statt. Die Mesnerin entfernte die Broschüren.

Auch ein am Tor der Markthalle in Dießen angebracht­es Plakat einer Initiative „Eltern stehen auf“wurde schnell abgehängt, berichtet Stefanie Grewel, die Vorsitzend­e des Marktverei­ns. Sie distanzier­te sich namens des Marktverei­ns von dem Aushang und wies darauf hin, dass dieser ohne vorherige Anfrage angebracht worden sei. Im Impressum dieses Plakats ist eine Person aus Nieder-Olm (Rheinland-Pfalz) angegeben. Zuletzt tauchte in Raisting ein Flugblatt mit der Überschrif­t „Positiv ist nicht krank“auf, auch dieses verweist im Impressum auf den Sinsheimer Arzt Schiffmann.

Wer die Flyer verteilt hat, lässt sich offensicht­lich in keinem Fall nachvollzi­ehen. Auch bei der Polizei hat sich laut dem Dießener Inspektion­sleiter Alfred Ziegler bislang niemand wegen solcher Broschüren gemeldet. Er sieht grundsätzl­ich auch keinen Anlass für polizeilic­hes Handeln. Ein solcher wäre nur dann gegeben, wenn ein Text Inhalte aufweisen würde, die Tatbeständ­en wie Beleidigun­g oder Volksverhe­tzung entspräche­n. Die besagten coronakrit­ischen Flugblätte­r seien aber durch das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung gedeckt. Auch ein Auslegen in der Kirche stelle keinen Hausfriede­nsbruch dar. An einen solchen Tatbestand könnte erst gedacht werden, wenn jemand zuvor aufgeforde­rt wurde, dies zu unterlasse­n, so Ziegler. Ein anderes Thema bei Flugblätte­rn könnte eine Ordnungswi­drigkeit im Sinne des Presserech­ts sein, und zwar dann, wenn es kein Impressum aufweist.

Schiffmann-Broschüren werden offenbar deutschlan­dweit verteilt. Auch in Pöttmes im Landkreis Aichach-Friedberg war die Broschüre „Positiv ist nicht krank“in Briefkäste­n zu finden. Dort gab sich die Person, die die Verteilung veranlasst hatte, zu erkennen. Es handelt sich um einen im Ort bekannten Unternehme­r. Bis vor Kurzem war er als stellvertr­etender CSU-Ortsvorsit­zender tätig. Vor drei Monaten sei er aus der Partei ausgetrete­n, weil er mit dem Corona-Kurs der Partei nicht einverstan­den gewesen ist, hieß es vonseiten der Pöttmeser CSU-Ortsvorsit­zenden.

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Foto: Gerald Modlinger Auch am Ammersee verteilen Corona‰Zweifler Broschüren.

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